Proteste gegen Kandidaten der Stichwahl

Unruhen in Kairo

Die Präsidentenwahl in Ägypten ist anders ausgegangen, als die meisten Prognosen erwartet haben. Nach dem Ergebnis des ersten Wahlganges, stehen die Ägypter bei der kommenden Stichwahl im Juni vor einer schwierigen Entscheidung: Sie müssen zwischen einem Islamisten und einem Mann Mubaraks wählen.

Morgenjournal 29.5.2012

Karim El-Gawhary im Gespräch mit Wolfgang Wittmann

Muslembruder oder Mann Mubaraks

Eigentlich wollten die Ägypter für den Wandel stimmen, jetzt stehen bei der kommenden Stichwahl die beiden Präsidentschaftskandidaten zu Wahl, die am meisten polarisieren: Auf der einen Seite der Muslimbruder Mohammed Mursi, auf der anderen Ahmed Shafik, ein Mann, der die Vergangenheit unter Ex-Präsident Hosni Mubarak repräsentiert.

Wahlkampfzentrale in Brand gesetzt

Mehr als 2000 Menschen versammelten sich am Montagabend auf dem Tahrir Platz in Kairo. Protestierende setzten außerdem Shafiks Wahlkampfbüro in Brand. Durch seine Kandidatur bei der Stichwahl fühlen sich viele Ägypter um ihre Revolution betrogen. Sie wollen nicht, dass mit einer Wahl Ahmed Shafiks das alte Regime Mubaraks wieder zurückkehrt. Eigentlich wurde nach dem Sturz Mubaraks ein Gesetz erlassen, dass es ehemaligen Vertrauten des Ex-Präsidenten verbietet, zu Präsidentschaftswahl anzutreten. Allerdings hat der Militärrat das Gesetz nie unterzeichnet, weshalb es bis heute nicht in Kraft getreten ist. Die Ägypter fühlen sich dadurch betrogen und gehen erneut für ihre Rechte auf die Straße.

Kandidaten der Stichwahl noch nicht sicher

Noch ist allerdings nicht sicher, ob Shafik wirklich zur Stichwahl im Juni antreten darf. Sollte das ägyptische Verfassungsgericht entscheiden, dass er auf Grund seiner politischen Vergangenheit nicht kandidieren darf, sind zwei Ausgänge möglich: Entweder wird der drittgereihte Kandidat an die Stelle Shafiks vorrücken und bei der Stichwahl gegen Mursi antreten, oder der Muslembruder muss sich keinem Gegenkandidaten, sondern einem Referendum stellen, das entscheidet, ob er Präsident wird oder nicht. Sollte Mursi zum Präsidenten gewählt werden, fürchten viele Ägypter einen zu großen Einfluss der Muslembruder in der politischen Landschaft Ägyptens. Denn die Islamisten stellen bereits die Mehrheit im Parlament.