"Im Ö1-Journal zu Gast"

Treichl: Bankensektor überreguliert

Gute Nachrichten von Moody’s: Österreich behält trotz des Hypo-Debakels weiter die Bestnote Triple A. Ungeachtet dessen ortet der Chef der Erste-Bank, Andreas Treichl, eine Überregulation des Bankensektors: Eine Vielzahl regulatorischer Bestimmungen erschwere den Banken die Kreditvergabe an Klein-und Mittelunternehmen, doch genau das sei nötig um die Wirtschaft anzukurbeln. Viele Banken seien derzeit zu risikoscheu, Kredite zu vergeben, das müsse sich ändern, sagt Treichl im Ö1-Journal zu Gast.

Andreas Treichl

(c) Pfarrhofer, APA

Mittagsjournal, 1.3.2014

Andreas Treichl im Ö1-Journal zu Gast bei

Hypo: Handeln und schweigen

In dieser Woche hat die Erste-Group ihre Jahresbilanz vorgelegt: nicht berauschend - die Aktie ist um elf Prozent abgestürzt. Aber immerhin ist es trotz schwerer Einbußen im Osten Europas der Ersten gelungen, die Staatshilfe in voller Höhe zurückzuzahlen. Die Erste hat 64.000 Mitarbeiter in 2.800 Filialen in sieben Staaten - 16 Millionen Kunden setzen auf die Erste. Erste-Chef Andreas Treichl kritisiert im Ö1-Gespräch die Politik Österreichs in vielen Punkten und erklärt, warum die Banken nicht bereit waren, dem österreichischen Steuerzahler in der Finanznot der Hypo Alpe Adria beizustehen. Treichl ist der erste Bankchef, der nach langer Zeit bereit ist, zur Causa Hypo zu reden.

Das Hypo-Debakel beherrscht weiterhin Österreichs Politik- und Finanzwelt. Dass sich die Banken letztlich nicht an der Rettung der Hypo-Alpe Adria beteiligt haben, sei an den starren Fronten der Regierung in Sachen Bankenabgabe gelegen. In den Verhandlungen hätte man von Seiten der Banken sehr wohl ein Kompromissangebot dargelegt, dass nach einer Übergangszeit eine gleichhohe Bankenabgabe wie in der gesamten EU vorgesehen hätte. Allein, die Regierung habe das abgelehnt. Die Regierung wolle offensichtlich, dass die österreichischen Finanzinstitute über das Jahr 2017 hinaus in einem wesentlich höheren Ausmaß durch Bankenabgaben belastet werden, als in anderen europäischen Staaten.

Mit der Bankenhilfe 2009 habe die Republik ein sehr gutes Geschäft gemacht. Für vier Jahre habe 1,2 Milliarden zur Verfügung gestellt und dafür in vier Jahren eine Milliarde Euro erhalten. Es gebe daraus aber keine Verpflichtung der Hypo zu helfen, so Treichl. Seit vielen Jahren zahle man im Übrigen an der Rettung der Volksbanken direkt mit.

Zur Frage einer Hypo-Insolvenz rät Treichl die Politik dringend zu handeln, gleichzeitig aber auch in der Öffentlichkeit zu schweigen. Die Diskussion darüber sei derzeit der größte Schaden.

Überreguliert

Generell bricht Treichl eine Lanze für die Ankurbelung der österreichischen Wirtschaft und beklagt dabei die Überregulierung des Bankensektors: Eine Vielzahl regulatorischer Bestimmungen erschwere den Banken die Kreditvergabe an Klein-und Mittelunternehmen. Viele Banken seien nach wie vor zu risikoscheu und zu feig, Kredite zu vergeben, das müsse sich ändern. Vor allem die Politik sei hier dringend gefordert, sich für die regionalen Banken einzusetzen.

Den Bankenplatz Österreich sieht Treichl in der Zukunft gefordert, noch effizienter, schneller und vor allem flexibler zu werden, auf die Wünsche der Kunden zu hören.