Beratung mit Parteichefs

Papoulias sucht nun Übergangsregierung

Nach dem Scheitern der Verhandlungen über eine längerfristige Expertenregierung in Griechenland berät Präsident Papoulias über die Bildung einer Übergangsregierung. Sie soll das Land bis zur neuen Parlamentswahl führen, die voraussichtlich am 17. Juni stattfindet. Papoulias ist es nicht gelungen, die Parteien zur Bildung einer Koalitionsregierung zu bewegen.

Morgenjournal, 16.5.2012

Schon im Wahlkampf

Unter den griechischen Parlamentsparteien herrscht erbitterter Streit über die Sparmaßnahmen, die mit Griechenlands internationalen Geldgebern im Gegenzug für Finanzhilfen vereinbart sind. Fünf Runden zur Bildung einer Regierung sind gescheitert, zuletzt auch der Versuch Papoulias', eine Expertenregierung einzusetzen. Die Parteichefs haben mittlerweile mit dem Wahlkampf begonnen und beschuldigen einander, die Neuwahl verursacht zu haben.

Ansturm auf griechische Banken

Die verfahrene politische Lage stürzt die Griechen nach den Worten Papoulias' in tiefe Unruhe: Am Montag seien 700 Millionen Euro von den Banken des Landes abgehoben worden, berichtete der Präsident. Staatsbankchef Provopoulos habe ihm erklärt, dass die Lage der Banken "sehr schwierig" und das Banksystem "derzeit sehr schwach" sei. Außerdem habe er ihn gewarnt, dass sich die Situation verschärfen werde. Auch die Finanzmärkte reagierten schockiert auf die Nachrichten aus Athen.

"Monat der Tragödie"

Staatspräsident Papoulias warnte am Dienstag, der Juni könne zu einem "Monat der Tragödie" für das Land werden. Er bezog sich dabei auf einen Bericht der amtierenden Regierung, wonach Griechenland dringend eine neue arbeitsfähige Regierung benötigt, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Ohne internationale Hilfen ist das Land Ende Juni pleite.

Morgenjournal, 16.5.2012

Alkyone Karamanolis im Gespräch mit Wolfgang Wittmann

Weitere Entwicklung völlig offen

Die radikale Linke Griechenlands ist weiterhin im Aufwind der Wählergunst. Dennoch ist es alles andere als sicher, dass nach Neuwahlen eine regierungsfähige Mehrheit zustande kommt. Die Folge wäre eine Pattsituation. Denkbar ist auch, dass die Protestwähler zu den bürgerlichen Parteien zurückkehren. Die Lage ist völlig offen, das Land steuert auf den Staatsbankrott zu.