Hohe Diplomatie am D-Day-Jahrestag

In der Normandie haben sich am Freitag rund 20 Staats-und Regierungschefs anlässlich des 70. Jahrestages der Alliierten-Landung eingefunden. Das Gedenken rückte dabei aber in den Hintergrund. So wollen Russlands Präsident Putin und der gewählte ukrainische Staatschef Poroschenko demnächst über "die Modalitäten eines Waffenstillstandes" beraten. Putin traf auch mit US-Präsident Obama zusammen.

Grabsteine

(c) APA/EPA/ANDY RAIN

Abendjournal, 6.6.2014

Aus der Normandie,

Beim Gedenken an die Landung der Alliierten in der Normandie vor 70 Jahren waren heute 20 Staats- und Regierungschefs und 9.000 Gäste geladen. Viele Augen waren aber auf einen Mann gerichtet: Russlands Präsidenten Vladimir Putin. Er ist erstmals seit der Ukraine-Krise wieder im Kreis westlicher Staatschefs anwesend. Auf dem Gruppenfoto wurden zwischen ihm und US-Präsident Barack Obama zwar ein paar gekrönte Häupter platziert - Gespräche gab es dann doch - mit dem gerade gewählten ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko - gesprochen wurde angeblich über einen Waffenstillstand, interessant, wenn man bedenkt, dass Russland offiziell in der Ostukraine gar nicht aktiv ist.

Geschichte und Diplomatie

Kaiserwetter am Strand von Ouistreham, dem östlichsten Brückenkopf vor 70 Jahren und dem einzigen, wo damals auch Franzosen landeten – 177 Mitglieder des Kommandos Kieffer an der Seite der Engländer, mit ein Grund, die Zeremonie dieses Jahr hier auszurichten - mit Podien und Tribünen so groß wie 15 Fußballfelder für die fast 10.000 Gäste.

Präsident Hollande, der in einer emotionsgeladenen Rede beim Gedenken an die Opfer ausdrücklich auch die deutschen Opfer des Nationalsozialismus mit einbezog und den entscheidenden Beitrag der Sowjetunion beim Sieg gegen Nazideutschland unterstrich, sagte: An diesen so ruhigen Stränden weht - egal wie viel Zeit auch vergangen ist seitdem und egal zu welcher Jahreszeit – nur ein Wind: der Wind der Freiheit. Und deswegen wünsche ich im Namen Frankreichs, dass diese Strände ins Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen werden.

Beim vorhergehenden Mittagessen der Staats- und Regierungschefs hatte die gut halbstündige Verspätung von Barack Obama - der einen Veteranen in seiner Limousine mitgebracht hatte und mit ihm pünktlich zu den US-Morgennachrichten über den roten Teppich schritt - offensichtlich ermöglicht, dass Vladimir Putin und der ukrainische Präsident Poroschenko eine Viertelstunde miteinander gesprochen haben – im Beisein von Francois Hollande und Angela Merkel. Putin und Poroschenko sollen dabei gemeinsam zur Einstellung der Kämpfe in der Ukraine aufgerufen haben. Ein gewisser diplomatischer Erfolg der deutschen Kanzlerin und des Gastgebers, der in seiner Rede darauf anspielte: Dieses Zusammentreffen der Staats- und Regierungschefs ist auch dazu da, dem Frieden zu dienen und dort, wo er bedroht ist Lösungen zu finden, damit ein Konflikt nicht in einen Krieg ausartet.

Hinter den Mauern des Schlosses von Bennouville sollen schließlich auch die Präsidenten Obama und Putin zumindest einige Worte gewechselt haben, von einem kurzen informellen Gespräch war die Rede - auf der Tribüne beim anschließenden Festakt jedoch haben sie jeden Handschlag, ja selbst jeden Blickkontakt vermieden.