GB: Wahlausgang völlig offen
Großbritannien tritt heute ein ins heiße Wahlkampffinale. Nur noch drei Tage sind es bis zur Unterhauswahl am Donnerstag, und die Umfragen lassen völlig offen, wie die nächste Regierung zusammengesetzt sein wird. Die Konservativen liegen Kopf an Kopf mit Labour bei rund 33 Prozent. Dahinter die EU-Austrittspartei UKIP mit 14 Prozent, und in Schottland ganz stark die Scottish National Party, die der Labour-Party viele Mandate abnehmen wird.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 4.5.2015
Aus London,
Kopf-an-Kopf-Rennen
In Großbritannien bricht eine letzte kurze Wahlkampfwoche an, heute ist zwar ein Feiertag auf der Insel, das hält aber die Parteien nicht davon ab, in letzter Minute Wähler zu ködern. Am Donnerstag ist Urnengang und die Umfragen sind nach wie vor „clear as mud“ wie die Briten sagen. Frei übersetzt: so klar wie dicke Tinte. Insgesamt liegen die Konservativen von Premierminister David Cameron mit 34% hauchdünn vor der Labour Party von Herausforderer Ed Miliband, sie kommt auf 33%. Die EU feindliche UK Independence Party kommt in den Umfragen auf rund 14% und Scottish National Party ist weiter auf Erfolgskurs, das bisher Labour rote Schottland komplett umzufärben.
Kein Analyst und Stratege wagt zu prognostizieren, wie eine künftige britische Regierung aussehen wird, es sind viele Konstellationen möglich, keine Partei wird vermutlich genügend Mandate erreichen um allein regieren zu können. Sowohl Wähler als auch Medienberichterstatter sind frustriert über den sterilen, durchchoreografierten Wahlkampf der Großparteien, das spiegelt sich auch in den Umfragen wider, es bewegt sich de facto nichts.
Wahlkampf ohne Highlights
Die Ausbeute an Versprechern, Skandalen und Hoppalas war für die Medien in diesem Wahlkampf bisher dürftig. Die Parteien wiederholen nur immer wieder ihr Wahlprogramm. Egal ob es nun um Sozialsparpaket, EU-Austrittsreferendum, Zuwanderung oder eine mögliche Zusammenarbeit mit anderen Partei nach der Wahl geht, alle Spitzenkandidaten weichen den bohrenden Fragen aus. Kein Wunder dass die Briten frustriert und unentschlossen sind, sagt die politische Kommentatorin Isabel Oakshott. Die vielen Umfragen, die im Umlauf sind, liefern ein sehr ausgeklügeltes Maß an Ungewissheit, niemand weiß wie die Wahl ausgeht.
Für Tom Newton Dunn, Politik Ressortleiter der Tageszeitung the Sun werden die rund 40% Unentschlossenen diese Wahl entscheiden. Es ist ein hässlicher Babywettbewerb sagt er, keiner will hässliche Babies sehen und wirft erst in der letzten Minute einen Blick auf sie.
Miliband holt auf
Nick Watt, Politik Chef des Guardian, vergleicht diese Wahl mit dem Unabhängigkeitsreferendum, in dem viele Schotten zögernd doch noch Nein zur Loslösung von Großbritannien sagten. Das ist zumindest die Hoffnung der Konservativen, sagt Watt, so ein Szenario würde ihnen doch noch eine Regierungsmehrheit bescheren. Watt ist aber erstaunt wie gut sich Labour-Herausforderer Ed Miliband in den letzten Wochen geschlagen hat. Er lag weit über den Erwartungen, auch wenn diese nicht besonders hoch waren.
Der Versuch der konservativen britischen Presse, aus Ed Miliband einen Idioten zu machen, war nicht erfolgreich sagt die politische Kommentatorin Isabel Oakshott und hat den Konservativen nicht geholfen.
Und auch Tom Newton Dunn warnt, Ed Miliband von der Labour Party zu früh abzuschreiben, er muss ein großartiges Medientraining absolviert haben, mutmaßt der Politik Chef der Sun, er wirkt am Schirm sympathisch.
Journalisten als auch Wähler wünschen sich, dass diese letzten Wahlkampftage den lange ersehnten Ruck in den Umfragen bewirken oder zumindest schnell vorbei sind.