Hochwasser: Ernte fällt heuer aus

Nicht nur Häuser, Straßen und Eisenbahnlinien sind vom Hochwasser zerstört worden. Auch der überschwemmte Boden leidet massiv, sagt Andreas Klik von der Universität für Bodenkultur in Wien. Der Experte für landwirtschaftlichen Wasserbau sieht wenig Chancen, dass auf den betroffenen Flächen heuer noch etwas angebaut werden kann.

Mittagsjournal, 4.6.2013

Hannes Auer, Barbara Daser

Gefahr Heizöl aus Kellern

Im Hochwasser ist nicht nur Wasser. Mitgeschwemmt wird auch abgetragenes Erdreich, vermischt mit Pestiziden aus der Landwirtschaft sowie Heizöl aus überschwemmten Kellern, sagt Andreas Klik von der Wiener Universität für Bodenkultur - in Erinnerung an das Hochwasser im Jahr 2002: nur ein einziger Liter Öl könne eine Million Liter Wasser verunreinigen.

Das Öl und die Pestizide werden mit der Zeit zwar abgebaut, sagt Klik. Wenn das Hochwasser vorüber ist, bleibe dennoch der Schlamm auf den Feldern liegen. Das Problem dabei sei folgendes: Feinteile werden in den Boden eingewaschen, d.h. Poren werden verschlossen und Bodenlebewesen sterben ohne Sauerstoff ab.

Keine Ernte mehr heuer

Die Schlammdecke bildet auch für keimende Pflanzen eine Barriere, die sie kaum durchdringen können. Sie sterben ab, sagt der Experte für Bewässerungswirtschaft. Erst wenn der Schlamm getrocknet ist, könne er zu Deponien transportiert oder in den Boden eingearbeitet werden. Das werde aber noch einige Zeit dauern, je nachdem, wann der Regen aufhört und wie sich die Temperaturen in den nächsten Wochen entwickeln.

Um heuer noch anbauen und ernten zu können, sei es dann jedenfalls zu spät, meint der Wissenschafter. Nächstes Jahr seien aber keine größeren Beeinträchtigungen mehr zu erwarten: der Boden sei ein lebendiges Substrat und erhole sich schnell.

Bodenfläche wird kleiner

Grundsätzlich betont der Experte für Bodenerosion die besondere Rolle des Bodens im Zusammenhang mit Hochwasser-Katastrophen: 50 Prozent des Volumens eines Bodens besteht aus Poren und kann Wasser aufnehmen, d.h. die Speichermöglichkeit des Bodens ist extrem hoch. Nur bei solchen Extremereignissen ist das auch erschöpft.

Die Fläche an Boden, die Wasser aufnehmen kann, wird dennoch ständig kleiner: Jeden Tag gehen in Österreich laut Umweltbundesamt zehn Hektar für den Straßen- und Siedlungsbau verloren. Das entspricht täglich einer Fläche von 14 Fußballfeldern, auf deinen kein Wasser mehr einsickern kann.