Initiative will "reale" Steuerstatistik schaffen

In der Debatte um Steuern und um eine Steuerreform wird viel geredet, aber man hat wenig "Handfestes", also konkrete Daten, wer wieviel zahlt und damit was finanziert. Das war die Meinung des Vereins "respekt.net". Er will nun im Internet die erste österreichische Gesamt-Steuerstatistik umsetzen und damit zeigen, was jede/r Einzelne an Steuern zahlt: nicht nur Lohn- und Einkommenssteuer, sondern auch Konsum- und Vermögenssteuern.

Morgenjournal, 18.6.2014

Suche nach realer Steuerlast

Fast ein Jahr lang haben Steuerberater und Programmierer getüftelt, seit gestern Mittag ist "SteuernZahlen.at" online. "Grundsätzlich glaubt ja jeder, dass er zu viel Steuern zahlt. Der eine wird sich bestätigt fühlen, der andere wird sich wundern", sagt Martin Winkler, Präsident von Respekt.net. Der Verein betreibt eine Crowdfounding-Plattform, mit der Spenden für Projekte gesammelt werden, die das gesellschaftspolitische Engagement fördern sollen. Das aktuelle Projekt hat 10.000 Euro gekostet.

Ob man sich über die eigene Steuerleistung bestätigt fühlt oder ob man sich wundert - davor muss man viele Daten eingeben: Man braucht Lohnzettel, Versicherungspolizzen, Rechnungen für Strom, Gas, Telefon. Aber auch Angaben darüber, wieviel man besitzt und wieviel man etwa fürs Essen, Trinken oder fürs Rauchen ausgibt. "Spannend wird es, wenn die Leute bereit sind, ihre Schatteneinkommen zu berücksichtigen und das was sie an Transfers und Förderungen und Beihilfen bekommen, dass dieses Schimpfen über die hohe Steuerlast vielleicht doch nicht ganz so ist, wenn man das einmal alles zusammenrechnet." Die reale Steuerlast und nicht die fiktive Steuerlast für Einzelne will man so transparent machen.

Was ist mit der Sicherheit?

Wer seine Daten eingibt, bleibt anonym, versichert man, die Daten werden verschlüsselt und können nicht kopiert werden, man prüfe nur, ob sie auch plausibel sind. Auf jeden Fall will man eine breite Basis: "Wir brauchen mindestens 5.000, breit gestreut über alle Erwerbstätigen-Gruppen. Wenn es jetzt in den nächsten Wochen und Monaten einen großen Schwung gibt, dann könnten wir im Herbst eine erste Aussage treffen. Aber wir rechnen damit, dass wir das im nächsten Frühjahr zustande bringen."

Finanzministerium skeptisch

In der Gesamtsteuerstatistik will man dann zeigen, wie die Steuerlast nach Erwerbs-, Einkommens- und sozialen Gruppen verteilt ist. Das Ergebnis hätten schon Generationen von Finanzministern liefern sollen, sagt Martin Winkler. Nun wende man sich an den aktuellen Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) und sei neugierig wie er reagiert.

Auf unsere telefonische Anfrage reagiert man im Finanzministerium jedenfalls zurückhaltend: Schon jetzt gebe es laufend aktuelle und transparente Informationen etwa durch den Brutto-Netto-Rechner, den Lohnsteuer-, den Lohnnebenkosten oder den Familienrechner. Problematisch sei aber das Berechnungsprogramm für indirekte Steuern, wie etwa Energie-, Umsatz oder Tabaksteuersteuer. Das beruhe auf Schätzungen und entspreche daher nicht den Ansprüchen des Finanzministeriums.