Ägypten: Lage weiter aufgeheizt

Die Lage in Ägypten ist weiterhin höchst angespannt; für heute Abend haben die Muslimbrüder wieder zu Protesten aufgerufen, sie verlangen weiterhin die Wiedereinsetzung Mohammed Mursis als Präsident. Die Gegner von Mursi wollen sich am Tahrir-Treffen. In diesem politisch aufgeheizten Ambiente ist heute US-Vizeaußenminister William Burns nach Kairo gereist. Er ist der erste hochrangige westliche Regierungsvertreter, der das Land nach dem Umsturz Anfang Juli besucht.

Adli Mansour  und  William Burns

(c) ELFIQI, EPA

Abendjournal, 15.7.2013

Heikle Mission

Es ist ein vorsichtiges Abtasten - dieser Besuch von US-Vizeaußenminister Burns bei dem neuen Übergangspremier Adli Mansour in Kairo. Diplomatischer Händedruck für die Fotografen.

Die USA tun sich ja sehr schwer, die neue Lage in Ägypten nach der Absetzung von Präsident Mursi offiziell zu beurteilen.
Denn immerhin wurde da ein demokratisch gewählter Präsident vom Militär abgesetzt, andererseits war den USA Mursi und die Muslimbrüdern nicht so ganz geheuer. So reagierten die USA denn sehr zurückhaltend auf die Absetzung Mursis, keine Rede von Putsch, wohl um die US-Militärsubventionen für Ägypten nicht gefährden zu müssen.

Der US-Vizeaußenminister soll bei seinem zweitägigen Besuch in Kairo die neue Lage ausloten und den demokratischen Prozess im Land unterstützen. Er werde Vertreter aus allen Lagern treffen. Es gebe aber noch keinen fixen Termin, so ein Sprecher der Muslimbrüder.

Fraglich ist auch, ob Burns auf seinen Fahrten durch Kairo jene zigtausenden Anhänger des gestürzten Mohamed Mursi vor der Raba al adawiya-Moschee, sehen wird. Mursis Anhänger haben für den Abend zu weiteren Massenprotesten dort aufgerufen. Sie fordern die Rückkehr Mursis in Präsidentenamt.

Wo Mohamed Mursi festgehalten wird, ist weiterhin unklar. Am Wochenende hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen ihn wegen Spionage eingeleitet, 14 ranghohen Muslimbrüdern wurden die Konten gesperrt. Die Anhänger Mursis sprechen von Politjustiz.