Merkel in Peking: Es geht um den Euro
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ist zu einem Besuch in China eingetroffen, begleitet von der größten deutschen Regierungsdelegation, die jemals China besucht hat. Neben Handelsfragen ist die Eurokrise wichtigstes Thema. Für China ist Deutschland Garant dafür, dass der Euro nicht auseinanderbricht.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 30.8.2012
Gegenseitige Interessen
Eine Kanzlerin, sieben Minister, zwei Staatssekretäre, dazu Dutzende Unternehmer, unter ihnen auch Chefs von börsennotierten deutschen Großbetrieben . mit insgesamt mehr als 100 Delegationsmitgliedern kommt Angela Merkel nach Peking, zur gemeinsamen Kabinettssitzung, an der chinesische und deutsche Regierungsvertreter an einem Tisch Platz nehmen. Die Symbolik ist unübersehbar: Deutschland und China hegen längst eine Sonderbeziehung, eine privilegierte Wirtschaftspartnerschaft. Eine fast perfekte Symbiose meinen manche, die so funktioniert: China braucht Technologie und Knowhow, Deutschland braucht Märkte, und das außerhalb des schwächelnden Euro-Raumes. So verzeichnen etwa die deutschen Autobauer in China einen Absatzrekord nach dem nächsten, während ihnen zuhause in Europa die Nachfrage langsam wegbricht.
Hilfe unter Bedingungen
Für die Chinesen ist Deutschland der wichtigste Technologielieferant in Europa. Angela Merkel gilt als Euro-Chefsaniererin, zu der man mehr Vertrauen hat als zu irgendeinem anderen europäischen Regierungschef. "Die globale Finanz- und die europäische Wirtschaftskrise haben immer tiefergreifende Auswirkungen. China und Deutschland müssen als wichtige Volkswirtschaften und strategische Partner international jetzt Vertrauen schaffen", sagt Chinas Premier Wen Jiabao, der wieder einmal die Unterstützung Chinas im Kampf gegen die Euro-Krise verspricht. Falls die Bedingungen stimmen, werde man weiter in Anleihen kriselnder Staaten investieren. Welche Bedingungen dafür nötig seien, sagt er nicht.
Verträge und haarige Themen
Sozusagen als Geste des guten Willens unterzeichnet China aber nebenbei heute den Kauf von 50 neuen Flugzeugen der Marke Airbus, im Beisein von Angela Merkel und Premierminister Wen in der großen Halle des Volkes in Peking. Es folgen Milliardenverträge zwischen chinesischen und deutschen Firmen.
Auch haarige Themen werden angesprochen. So hat Angela Merkel angeblich im persönlichen Gespräch mit ihrem Amtskollegen mehr Freiheiten für ausländische Journalisten in China gefordert, nachdem sich die deutschen Korrespondenten in Peking zuvor in einem offenen Brief an Merkel über Einschüchterung und Willkür der Behörden beklagt hatten.
Es ist der klassische Spagat, den jeder westliche Politiker in Peking zu bewältigen hat. Man will den Gesprächspartner, mit dem man Geschäfte machen will, nicht verprellen, aber auch nicht den Eindruck erwecken, man kehre westliche Werte dafür unter den Tisch.
Neue starke Männer
Mit Präsident Hu trifft Merkel dann auch noch den wohl mächtigsten Vertreter der alten Garde in Peking, bevor sie Mitglieder der künftigen kennenlernt. In wenigen Wochen wird auf dem Parteitag der KP ein Generationswechsel eingeläutet. Präsident Hu legt zuerst den Parteivorsitz und wenige Monate später das Präsidentenamt nieder. Ein Großteil der Regierungsmitglieder tritt ebenfalls zurück, aus Altersgründen. Und so dient der Besuch der Kanzlerin heute in Peking auch dazu, die neuen starken Männer kennenzulernen, die die Geschicke Chinas in den nächsten zehn Jahren lenken werden.