Zuverdienstgrenze in Diskussion

Rund 100.000 Pensionisten pfuschen

Für Frühpensionistinnen und -pensionisten gilt eine Zuverdienstgrenze von 376 Euro pro Monat. Wer sie überschreitet verliert einen Teil der Pension. Viele arbeiten deshalb im Pfusch und der Staat verliert dadurch Einnahmen. Jetzt werden wieder Forderungen nach zumindest einer Lockerung dieser Zuverdienstgrenze laut.

Morgenjournal, 24. 3. 2012

Helga Lazar

40 Prozent sind nicht freiwillig in Pension gegangen

In Österreich dürfen Frühpensionisten und auch solche, die die Hacklerregelung und Korridorpension in Anspruch nehmen nur bis zur Geringfügigkeitsgrenze dazuverdienen. Der Seniorenbund fordert schon seit Jahren eine Abschaffung dieser Zuverdienstgrenze. Gertrude Aubauer, Seniorensprecherin ÖVP: "40 Prozent der Frühpensionisten kommen aus der Arbeitslosigkeit. Das heißt, sie sind nicht freiwillig in Pension gegangen. Die sollte man nicht doppelt bestrafen. Einmal, dass sie den Job verlieren und zweitens, dass sie nicht einmal dazu verdienen dürfen. Die brauchen die Chance ihr Börsel aufzubessern."

Ungerechte Regelung

Bei Beamten ist das anders. Sie dürfen auch als Frühpensionisten soviel dazuverdienen, wie sie wollen. Gertrude Aubauer: "Fair wäre, dass Frühpensionisten soviel dazu verdienen dürfen, bis sie ihren letzten Aktivbezug erreichen. Das wäre gerecht. Denn derzeit haben wir eine ganz ungerechte Regelung. ASVG-Versicherte dürfen nicht dazu verdienen in der Frühpension, Beamte schon. Völlig unakzeptabel."

Enormer Verlust für den Staat

Nach Expertenschätzungen dürften cirka 100.000 Pensionisten pfuschen. Das mache einen enormen Betrag aus, so Friedrich Schneider, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Linz: "Die Pensionisten, insbesondere Frühpensionisten die noch rüstig sind, die sind natürlich in der Schattenwirtschaft sehr aktiv. Sie erwirtschaften ungefähr zwischen ein und zwei Milliarden Euro im Jahr zusätzlich an Wertschöpfung, also durch Schwarzarbeit.

Volkswirtschaftler Schneider: Zuverdienstgrenze abschaffen

Die Zuverdienstgrenzen sind für Volkswirtschaftler Friedrich Schneider eine ungeschickte Regelung. Er plädiert für eine Abschaffung: "Dadurch würde sicherlich ermöglicht, dass sie Jobs ganz legal annehmen könnten. Dass sie nicht pfuschen oder schwarzarbeiten müssen. Ich wäre dafür. Man muss natürlich den Rahmen dann festlegen, aber ein Zuverdienst bis sieben-/800 Euro wäre durchaus sinnvoll, würde auch allen nützen."

Denn durch dieses Geld würde auch mehr konsumiert und der Staat profitiert zusätzlich durch Mehrwertsteuer-Einnahmen, so Volkswirtschaftler Schneider.

Seniorensprecherin Aubauer: Wer arbeiten will, soll das dürfen.

Seniorensprecherin Gertrude Aubauer schlägt eine ähnliche Regelung wie in Deutschland vor, dort wurden die Zuverdienstgrenzen für Pensionistinnen und Pensionisten abgeschafft. "Damit soll die Pensionslücke zwischen Pension und letztem Aktivbezug geschlossen werden und zwar durch Arbeit. Niemandem kann man heute mehr Bremsklötze vor die Füße werfen, wenn er arbeiten will. Das ist völlig überholt."

Die Seniorenbund-Vizechefin hofft, dass in Österreich nachgezogen wird; immerhin steht die Abschaffung der Zuverdienstgrenze im Regierungsprogramm.