Österreichische Banken in der Ukraine
Mit der Bank Austria und Raiffeisen sind zwei große österreichische Banken in der Ukraine vertreten. Während viele Sparer versuchen, ihr Geld von der Bank zu holen, hat die ukrainische Nationalbank empfohlen, über Bankomaten nur mehr eine bestimmte Summe pro Tag freizugeben. Für die heimischen Banken könnte das Verluste bedeuten, sagen Experten.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 4.3.2014
Normaler Betrieb
Bei den heimischen Banken ist man um Beruhigung bemüht. Der Bankbetrieb der Raiffeisen-Tochter Aval in der Ukraine läuft normal, es gibt keine Schlangen vor den Schaltern, lässt der Chef von Raiffeisen-Bank International, Karl Sevelda, über eine Aussendung wissen. Und auch die Bank Austria sagt, alle Filialen laufen im Vollbetrieb. Ansonsten hält man sich mit Kommentaren zurück. Immerhin veröffentlicht die Unicredit nächste Woche die Jahresbilanz, unbedachte Äußerungen im Vorfeld können da einiges an Schaden anrichten.
Trotzdem gibt es beim Geschäft in der Ukraine gleich mehrere Risiken. Da ist zum einen der gefürchtete Ansturm auf die Banken, sagt Bankenexperte Thomas Url vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO): "Es kann sein, dass durch die hohe Unsicherheit und auch durch den schlechtem Zustand der Staatsfinanzen die Privathaushalte den Eindruck gewinnen, dass ihre Ersparnisse nicht mehr sicher sind."
Erhöhtes Risiko bei Krediten
Zum anderen kann es auch passieren, dass weniger Geld aus Anleihen hereinkommt. Dass also Besitzer von Anleihen diese einfach auslaufen lassen und nicht mehr verlängern, auch aufgrund der Unsicherheit, so der Wirtschaftsforscher. "Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass zurzeit jemand bereit ist, eine neu aufgelegte Bankenanleihe in der Ukraine zu zeichnen."
Und dann wären da natürlich die Kredite, die ausfallen könnten, wenn die wirtschaftliche Lage sich weiter verschlechtert. Thorsten Polleit von der Frankfurt School of Finance and Management spricht von einem "derzeit erhöhten Risiko". "Dieses Risiko würde sich dann materialisieren, wenn ukrainische Schuldner tatsächlich ihre Zahlungen einstellen. Dann kommt es zu Verlusten, die das Eigenkapital herabsetzen – und das ist für jede Bank natürlich äußerst schmerzlich."
Sanktionen für Banken schädlich
Ein Staatsbankrott in der Ukraine würde die Lage natürlich noch einmal schlagartig verschärfen. Sollte es allerdings schon bald internationale finanzielle Hilfe geben, würde das auch den österreichischen Banken in der Ukraine zugutekommen, sagt Polleit.
Was aber, wenn es zu wirtschaftlichen Sanktionen der EU gegen Russland käme? Auch dann wären österreichische Banken negativ betroffen. Immerhin ist die Bank Austria dort die größte ausländische Bank, auf Platz zwei liegt Raiffeisen. Das Geschäft dort ist derzeit profitabel, die Banken verdienen gut. Bei Sanktionen wären die Banken auch indirekt betroffen, sagt Thorsten Polleit: "Grundsätzlich ist jede Art von staatlichem Eingriff, der die Kapital- und Gütertransaktion über Grenzen behindert, schädlich, weil er die Gefahr birgt, dass Schuldner geschädigt werden und dann nicht in der Lage sind, ihre Verpflichtungen zu bezahlen." Insofern sei eine weitere Verschärfung der Konfrontation zwischen Russland und der westlichen Welt als sehr schädlich einzustufen, so Polleit.
Allerdings sind Sanktionen der EU nicht sehr wahrscheinlich, darin sind sich die Experten einig. Denn dazu gibt es innerhalb der EU einfach zu unterschiedliche Positionen.