Nabucco jetzt auch ohne RWE
In fünf Jahren soll die Gaspipeline Nabucco fertig sein, die die OMV vor zehn Jahren initiiert hat und die von der EU unterstützt wird. Den aktuellen Planungen zufolge wird eine stark verkürzte Variante der Röhre realisiert. Die Kosten steigen, Lieferverträge wackeln und Projektpartner springen ab: MOL aus Ungarn ist schon ausgestiegen, jetzt hat sich auch der deutsche Energiekonzern RWE von der Nabucco-Bühne verabschiedet.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 7.12.2012
Bleibt ein Projekt
Für den zweitgrößten deutschen Energiekonzern ist der Ausstieg das Ergebnis einer Kosten / Nutzen Abwägung. RWE steht finanziell unter Druck - die so genannte Energiewende samt Ende der Atomstromerzeugung kostet Geld, das eigene Gasgeschäft schwächelt und die Konzentration gilt erneuerbaren Energieformen. Deswegen streicht RWE Investitionen und trennt sich von Beteiligungen - eine davon ist die ohnehin schon stark verkürzte Pipeline Nabucco. Der Ausstieg aus dem Projekt ist für RWE relativ günstig, teuer geworden wäre es erst mit dem Bau der Röhre. In Wien war der Schritt der Deutschen erwartet worden. OMV Vorstandschef Gerhard Roiss sagte am Vormittag, er könne den Schritt von RWE nachvollziehen.
RWE hält noch annähernd 17 Prozent an dem Projekt - wie die OMV. Ob der heimische Konzern und Projektinitiator nun die Anteile übernimmt - da will sich Roiss nicht festlegen.
Das erste Gas durch die Pipeline namens South Stream soll in drei Jahren strömen. Nabucco wird dann so gut wie sicher noch immer höchstens ein Projekt sein, das vor zehn Jahren in Wien in Angriff genommen worden ist.
OMV: kein Ausstieg
Keine Option beim etwa fünf Milliarden Euro schweren Projekt sei ein Ausstieg, sagt Roiss - egal, wie die Erfolgsaussichten auch sein mögen. Ausschlaggebend sei, dass die OMV in der Region Schwarzes Meer über große Ressourcen verfügt.
In zwei bis drei Jahren werde klar sein, welche Dimension die Gasvorkommen in der Region Schwarzes Meer hat. Dann sei man auch in der Lage die Entscheidung pro oder contra Pipeline zu treffen. Bis dahin bleibe sie ein Projekt, stellt Roiss klar.
Klar ist auch, dass die Konkurrenz für Nabucco nicht kleiner wird. Durch die Ostseepipeline North Stream strömt schon Gas aus Russland. Seine Dominanz festigt Russland mit der Leitung im Süden - durch das Schwarze Meer bis nach Italien.