Besuchausklang in der Wirtschaftskammer

Mit einem Kranzniederlegung beim Denkmal der Roten Armee am Wiener Schwarzenbergplatz und einem Vortrag bei der Wiener Wirtschaftskammer ist der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin gestern Abend zu Ende gegangen. Und bei der Wirtschaftskammer wurde auch klar, warum es bei dem Arbeitsbesuch eigentlich ging: um gute Geschäfte.

Morgenjournal, 25.6.2014

Als Ukraine noch bei Östreich war...

Es ist ein Abend der riesigen Zahlen und der guten Laune. Der Prunksaal der Wiener Wirtschaftskammer ist bis auf den letzten Platz besetzt. Gerhard Roiss von der OMV, Karl Stoss von den Casinos Austria, Karl Sevelda von Riaffeisen und noch viele mehr, auf der russischen Seite Alexei Miller von Gasprom, Bahnchef Vladimir Jakunin, Oleg Deripaska und so weiter. Gleich zu Beginn liefert sich Putin eine Doppelconference mit Wirtschaftskammerchef Christoph Leitl, der an das Jahr 1914 erinnert: "Da war ein Teil der Ukraine noch bei Österreich." Putin: "Was soll das heißen? Welche Vorschläge haben Sie? Ich habe Angst zu hören, was er weiter sagen wird."

Für noch mehr Lacher sorgt Putin als er die Wirtschaftskammer scherzhaft als Diktatur bezeichnet. Nur kurz nur die Reden des russischen Wirtschaftskammerchefs Katynin und von Bundespräsident Heinz Fischer: Trotz Krise in der Ukraine müsse man im Dialog bleiben. Dann der Auftritt von Vladimir Putin: Viele Milliarden Euro würden investiert, gehandelt, hunderte Millionen Kubikmeter Gas gekauft, hunderttausende russische Touristen kämen nach Wien. Und das Potential sei noch lange nicht ausgeschöpft, sagt Putin. Nach dem Bau von South Stream werde Baumgarten der größte Erdgaskontenpunkt Russlands in ganz Europa. Österreich sei traditionell ein guter vertrauensvoller Partner Russlands, das solle so bleiben: "Die russische Führung tut alles, um Ihnen eine erfolgreiche und profitable Tätigkeit in Russland zu ermöglichen."

(Fast) alle zufrieden

Das Publikum ist mehr als begeistert. Der Besuch habe sich ausgezahlt erklärt Sigfried Wolf, Manager bei Russian Machines. Die Stimmung sei kritisch, aber sehr positiv. Wolf sieht eine "Basis für eine gute langfristige Zusammenarbeit". Skilegende und Putin-Vertrauter Karl Schranz: "Österreich ist ja neutral. Wir sollten uns darin über, Russland und Österreich wieder zusammenzuführen. Dass der Präsident hierher kommt, ist phantastisch."

Und zufrieden ist auch Dmitrij Peskov, Pressesprecher von Wladimir Putin: "Es war ein sehr erfolgreiches und konstruktives Gespräch. Wie Präsident Fischer betont hat wurde nicht in allen Punkten eine einheitliche Meinung erreicht, aber allein der Meinungsaustausch war wertvoll, vor allem über die bilateralen Beziehungen."
Am Weg zum Denkmal der Roten Armee warten dann wieder ukrainische Demonstranten auf Putin: Man finde es "zynisch, dass in Zeiten in denen in der Ukraine Krieg ist, Putin mit Ehren in Österreich empfangen wird." Die Demonstration ging nach Polizeiangaben ohne Störungen zu Ende.