Ägypten: Kein Ende der Gewalt in Sicht

Die Armee hat ihr Ziel erreicht. Hunderttausende Menschen in Ägypten folgten dem Aufruf der Militärführung, nach dem Freitagsgebet auf die Straße zu gehen. Auch die Muslimbrüder mobilisierten ihre Anhänger – und es kam, wie es kommen musste: schwere Gewalttaten mit einer unbekannten Zahl von Toten und Verletzten. Davon bekamen die Menschen am Tahrir-Platz in Kairo nichts mit. Sie wurden vom Militär mit großem Aufwand geschützt.

Demonstranten in Kairo

(c) Saber,EPA

Morgenjournal, 27.7.2013

Aus Ägypten berichtet Liza Ulitzka.

Mindestens 17 Tote

Ägypten hat eine weitere Nacht voller Gewalt erlebt. Bei den landesweiten Protesten kamen laut dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera mindestens 17 Menschen ums Leben, weitere 500 wurden verletzt. In Kairo soll die Gewalt demnach ausgelöst worden sein, als die Polizei Tränengas einsetzte, um Proteste gegen das Militär aufzulösen.

In ganz Ägypten waren hunderttausende Menschen dem Aufruf der Armee und ihrem Chef Abdel Fattah al-Sissi gefolgt, gegen die Muslimbrüder und Islamisten zu demonstrieren. Aber auch diese gingen in Massen auf die Straßen.

Verbot von Pro-Mursi-Demonstrationen angedacht

Nach den jüngsten Ausschreitungen überlegt die die Übergangsregierung offenbar, die andauernden Demonstrationen der Anhänger von Mohammed Mursi zu verbieten. Die Sitzblockaden der Mursi-Anhänger in Kairo würden im Rahmen des Gesetzes gestoppt, sagte Innenminister Mohammed Ibrahim heute Früh dem Sender Al-Hajat. Dazu soll es bald Entscheidungen der Staatsanwaltschaft geben.

Proteste beider Seiten gibt es, seitdem das Militär Mursi am 3. Juli abgesetzt hatte. Mursi wird an einem unbekannten Ort festgehalten.