Steuerreformpläne der Wirtschaftstreuhänder

Das Steuersystem in Österreich gilt als kompliziert und nachteilig für den Wirtschaftsstandort. Die Kammer der Wirtschaftstreuhänder hat heute ihr Reformmodell vorgestellt: Die Hauptpunkte: einfachere Tarife, weniger Verwaltung und keine Begünstigung beim 13. und 14. Gehalt.

Mittagsjournal, 3.10.2013

Radikale Vereinfachung

Das derzeitige Steuersystem verknüpft Berhard Gröhs, der Leiter der Arbeitsgruppe für die Reform, mit einem Berufstipp: "Werden Sie Lohnverrechner. Das ist eine der meistgesuchten Berufsgruppen in Österreich." Die Voraussetzung dafür: Präzision und Leidensfähigkeit. Denn es gebe 360 verschiedene Berufsgruppen, die unterschiedlich verrechnet werden. Der Vorschlag zur Reform: drei Gruppen bilden, nämlich Arbeiterkammer-Mitglieder, Nicht-Arbeiterkammer-Mitglieder und Pensionisten.

Lohnsteuer und Sozialversicherung sind zwei Paar Schuhe - zuständig sind 15 Sozialversicherungsträger und diverse Finanzämter. Die Wirtschaftstreuhänder schlagen vor, dass in Zukunft eine Behörde zuständig ist: etwa das Finanzamt, das für den Betrieb, in dem jemand arbeitet, zuständig ist.

All die Änderungen soll es geben, bevor die eigentliche Steuerreform kommt, sagt Klaus Hübner, der Präsident der Kammer der Wirtschaftstreuhänder: Anders sei eine Steuerreform nicht seriös und nicht finanzierbar. Daher sei eine steuerliche Entlastung frühestens ab 1.1. 2016 vertretbar, so Hübner.

Heilige Kühe verschont

Ab 2016 also würde sich die Reform auf die Brieftaschen auswirken. Der Eingangssteuersatz wäre dann laut Plänen der Wirtschaftstreuhänder niedriger als jetzt, nämlich 25 Prozent statt bisher 36,5 Prozent. Das kostet 6,9 Milliarden Euro, die dem Budget fehlen. Geld herein käme durch eine Streichung diverser Ausnahmeregeln und durch das Wegfallen der Steuerbegünstigung beim 13. und 14. Monatsgehalt. Unterm Strich bliebe eine Entlastung für die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler von 1,5 Milliarden Euro. Bernhard Gröhs: "Mehr geht nicht in Österreich." Das gilt vor allem für das 13./14. Monatsgehalt. Den kompletten Verzicht fordert man nicht: "Den Mut haben wir nicht, denn das ist so etwas wie eine heilige Kuh" so Gröhs. Eine Vermögenssteuer kommt in dem Konzept auch nicht vor. Von neuen Steuern halte man nämlich generell nichts.