Krim-Referendum: 95 Prozent für Russland

8. April 2017, 21:58

"Wir gehen nach Hause!"

Der zentrale Platz in Simferopol gleicht einem Meer aus russischen Fahnen. Eine Rockband spielt auf, tausende Menschen in Feierlaune - ihre Gesichter haben sie weiß, blau-rot geschminkt, in den russischen Landesfarben . "Russland, Russland" jubelt Wladimir Konstantinow, der Präsident des Krim-Parlaments: "Wir haben gewonnen , wir haben die Welt auf den Kopf gestellt." Und er präsentiert den Mann der Stunde - Sergey Aksjonow, den Regierungschef der Krim: "Liebe Freunde", ruft der prorussische Politiker der Menschenmenge zu: "Wir gehen nach Hause!"

Die russische Nationalhymne versetzt die Menge in einen wahren Freudentaumel. 95,5 Prozent haben sich für die Angliederung an Russland ausgesprochen. Dass das Ergebnis weder von den neuen Machthabern in Kiew noch vom Westen anerkannt wird, und andere Volksgruppen auf der Krim wie die muslimische Minderheit der Tartaren die Abstimmung boykottiert haben, kümmert sie nicht.

Verängstigt durch Machtübernahme

Schon heute soll bei einer Sondersitzung des Regionalparlaments der Antrag auf einen Aufnahme in die Russische Föderation beschlossen werden. Mehr als 60 Prozent der Krimbewohner haben russische Wurzeln. Die Machtübernahme der prowestlichen Führung im 800 Kilometer entfernten Kiew hat sie verängstigt. Sie befürchten als russische Muttersprachler und enger Handelspartner des Nachbarlandes unterdrückt zu werden. Sie können die Rückkehr in ihre "ursprüngliche Heimat" also kaum erwarten, obwohl sie - wenn überhaupt - erst Kinder waren, als vor 60 Jahren Nikita Chruschtschow der damaligen ukrainischen Sowjetrepublik die Krim gleichsam geschenkt hat.