Brennpunkt einer Abwärtsentwicklung

Athens Zentrum verwahrlost

In Griechenland haben die Menschen längst das Gefühl, dass die Spar-Therapie nicht wirkt. Je mehr gespart wird, desto steiler scheint es mit dem Land bergab zu gehen. Im Zentrum Athens herrschen Zustände, wie man sie aus Slums kennt. Seit einiger Zeit gilt das fast groteske Prinzip: Wer in Athen billig wohnen will, sucht sich etwas in der Innenstadt.

Mittagsjournal, 20.4.2012

Alkyone Karamanolis berichtet über die trostlose Lage in Griechenland.

Eine Stadt verfällt

Die Schulden, Finanz- und Wirtschaftskrise setzt der griechischen Bevölkerung hart zu. Geschäfte und Unternehmen sperren zu, die Arbeitslosigkeit steigt, staatliche Leistungen werden gestrichen oder reduziert. Die Folgen sind mit Händen zu greifen, vor allem in großen Städten wie Athen. Alte Versäumnisse wachsen sich in Kombination mit dem akuten Geldmangel aus, zum Beispiel in der Stadtentwicklung. Und so kommt es, dass zum Beispiel ausgerechnet im Zentrum der griechischen Hauptstadt eine Art Slum entstanden ist und das groteske Prinzip gilt: Wer in Athen billig wohnen muss, sucht am besten in der Innenstadt eine Wohnung. Das Zentrum befindet sich seit Jahrzehnten im Abwärtstrend - seit der Smog der 70er und 80er die Athener in die Vororte trieb. Inzwischen ist zwar der Smog erfolgreich bekämpft, aber die Politik hat lange nichts gegen den Verfall der Stadt getan - und jetzt kann sie es nicht, auch wenn sie wollte. Alkyone Karamanolis mit einer Reportage aus dem Zentrum Athens, wo Soziologen darüber debattieren, ob man es mit einem Slum oder einem Ghetto zu tun habe.