human powered energy station

Wie können wir bewusster mit unseren Ressourcen umgehen? Wie werden Energiesparpotenziale erlebbar? Was passiert in der Forschung in punkto Nachhaltigkeit und Energieeffizienz? Einen Einblick in diese Fragen bot ein Podiumsgespräch am 11. Juni 2015 an der Technischen Universität in Wien.

Den Anstoß dazu gab das Projekt "human powered energy station – Energie(s)parcours", das von der TU Wien zum Gewinner des Ö1 Hörsaals gekürt wurde.

  • Eine Diskussionsrunde

    Podiumsrunde von links: Matthias Hacksteiner, Projektassistent am Institut für Fertigungstechnik, Moderatorin Gudrun Weinwurm, Leiterin des Forschungszentrum Energie und Umwelt, Gewinner Günther Polanz und Walter Ehrlich-Schupita, Vizedekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik

    Beate Firlinger

  • Gudrun Weinwurm und Günther Polanz

    Gudrun Weinwurm und Günther Polanz

    Beate Firlinger

  • Günther Polanz und Walter Ehrlich-Schupita

    Günther Polanz und Walter Ehrlich-Schupita

    Beate Firlinger

  • Preisverleihung im Ö1 Hörsaal an der TU Wien an Ideengeber Günther Polanz für sein Projekt "human powered energy station"

    Preisverleihung im Ö1 Hörsaal an der TU Wien an Ideengeber Günther Polanz für sein Projekt "human powered energy station"

    Beate Firlinger

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Der Ideengeber Günther Polanz berichtete in einem Impulsreferat von seinen Erfahrungen mit einem Vorläuferprojekt, einer selbst gebauten "human powered music station", die er gemeinsam mit Kollegen bei einem Straßenfest in Graz erprobte. Dabei wurde der Strom für die Tonanlage einer Live-Band mit modifizierten Fahrrädern erzeugt. Der Versuch brachte nicht nur die Radler ganz schön ins Schwitzen. Er machte auch direkt erlebbar, wie viel Muskelkraft es braucht, um etwa eine 100-Watt-Glühbirne am Leuchten zu halten.

"Ich bin Soziologe, leidenschaftlicher Radfahrer, Musiker und war einmal Konzertveranstalter. All das gemeinsam ist in dieses erste Projekt mit der Fahrradbühne hineingeflossen", erzählt der Grazer, der beruflich für ein Sozialforschungsinstitut tätig ist. Er hat seine Idee weitergesponnen und daraus die "human powered energy station" entwickelt.

Für den Ö1 Hörsaal wurden innovative Konzepte und Vermittlungsformate gesucht, die sich mit gesellschaftlichen Herausforderungen beschäftigen. Günther Polanz fühlte sich vom Ideenwettbewerb angesprochen und reichte spontan sein Projekt "human powered energy station" ein.

Kleine Stromfresser

Für die "human powered energy station” soll in einem ersten Schritt ein möglichst effizienter Prototyp zur Erzeugung von Radstrom gebaut werden. An diesen werden dann verschiedene Verbraucher, etwa Glühbirnen und LED-Lampen, angeschlossen. Über die Pedaltritte kann so der Energieverbrauch von kleinen Stromfressern im Vergleich zu energiesparenden Alternativen getestet werden.

In einer zweiten Ausbaustufe schwebt Günther Polanz ein "Energie(s)parcours" vor, der Energiesparpotenziale erfahrbar macht. Von den TU-Experten erwartet sich der Nicht-Techniker Inputs zur praktischen Umsetzung seiner Projektidee. Gespräche dazu sind geplant. "Für mich wäre interessant, welche Generatoren können wir verwenden, wie müssen die gebaut sein, damit wir möglichst effizient möglichst viel Energie mit den Rädern produzieren können."

Beim Ö1 Hörsaal stellten die anwesenden Fachleute der TU Wien dann den Forschungsschwerpunkt Energie und Umwelt vor, in den alle Fakultäten eingebunden sind. Geht es um das Energiesparen, so mangelt es nicht nur in Privathaushalten, sondern auch in Unternehmen noch an Bewusstsein, so der Tenor der Diskussion. Und das, obwohl damit nicht nur die Umwelt, sondern auch die Geldbeutel geschont werden. "Hier besteht ein gewaltiger Aufklärungsbedarf", sagt Walter Ehrlich-Schupita, der Vizedekan der Fakultät für Elektrotechnik und Informationstechnik. Initiativen zum Wissensaustausch von Universität und Gesellschaft zum Thema Energieeffizienz seien höchst willkommen.

Fragen der Energieeffizienz sind komplex und nur interdisziplinär zu lösen. Auch die Interaktion mit individuellen Verbraucher/innen spielt in der Forschung heute eine wichtige Rolle, so Walter Ehrlich-Schupita von der TU Wien.

Gebaute Forschung

Ein Beispiel für gebaute Forschung ist das Plus-Energie-Bürohochhaus der TU Wien am Getreidemarkt. Es kann mehr Energie ins Stromnetz speisen als für den Betrieb und die Nutzung des Gebäudes benötigt wird. Das ehemalige Chemie-Hochhaus wurde in zweijähriger Arbeit saniert und verfügt nun über die größte gebäudeintegrierte Photovoltaikanlage Österreichs. Der Energieverbrauch wurde durch die Evaluation von über 9.000 Komponenten extrem reduziert.

"Die Herausforderung ist, dass man den Überblick bewahrt und tatsächlich jede Komponente anschaut, die Energie verbraucht", erklärt Alexander David vom Institut für Hochbau und Technologie, der für das Monitoring des Plus-Energie-Bürohochhauses zuständig ist. "Es braucht einen ganzheitlichen Ansatz, um wirklich alles zu optimieren. Erst dann kommt man auf diese gigantische Energie-Ersparnis, die wir in diesem Gebäude erzielt haben."

Veranstaltungsort des Ö1 Hörsaals war ein Seminarraum im 10. Stock des Plus-Energie-Bürohochhauses der TU Wien. Bei einer kleinen Führung zeigt Alexander David, wie die smarte Infrastruktur die Energieeffizienz unterstützt.