Beratung mit Parteichefs
Papoulias sucht nun Übergangsregierung
Nach dem Scheitern der Verhandlungen über eine längerfristige Expertenregierung in Griechenland berät Präsident Papoulias über die Bildung einer Übergangsregierung. Sie soll das Land bis zur neuen Parlamentswahl führen, die voraussichtlich am 17. Juni stattfindet. Papoulias ist es nicht gelungen, die Parteien zur Bildung einer Koalitionsregierung zu bewegen.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 16.5.2012
Schon im Wahlkampf
Unter den griechischen Parlamentsparteien herrscht erbitterter Streit über die Sparmaßnahmen, die mit Griechenlands internationalen Geldgebern im Gegenzug für Finanzhilfen vereinbart sind. Fünf Runden zur Bildung einer Regierung sind gescheitert, zuletzt auch der Versuch Papoulias', eine Expertenregierung einzusetzen. Die Parteichefs haben mittlerweile mit dem Wahlkampf begonnen und beschuldigen einander, die Neuwahl verursacht zu haben.
Ansturm auf griechische Banken
Die verfahrene politische Lage stürzt die Griechen nach den Worten Papoulias' in tiefe Unruhe: Am Montag seien 700 Millionen Euro von den Banken des Landes abgehoben worden, berichtete der Präsident. Staatsbankchef Provopoulos habe ihm erklärt, dass die Lage der Banken "sehr schwierig" und das Banksystem "derzeit sehr schwach" sei. Außerdem habe er ihn gewarnt, dass sich die Situation verschärfen werde. Auch die Finanzmärkte reagierten schockiert auf die Nachrichten aus Athen.
"Monat der Tragödie"
Staatspräsident Papoulias warnte am Dienstag, der Juni könne zu einem "Monat der Tragödie" für das Land werden. Er bezog sich dabei auf einen Bericht der amtierenden Regierung, wonach Griechenland dringend eine neue arbeitsfähige Regierung benötigt, um einen Staatsbankrott abzuwenden. Ohne internationale Hilfen ist das Land Ende Juni pleite.
Morgenjournal, 16.5.2012
Alkyone Karamanolis im Gespräch mit Wolfgang Wittmann
Weitere Entwicklung völlig offen
Die radikale Linke Griechenlands ist weiterhin im Aufwind der Wählergunst. Dennoch ist es alles andere als sicher, dass nach Neuwahlen eine regierungsfähige Mehrheit zustande kommt. Die Folge wäre eine Pattsituation. Denkbar ist auch, dass die Protestwähler zu den bürgerlichen Parteien zurückkehren. Die Lage ist völlig offen, das Land steuert auf den Staatsbankrott zu.