Gedanken für den Tag
von Julya Rabinowich, Schriftstellerin. "Im Spiegel der Angst: Eine andere Welt ist möglich". Gestaltung: Alexandra Mantler
14. Juli 2014, 06:56
Ein Kind braucht eine funktionierende Familie. Das ist unbestritten. Ein Kind braucht für seine optimale Entwicklung ein stabiles Zuhause, Aufmerksamkeit, Liebe und Rückhalt. Kreativität, Fairness und Kontinuität. Den sicheren Rahmen, um in seinem Heranwachsen geschützt experimentieren zu können. Jedes Heranwachsen und vor allem die Pubertät stellt sowieso einen Drahtseilakt dar. Im Idealfall mit Sicherung und der Gewissheit, beim Fallen aufgefangen zu werden. Ein Kind braucht Verständnis, Humor und Verlässlichkeit. Ein Kind braucht Menschen mit der Fähigkeit zur Konfliktbewältigung und Loyalität. Ein Kind braucht Herausforderung. Ein Kind braucht Vorbilder, Verbündete und Beschützer. Ein Kind braucht Eltern, die auf ihre und auch auf die Grenzen des Kindes achtgeben können. Im Idealfall ist das alles im Gesamtpaket der Erziehungsberechtigten zu finden.
So weit so gut. Das sind die Tatsachen, von denen ich ausgehen möchte und denen vermutlich alle zustimmen würden. Doch bei der näheren Definition der "funktionierenden Familie" gehen die Geister bereits weit auseinander. Denn wo die einen keinen Unterschied machen würden zwischen heterosexuellen und homosexuellen Paaren, die ein Kind aufziehen, solange Liebe und die Stabilität vorhanden sind, sehen die anderen das Kindeswohl dennoch massiv beeinträchtigt. Warum eigentlich? Familie sei Vater, Mutter und Kind. Dieses heilige Dreieck darf es geben und kein anderes. Weil die Natur es nicht so vorgesehen hat, kommt dann oft als Begründung zurück, ein Echo aus einem Wald, in den man nicht hineingerufen hat.
Kaiserschnitte wurden jedoch auch nicht von der Natur vorgesehen. Ebenso wenig wie künstliche Befruchtungen, Brillen und Wurzelbehandlungen. Dennoch würde es niemandem einfallen, sich vor Schmerzen windend zum steinernen Zahnweh-Herrgott am Stephansdom zu begeben statt zum Zahnarzt. Die Zahl derer, die durch Handauflegen ihren Beinbruch behandeln lassen, dürfte eher gering sein. Substanzmissbrauchende oder gewaltbereite Eltern sind von der Natur als passende Betreuung vermutlich auch nicht vorgesehen. Dennoch gibt es sie. Ich bin der Meinung: Einem solchen Kind eine neue Heimat zu geben sollte nicht von der, in manchen Augen, falschen Kombination der sekundären und primären Geschlechtsmerkmale des neuen Elternpaares abhängen.
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Sendereihe
Playlist
Komponist/Komponistin: Wolfgang Amadeus Mozart/1756 - 1791
Album: MERRY MUSIC FOR CHILDREN
* Gavotte (joyeuse). Allegro - Nr.3 (00:01:19)
Titel: Les Petits riens KV 299b (Anh.10) - Auszüge aus der Ballettmusik zur gleichnamigen Pantomime
Orchester: Franz Liszt Kammerorchester Budapest
Leitung: János Rolla
Länge: 02:00 min
Label: Hungaroton Classic HCD 32228