Lebensmitteltransporte zu billig?
Der Pferdefleisch-Skandal hat wieder einmal deutlich gemacht, wie weit Zutaten von verarbeiteten Lebensmitteln durch die Welt reisen, bevor sie auf den Tellern landen. Hauptgrund dafür ist neben dem großen Preisdruck auch die hohe Spezialisierung in der Lebensmittelindustrie.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 18.2.2013
Optimaler Maschineneinsatz
Ein Tiefkühlproduzent aus Luxemburg bestellt Fleisch bei einem Lieferanten in Südfrankreich, dieser ordert bei einem Fleischhändler auf Zypern, der seine Ware aus rumänischen Schlachtbetrieben bezieht. Das Fleisch in Tiefkühlgerichten ist oft weitgereist. Der Hauptgrund für dieses Odysee: Die Verarbeitungsschritte in der Lebensmittelindustrie sind hoch spezialisiert, sagt Wolfgang Wetscherek, Experte für tierische Lebensmittel an der Universität für Bodenkultur in Wien: "Je mehr ich produziere von einem bestimmten Produkt, umso günstiger wird es." So werden in wenigen Betrieben rund um die Uhr Produkte für halb Europa hergestellt und die teuren Spezialmaschinen sind optimal eingesetzt.
Warten auf EU-Regeln
Dass die Firmen bemüht sind, auch die Preise der Rohstoffe so billig wie möglich zu halten, sei verständlich und legitim, meint Wetscherek. Viele Zwischenstationen der Zutaten könnten da aber auch zur Verschleierung der wahren Herkunft dienen. Das sei eine Frage der illegalen Machenschaften, so Wetscherek. Dass diese doch aufgeflogen sind, ist für den Experten ein Beweis dafür, dass die Kontrollen in der EU funktionieren,
So sieht das auch die Geschäftsführerin des Fachverbandes Lebensmittelindustrie in der Wirtschaftskammer, Katharina Koßdorff. Strengere Regeln für die Kennzeichnung der Herkunft der Zutaten würden von der EU-Kommission für 2014 bereits vorbereitet, sagt Koßdorff. Dann werde man genau wissen, was man zu deklarieren hat, und das sollte man noch abwarten.
Deklaration zu verwirrend?
Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) hatte am Wochenende ja einen sogenannten EU-Lebensmittel-Reisepass gefordert, der die Ursprungsorte der Inhaltsstoffe anzeigen soll. Alle Rohstoffe anzuführen sei nicht einfach, gibt auch Boku-Experte Wetscherek zu bedenken: Die Liste der Deklaration würde enorm lang. Und das würde die Konsumenten mehr verwirren als ihnen weiterzuhelfen.
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