Breivik zurechnungsfähig: 21 Jahre Haft

Das Gericht in Oslo hat den norwegischen Massenmörder Anders Behring Breivik für zurechnungsfähig erklärt. Breivik wurde zur Höchststrafe von 21 Jahren Haft verurteilt. Aber er wird vermutlich den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringen.

Mittagsjournal, 24.8.2012

"Wegen Terrorismus und Mordes"

Anders Behring Breivik hat bekommen, was er wollte. Er wurde von den fünf Richtern einstimmig für zurechnungsfähig erklärt, muss also nicht in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher. Richterin Elisabeth Arnzen verkündete das Urteil heute Vormittag: "Anders Behring Breivik, das Gericht verurteilt sie wegen Terrorismus und Mordes zu 21 Jahren Haft, eine vorzeitige Entlassung kann frühestens nach zehn Jahren geprüft werden."

Damit ist das höchste Strafmaß nach norwegischen Recht ausgeschöpft. Nach der Strafe kann ein Täter in Norwegen auch noch in Sicherheitsverwahrung genommen werden, was im Fall Breivik als wahrscheinlich gilt. Er würde dann nie mehr auf freien Fuß gesetzt.

Gericht folgte weder Breivik noch Anklägern

Breivik selbst hat das Urteil ohne sichtbare Regung im Gerichtssaal zur Kenntnis genommen. Schon vorher hatte er durch seine Anwälte ankündigen lassen, dass er das Urteil nur dann anfechten werde, wenn er für unzurechnungsfähig erklärt wird, wie es ihm eines von zwei Gutachten attestiert hat. Auch die Staatsanwaltschaft wollte Breivik für unzurechnungsfähig erklärt haben, die fünf Richter folgten in diesem nicht unwesentlichen Detail allerdings der Argumentation der Staatsanwälte nicht.

Schlussstrich gezogen

Die Angehörigen der 77 Opfer des Massakers von Utöja und des vorangegangenen Bombenanschlags im Zentrum von Oslo zeigten sich zufrieden mit dem Urteil, auch wenn die Emotionen noch immer deutlich sichtbar waren. Einige der Angehörigen weinten bei der Urteilsverkündung im Gerichtssaal. Mit dem heutigen Urteil ist ein Schlussstrich gezogen unter das schlimmste Attentat, das Norwegen bis heute erlebt hat. Zehn Wochen hat das Verfahren gedauert, mehr als hundert Zeugen sagten aus, Breivik selbst hat sich als politischer Attentäter zu inszenieren versucht. Die Tat selbst leugnete er nie, sondern bezeichnete sie als "notwendig, um das norwegische Volk vor einer Islamisierung zu retten."