Ederer bei Siemens abgewählt

Nach gut zwölf Jahren ist Schluss - der Siemens-Konzern verabschiedet sich vorzeitig von Brigitte Ederer. Es ist der zweite große Abgang innerhalb weniger Monate: Erst im Juli wurde Vorstandschef Peter Löscher nach einem Machtkampf im Konzern abgelöst. Jetzt muss auch Personalchefin Ederer gehen.

Mittagsjournal, 18.9.2013

Nur noch Männer im Siemens-Vorstand

Seit dem Sommer orientiert sich Siemens wieder an seiner Tradition und stärkt den alten Familiensinn. Peter Löschers Kritik, Siemens sei zu weiß, zu männlich und zu Deutsch ist mit dem Kärntner aus der Führungsetage verschwunden. Spätestens ab Jahresende werden im Vorstand wieder nur noch Männer sitzen, die im Konzern groß geworden sind.

Bestes Beispiel ist Joe Kaeser, seit Jahrzehnten im Unternehmen und seit Juli Vorstandsvorsitzender: "Siemens muss bei Siemens wieder über allem stehen und diesem Credo werden wir uns alle unterordnen. Alle – vom Vorstand bis zum Auszubildenden."

Ederer "Vollzugsorgan" Löschers

Sätze wie diese sind gerade bei den Mitarbeitern und deren starken Vertretung gut angekommen, sei es beim Betriebsrat oder bei der Metallergewerkschaft. Die Arbeitnehmervertretung hat im Aufsichtsrat viel Gewicht und das hat sie offenbar in die Waagschale gelegt, um ihre Wünsche verwirklicht zu sehen – und als Gegenleistung für ihr Ja zum neuen Vorstandschef.

Brigitte Ederer als Personalchefin gelte der Gewerkschaft als Vollzugsorgan von Ex-Chef Löscher, heißt es von Siemensinsidern. Sie hat dessen Konzernumbau samt Mitarbeiterabbau zur Gänze mitgetragen. Auch habe sie sich mit dem Gesamtbetriebsratschef angelegt, weil sie dessen Vertrag nicht verlängern wollte. Der Mann ist 65.

Mit Löschers Abgang Tage bei Siemens gezählt

Ihren Stil als Führungskraft beschrieb Ederer vor drei Jahren in einem Ö1-Interview einmal so: "Man brauch Engagement und man braucht letztlich schon Konsequenz, die man auch als Härte umschreiben könnte." Diese Härte attestierten die Mitarbeiter auch Peter Löscher. Er musste im Juli gehen. Mit der Entlassung des Kärntners wurden die Tage der Wienerin im Vorstand deutlich schneller heruntergezählt.

Ederer wusste noch vor ihrem Wechsel von Wien in die Konzernzentrale, dass die Luft dünn sein kann: "Führungsposten gehen schon mit einer gewissen Einsamkeit einher und das wird sich in München wahrscheinlich nicht ändern." Was Ederer künftig machen wird, ist noch offen. Für eine Stellungnahme war sie nicht erreichbar, auch schriftlich liegt von Seiten des Konzerns nichts vor.

Rückkehr in Politik bisher ausgeschlossen

Faktum ist, dass Ederer für sich einen Zeitpunkt definiert hat, in den Ruhestand zu treten. "Mit 60 habe ich im Moment einen Bescheid der Pensionsversicherung, dass ich da in Pension gehe – also am 1.3.2016. Ich finde, bestehende Bescheide soll man nicht in Frage stellen", sagte Ederer damals mit einem Augenzwinkern im Ö1-Interview.

Eine Rückkehr in die Politik hat Brigitte Ederer bisher ausgeschlossen: "Politik ist das Spannendste, Aufregendste und gleichzeitig Kränkenste, was Sie tun können." Die Sozialdemokratin hat aber mehrmals zugegeben, dass bei ihr ein Nein nicht immer ein Nein bleiben muss.

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