Ukraine: Kämpfe trotz Waffenruhe

In der Ukraine hat sich die Lage trotz des einseitig ausgerufenen Waffenstillstands kaum beruhigt. Immer wieder kommt es zu Kämpfen zwischen pro-russischen Separatisten und der ukrainischen Armee. In Kiew attackierten ukrainische Nationalisten eine russisch-orthodoxe Kirche und russische Einrichtungen. Immer mehr russischsprachige Ukrainer flüchten über die wieder geöffnete Grenze nach Russland.

Vermummte pro-Ukraine Demonstranten

(c) APA/EPA/SERGEI CHIRIKOV

Morgenjournal, 23.6.2014

Flucht aus der Kampfzone

Im Moment gibt es nur vereinzelt Kämpfe zwischen Separatisten und der Armee. Die Spannungen sind aber geblieben. Gestern am Abend haben ukrainische Nationalisten versucht, eine russische Bank in Kiew zu stürmen. Eine russisch-orthodoxe Kirche haben sie mit Steinen beworfen. Viele russisch-sprachige Ukrainer nutzen die jetzige relative Ruhe, um der Kampfzone im Osten zu entkommen. Sie wollen nach Russland. Früher sind die Formalitäten hier an der ukrainisch-russischen Grenze ganz unkompliziert gewesen. Einen kurzen Ausflug zu den Verwandten auf der anderen Seite zu machen - das war normal. Jetzt ist es schon etwas Besonderes, dass die Grenzstation überhaupt wieder geöffnet ist. Am Gebäude sind überall Einschusslöcher - bis vor wenigen Tagen ist das hier Kampfzone.

Nichts wie weg

Auch Viktoria kommt aus einer Kampfzone. Dort steht ihr Haus. Sie und ihre Familie haben dort alles liegen und stehen gelassen und sind geflüchtet: "Die Kampfjets sind über mein Haus geflogen. Wir sind weggelaufen. Nur mit den Dingen die wir am Körper hatten. Ich glaube, die haben Ausschau gehalten, wo sie die Bomben abwerfen können. Wir sind so schnell weggelaufen wie es ging."

Eine lange Kolonne von Autos steht hier. Sie alle sind russischsprachige Ukrainer. Wie Sergej zum Beispiel: "Ich warte hier schon seit drei Stunden. Ich werde meine Verwandten in Russland besuchen. Und ich weiß nicht, wann ich zurückkehren werde. Das kommt darauf an, wie sich die Situation in hier entwickelt. Nur wenn es besser wird, kehre ich zurück."

Andere haben sich schon entschieden. Sie wollen ihrer Heimat endgültig den Rücken kehren: "Ehrlicherweise, wir planen eine Zukunft in Russland. Mein Mann ist Arzt und ich bin Lehrerin. Wir werden uns nach Arbeit hier in Russland umsehen."

Hoffnung auf Friedensplan

Heute in der Nacht hat sich auch UN-Generalsekretär Ban-ki Moon zu Wort gemeldet. Er hat mit dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko telefoniert und die Waffenruhe begrüßt und zudem die Hoffnung geäußert, dass der Friedensplan umgesetzt werden kann.