Fiat schluckt Chrysler zur Gänze

So etwas hat die Aktie des FIAT Konzerns noch nie erlebt. Die Mailänder Börse hat den Handel am Vormittag ausgesetzt. Die Nachricht von der vollständigen Übernahme des US-Herstellers Chrysler hatte den Kurs der Turnier Traditionsmarke schneller als jeden Ferrari nach oben beschleunigt. Die Anleger teilen damit offenbar die Ansicht von Konzernchef Sergio Marchionne, der von einem Triumph spricht und einem Geschäft, das in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Mittagsjournal, 2.1.2014

Rettung aus Amerika

Der Kurs zur weltweiten Nummer sieben der Welt ist für Fiat auch eine Flucht nach vorn. Der italienische Autobauer, dem ebenso die Massenmarken Lancia sowie Alfa Romeo gehören, ist hochverschuldet. Seit Beginn der Kooperation mit Chrysler vor gut vier Jahren sind es die US-Amerikaner, die dem Konzern schwarze Zahlen einfahren. Günstig war für Konzernchef Sergio Marchionne die Komplettübernahme auf jeden Fall. Auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat er, als Chrysler insolvent war und die US-Steuerzahler finanzielle Anschubhilfe leisten mussten. Um künftig allein das Steuer in der Hand zu haben, überweist er dem gewerkschaftsnahen Pensionsfonds VEBA für dessen 40 Prozent umgerechnet drei Milliarden Euro. Zum Vergleich: Daimler aus Stuttgart hat Mitte der 1990er Jahre für die Kurzehe mit Chrysler etwa zehn Mal so viel gezahlt.

Lancias und Alfas aus USA?

Dass sich FIAT nun größer und breiter aufstellt, soll Führung, Forschung, Entwicklung, Einkauf, Produktion, Vertrieb und Service günstiger machen. Gegenüber den Herstellern aus den USA, Europa und Asien will das Unternehmen auf diesem Weg wieder konkurrenzfähiger werden. Konzentrieren wird sich der Konzern auf Amerika - im Süden hat Fiat einen guten Namen, im Norden Chrysler.

Ungelöst bleiben die Probleme in Europa. Fiat, Lancia und Alfa spüren massiv den schwachen Absatz in Folge der Banken- und Schuldenkrise. Nicht nur einmal hat Konzernchef Sergio Marchionne Werkschließungen in Italien angesteuert - intensiver Protest der Gewerkschaft war die Folge. Nun hat er ein weiteres Druckmittel zur Verfügung, um die Herstellung auf dem Heimatmarkt günstiger, schneller und flexibler zu machen. Lenkt die Gewerkschaft nicht ein, dann sollen eben Fiats, Lancias und Alfas künftig importiert statt exportiert werden.

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