Hollandes Vorsprung wird vermutlich halten

Vor TV-Duell Sarkozy - Hollande

Die französischen Präsidentschaftskandidaten Francois Hollande und Nicolas Sarkozy treffen am Abend zu ihrem einzigen Fernsehduell vor der Stichwahl am kommenden Sonntag zusammen. Themen der Debatte, die zwei Stunden dauern soll, sind die Finanzkrise, die Sozialpolitik sowie die Zukunft der EU.

Morgenjournal, 2.5.2012

Aus Paris berichtet Eva Twaroch.

Wichtiges Ritual

Der Sozialist Hollande liegt in den aktuellen Umfragen mehr als sechs Prozentpunkte vor dem konservativen Amtsinhaber Sarkozy. Seit 1974 wird in Frankreich zwischen den beiden Runden der Präsidentschaftswahl eine Fernsehdebatte geführt. Ein solcher Auftritt, den diesmal rund 20 Millionen Menschen sehen dürften, brachte laut Meinungsforschern bisher aber höchstens eine Entwicklung um einen Prozentpunkt nach oben oder unten. Der verbale Schlagabtausch gilt dennoch als wichtiges Ritual im französischen Wahlkampf. Sarkozy hatte Hollande mehrfach zu Rededuellen aufgefordert. Doch Hollande kennt den offensiv debattierenden Sarkozy von früheren Gelegenheiten genau - und hat alle Angebote abgelehnt.

Gewerkschaften für Hollande

Der gestrige 1. Mai brachte einen neuen Wahlkampf-Höhepunkt. Bei den traditionellen 1. Mai-Kundgebungen der Gewerkschaften gab es kaum Jubelrufe für den Präsidenten gegeben haben. Bernard Thibault, Chef des linken Gewerkschaftsbundes CGT, hat offen zur Unterstützung von Sarkozys Herausforderer François Hollande aufgerufen. Sarkozy seinerseits sprach vor dem Pariser Eiffelturm zu seinen Anhängern und versprach unter anderem ein "neues Sozialmodell" und den Kampf für ein starkes Frankreich.

Entspannter Herausforderer

Hollande konnte es sich am 1. Mai leisten, in der zentralfranzösischen Kleinstadt Nevers des verstorbenen sozialistischen Premierministers Pierre Bérégovoy zu gedenken. Sichtlich entspannt hielt der Favorit für die Stichwahl dort eine Ansprache, in der er natürlich auch Gewerkschaften und Arbeiter würdigte. Vor allem aber machte er mit Blick auf die vor 17 Jahren beendete, letzte Amtszeit eines sozialistischen Präsidenten deutlich: "Ich will der Nachfolger von François Mitterrand sein." An Sarkozy gerichtet fügte er selbstbewusst hinzu: "Wir sagen ihm schon jetzt: Tschüss!"

Le Pen ohne Empfehlung

Die Rechtsextreme Marine Le Pen ließ bei ihrer Kundgebung am Dienstag in Paris nicht den Hauch eines Zweifels aufkommen, dass sie Sarkozy für unwählbar hält. Die Parteichefin der Front National (FN) ging mit dem Präsidenten genauso hart ins Gericht wie mit dem Sozialisten Hollande und kanzelte beide als Vertreter einer "politischen Elite" ab, die das einfache "Volk" verrate und verkaufe. (Text: APA, Red.)

Morgenjournal, 2.5.2012

Hans Woller tippt im Gespräch mit Andrea Maiwald auf 53,1 Prozent für Hollande.