Warten auf Reaktion Moskaus

Die Krim hat abgestimmt, nun liegt der Ball bei Russland. Wird Moskau die Krim relativ rasch aufnehmen oder wegen der diplomatischen Spannungen noch warten? Oder sich doch mit einen Kompromiss zufriedengeben, der keine vollständige Eingliederung der Krim in Russland vorsieht? Eine offizielle Reaktion Russlands wird es kaum geben, bevor das Endergebnis des Referendums vorliegt.

Morgenjournal, 17.3.2014

Vorsichtiger Putin?

Die Fernsehnachrichten in Russland heute früh: Die Sendung beginnt ohne Worte, man hört nur minutenlang die russische Hymne, gespielt bei den Siegesfeiern auf der Krim. Die Botschaft ist freilich klar - der heutige Tag ist ein großer Tag für Russland. Die Mehrheit der Bevölkerung erwartet sich, dass die Krim nun bald in Russland aufgenommen wird. Doch Politologen sind nicht ganz sicher, ob es wirklich so schnell gehen wird. Der russische Präsident Putin könnte angesichts der scharfen internationalen Kritik auch noch etwas zuwarten, ist zu hören. Nur äußerst geringe Wahrscheinlichkeiten räumen Experten hingegen der Möglichkeit ein, dass Putin sich mit weniger als einer vollständigen Eingliederung der Schwarzmeerhalbinsel in Russland zufriedengibt.

Feindselige Stimmung

In einem Telefongespräch mit US-Präsident Obama hat sich Putin in der Nacht trotz der Drohung Obamas mit Sanktionen jedenfalls erneut unnachgiebig gezeigt. Er wiederholte, das Referendum sei rechtmäßig. Im russischen Staatsfernsehen heizte unterdessen der bekannte Moderater Dmitri Kiseljow die ohnehin bereits feindselige Stimmung gegenüber den USA weiter an: Russland sei das einzige Land der Welt, das die USA in radioaktive Asche verwandeln könne, so Kiseljow in seiner sonntäglichen Polit-Show.

Das russische Parlament hat inzwischen angekündigt, dass es in nächster Zukunft ein Gesetz verabschieden werde, das die Aufnahme der Krim in Russland ermöglicht. Eine erste Lesung des Gesetzes ist für Freitag angesetzt. Ob und wann die Krim tatsächlich aufgenommen wird, das wird aber natürlich nicht das Parlament, sondern Präsident Putin höchstpersönlich entscheiden. Wann er sich zu dieser Frage an die Öffentlichkeit wenden wird, das ist aber noch nicht bekannt.