RBI-Chef Stepic: Probleme in Ungarn

Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat in den ersten neun Monaten des Jahres rund 1,1 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern gemacht, acht Prozent besser als vor einem Jahr. Vorstandschef Herbert Stepic spricht von einem ansprechenden Ergebnis. Aber das Institut, das stark in Osteuropa engagiert ist, stellt sich auf weitere Kreditausfälle ein, was wiederum mehr Vorsorgebedarf bedeutet.

Mittagsjournal, 28.11.2012

RBI-Chef Herbert Stepic im Gespräch mit

Ungarn: Selbstbedienungsladen ohne Kasse

Beim Ausblick auf die nähere Zukunft ist Stepic zurückhaltend: "Wir rechnen in den nächsten zwei Quartalen mit einem sehr flachen bis negativen Wachstum der Volkswirtschaften Europas, daher werden wir auch eine flache Ertragskure haben." Dennoch hoffe er auf ein zufriedenstellendes Gesamtjahr. Zum Sorgenkind Ungarn äußert Stepic Unzufriedenheit sowohl was das Geschäft, als auch die Politik betrifft. Vereinbarungen der Banken mit der Regierung seien revidiert worden. Das Land liege völlig darnieder, es würden keine strukturellen Verbesserungen durchgeführt. Die Regierung richte ihr Handeln ausschließlich danach aus, die von der EU vorgegebenen Budgetrichtlinien zu erzielen. "Das tun sie, aber sie holen sich das Geld letztlich von den Banken", so Stepic. Er vergleicht das Vorgehen der ungarischen Regierung mit dem Einkauf in einem Selbstbedienungsladen, ohne zur Kasse zu gehen. Dennoch plant der RBI-Chef keine Änderungen beim Engagement in Ungarn, man verfolge eine langfristige Strategie, daher werde es Raiffeisen in Ungarn noch geben, wenn es dort keine Regierung Orban mehr gebe.

Kritik an "Überregulierung"

Was die Vorschriften zur Eigenkapitalausstattung der Banken betrifft, ist Stepic "relativ relaxed". Die RBI habe eine "Herkulesaufgabe" vollbracht und die Vorgaben der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) weit übertroffen. Wünschenswert wäre, dass die österreichischen Vorschriften mit dem Regelwerk von "Basel III" in Einklang gebracht werden, so Stepic, der eine "Überregulierung" kritisiert. Das Problem dabei sei, dass über den Kamm geschoren und kein Unterschied zwischen Investment- und Universalbanken gemacht werde. Der RBI-Chef wünscht sich, künftig einen Ansprechpartner zu bekommen, mit dem die Geschäftspolitik abzusprechen sei.

Griechenland-Kompromiss "extrem positiv"

Zur Griechenlandhilfe meint Stepic, der erzielte Kompromiss sei der einzig mögliche. Die Rettung Griechenlands sei ein langfristiges Thema. Und der Bankchef hält es für durchaus möglich, dass man noch ein oder zwei Mal über Griechenland reden werde. Die Streckung der Verpflichtungen gebe den Griechen Luft, sich zu entwickeln und sich an die neuen Maßnahmen zu gewöhnen, und sei "extrem positiv", so Stepic.