30 Euro die Stunde füllt leere Kassen

Athen vermietet Polizisten

In Griechenland muss jeder sparen, so auch die griechische Polizei. Doch das Sparen darf nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. Die griechische Polizei braucht eine funktionierende Infrastruktur und Geld um ihr Personal zu bezahlen. Jetzt hat das Innenministerium ein neues Projekt angekündigt: Man werde ab jetzt offiziell die Dienste der Polizei vermieten.

Mittagsjournal, 10.4.2012

Mit der Maßnahme will Athen wieder Geld in die Staatskasse bringen. Das neue Geschäftsmodell soll streng kontrolliert werden. Denn die Grunddienste der Polizei, die öffentliche Sicherheit betreffend, dürften nicht in Mitleidenschaft gezogen werden.

Auch mit Motorrad oder Hubschrauber möglich

Ein Sondertransport, Personenschutz oder Sicherung wertvoller Kunstwerke. Bis jetzt gehörte das zu den normalen Aufgaben der griechischen Polizei. Ab jetzt wird das anders, sagt der Polizeisprecher Thanasis Kokalakis: Die betroffene Abteilung wird entscheiden ob die Anfrage bestimmte Kriterien erfüllt, wenn ja, werden wir den Auftrag akzeptieren und die Einsätze in Rechnung stellen.

Auch die Tarife wurden veröffentlicht. So kostet ein Polizist in Uniform 30 Euro die Stunde, mit Motorrad 40 und mit Streifenwagen 50. Für zweihundert Euro gibt es ein Polizeiboot und für 1.500 sogar einen Hubschrauber, auch hier gelten die Tarife Pro stunde.

Die Krise erreicht die Sicherheit

Das auf diese Weise eingenommene Geld soll, wenn auch nicht die Staatskassen füllen, so zumindest der Polizei selbst zu Gute kommen sagt der Polizeisprecher: Die Einkünfte dieser Operation werden wir dazu verwenden, unsere Ausrüstung auf den neuesten Stand zu bringen. So zum Beispiel der Fuhrpark, so Kokalakis weiter. Schuld an dem Ganzen sei die Krise.

Sie hat auch die griechische Polizei beeinflusst. so wie sie jede andere Organisation beeinflusst, die in einer Wirtschaft lebt, die sich am Rande des Abgrunds befindet. Wenn die Polizei von der Krise unbeeinflusst geblieben wäre, das wäre etwas Ungewöhnliches.

"Maßnahme gegen die Korruption"

Große Zeitungen wie Proto Thema bleiben skeptisch und stellen die Frage: Wie lange noch bis ganz normale Einsätze der Polizei, zum Beispiel nach einem Raubüberfall kostenpflichtig werden? Das Innenministerium beruhigt. Bis jetzt hat es das auch gegeben, doch wir haben es gratis gemacht. Als Beispiele werden Filmaufnahmen zitiert, bei denen Polizeiautos vorkommen. Im Ausland ist das bereits kostenpflichtig.

Außerdem sei es auch eine Maßnahme im Kampf gegen die Korruption. So wurde in den vergangen Jahren die Polizei immer wieder beschuldigt, der politischen und wirtschaftlichen Elite des Landes teuren Polizeischutz unter nicht nachvollziehbaren Bedingungen, gewährt zu haben. Viele Polizisten sollen dabei in die eigene Tasche gearbeitet haben, so die griechische presse. Das soll jetzt anders werden. Die Polizei wird weiterhin diese Dienste anbieten, nur wird ab jetzt alles hochoffiziell und transparent vor sich gehen, hofft das Innenministerium.