Propagandaschlacht China-Japan

Die Beziehungen zwischen China und Japan sind auf einem neuen Tiefpunkt angelangt. Im Konflikt um eine unbewohnte Inselgruppe im ostchinesischen Meer will keine Seite nachgeben. Der jüngste Besuch von Japans Premierminister Abe beim Yasukuni-Schrein, in dem auch Kriegsverbrechern gedacht wird, hat China regelrecht erzürnt. Als Reaktion hat Peking eine Propaganda-Initiative gegen Japan gestartet.

Mittagsjournal, 18.1.2014

Weltweite Agitation

Wären der Konflikt und dessen Potential zur Eskalation nicht real und ernst, die Sticheleien zwischen China und Japan hätten zuweilen fast schon Unterhaltungswert. Jüngst bemüht Chinas Botschafter in London gar den berüchtigten Bösewicht aus den Harry-Potter-Büchern, Lord Voldemort, in einer verbalen Attacke gegen Japan. Japans Militarismus sei in seiner Bösartigkeit vergleichbar mit Voldemort, meint Herr Liu in einem Kommentar in der Tageszeitung "The Telegraph". Japans Botschafter schlägt zurück. Wenn sich in Asien einer wie Voldemort gebärde, dann sei dies China, schreibt Herr Hayahsi in seiner Antwort ebenfalls im "Telegraph".

Ausländische Journalisten in Peking werden jüngst immer wieder zu Veranstaltungen eingeladen, bei denen Historiker über japanische Kriegsgräuel in China sowie den Anspruch Chinas auf die umstrittenen Inseln im ost-chinesischen Meer referieren. Reporter werden zu ehemaligen Camps geführt, in denen japanischen Besatzer Gefangene im zweiten Weltkrieg misshandelt haben. Japan reagiert und will jetzt westliche Reporter nach Tokio fliegen, um die japanische Sicht der Dinge darzulegen. Der Konflikt zwischen Japan und China ist längst zu einer weltweiten Propagandaschlacht geworden.

Warnung vor Militarismus

Japans nationalistischer Premier Shinzo Abe ist mittlerweile in China zur Persona non grata erklärt worden, nachdem er in Tokio Ende Dezember den umstrittenen Yasukuni-Schrein besucht hat, in dem neben einfachen Soldaten auch 14 verurteilter und hingerichteter Kriegsverbrechern gedacht wird. Ein Besuch just zu den Feierlichkeiten zum 120. Geburtstag von Mao Tse-Tung, was in China als Provokation der Sonderklasse gewertet wurde. Die staatlich gelenkten Medien, allen voran die Global Times, in deren Redaktion die öffentliche Wut gegen Japan offen geschürt wird, warnen vor einem neuen japanischen Militarismus. China vertrete den Humanismus, Japan das Gegenteil davon, sagt He Shenquan, verantwortlich für die Kommentar- und Meinungsseite der "Global Times": "Japan hat alles in der Hand. Wenn die Beziehungen zwischen Japan und China noch schlechter werden, dann hat Tokio allein Schuld. Was die Inseln betrifft, so gibt es nur zwei Möglichkeiten: Der Konflikt landet vor einem internationalen Gericht, oder es gibt eine militärische Lösung. Die Wahrscheinlichkeit eines echten Kriegs zwischen uns ist derzeit noch eher gering. Aber einzelne militärische Scharmützel sind jederzeit möglich."

Jüngst erst hatte eine in Washington ansässige einflussreiche Denkfabrik, die sich mit der Bewertung politischer Risiken beschäftigt, die Reibereien zwischen China und Japan als global größte geopolitische Gefahr für 2014 bezeichnet. Und obwohl das chinesische Volk nach offizieller Diktion außer sich ist, ob der japanischen Umtriebe: Touristen zieht es nach Japan, das jetzt vor den anstehenden Feiertage zum chinesischen Neujahr zur beliebtesten Urlaubsdestination der Festlandchinesen gewählt wurde.