Übersicht Zwischen Trümmern und Neubeginn

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Hiesige z'erscht, Zuagroaste nur, wann a Platz is
Gunther Neumann
Mythen - und die Realität unser aller Aufnahme- & Hilfsbereitschaft
Meine Großeltern bzw. meine damals jungen Eltern kamen nach dem zweiten Weltkrieg 1945/46 als Vertriebene nach Österreich und fanden im Salzkammergut Aufnahme – oder Unterschlupf. Auch wenn die idyllische Gegend anders als die großen Städte kaum vom Krieg verheert war: die Not war überall groß, und die Aufnahmebereitschaft der Ansässigen hielt sich in Grenzen. Die alliierten Besatzungsmächte ließen allerdings keinen Widerspruch zu. Öffentliche Hilfe war natürlich nicht vorhanden, aber beim „Hamstern“ – so hieß das Betteln und Tauschen von irgendetwas gegen Essen – steckten ihnen manche etwas zu. Hunderttausenden ging es ähnlich, oder noch viel schlechter. Nur wenige Monate zuvor waren ja noch ganz anders geschundene Menschen durch österreichische Dörfer getrieben worden: Einige Landsleute hatten gemordet, andere gejohlt, viele beschämt bis entsetzt weggeschaut, wenige hatten – unter Lebensgefahr – den Erbarmungswürdigen etwas Essbares gegeben. Über die prozentuale Verteilung von Mut...
weiterlesenFamiliengeschichten Oberösterreich 24. April 2025
Das neue Leben
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Das kleine Glück in einer kargen Zeit
1949, als ich geboren wurde, war in Wien eine Zeit des Mangels. Meine Eltern waren, wie so viele ihrer Generation, ihrer Jugend beraubt und versuchten, ihr Leben in den Griff zu kriegen. Mein Vater war nach Jahren der Arbeitslosigkeit in den Krieg eingezogen worden und 1947 aus Russland zurückgekommen. Meine Mutter hatte mit ihrem ersten Mann nur drei Monate gemeinsames Leben, bevor er in Russland umkam. Für beide eine geraubte Jugend! Obwohl beide Eltern arbeiteten, waren die Fünfzigerjahre eine karge Zeit. Man kann sagen, immer nur Erdäpfelsalat, Grießbrei und selten Schnitzel. Die Hälfte des Lohnes wurden für Lebensmittel gebraucht. Dies waren fast nur Grundnahrungsmittel, Fleisch war relativ selten. Einmal durfte ich für den Sonntagsbraten beim Wirt ein Krügel Bier holen, das war schon fast luxuriös! Und ich durfte den Schaum abschlecken! 1954 war für meine Eltern der große Umbruch, meine Eltern bekamen eine Gemeindewohnung im fünften Wiener Gemeindebezirk. Eine Wohnung mit e...
weiterlesenFamiliengeschichten Wien 24. April 2025

Familiengeschichten Salzburg 24. April 2025
4. Was gab es noch im Krieg und danach
Illi-4
Auszuge aus der Geschichte meiner Familie, die ich als Zeitzeuge (geboren 1933) für meine Kinder und Enkel geschrieben habe, um die Lebensumstände in früheren Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Teil 4.
In Zeiten der Not hat Kleidung keinen modischen Stellenwert. Kleidung jeder Art, Stoffe, Wolle, neu zu kaufen, war kaum möglich, selbst mit Bezugsschein, der "Reichskleiderkarte", gab es nur wenig. Obwohl es an allem fehlte, schaffte man es doch, nicht nackt, sondern eben mit alten, x-mal reparierten oder umgenähten Klamotten herumzulaufen. Man war froh, überhaupt etwas zum Anziehen zu haben, bei Kindern, wenn es „noch“ oder „in etwa“ passte, und geflickte Sachen mussten selbstverständlich weitergetragen werden, zu klein gewordene Kleider und Schuhe wurden an jüngere Geschwister oder Kinder von Verwandten und Bekannten weitergegeben. So „erbte“ mein jüngerer Bruder manches von mir, und ich wiederum von meiner älteren Schwester. Etwas auszusortieren, weil es nicht mehr schön war oder nicht mehr gefiel, war undenkbar. Auch im Winter trug ich als Bub dieselbe kurze Lederhose wie im Sommer und dazu lange Strümpfe, die von einem „Strumpfbandhalter“ festgehalten wurd...
weiterlesenFamiliengeschichten Steiermark 22. April 2025
3. Essen in Kriegs- und Nachkriegszeit
Illi-3
Auszuge aus der Geschichte meiner Familie, die ich als Zeitzeuge (geboren 1933) für meine Kinder und Enkel geschrieben habe, um die Lebensumstände in früheren Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Teil 3.
Bald nach Kriegsbeginn wurden Lebensmittel rationiert. Es gab Reichsnährmittelkarten, Reichsfleischkarten, Reichsfettkarten, Reichsbrotkarten, Reichsmilchkarten, Reichskarten für Marmelade, Zucker und Eier. Mit Kriegsfortschritt wurde es aber immer schwerer, selbst das zu bekommen, was einem per Karte zustand. Aufgrund der anhaltenden Mangelsituation wurde die Rationierung auch von den alliierten Besatzungsmächten nach Kriegsende beibehalten. Man lernte mit Kalorien zu rechnen, für manche nicht ganz einfach: „I hob no nia Kalorien gessn und bin net varhungert“.) Man war darauf angewiesen, sich zusätzliche „Kalorien“ zu besorgen, sei es im eigenen Garten, durch „Hamstern“ bei Bauern, Abstauben auf Feldern oder durch Schwarzhandel, wobei die „Zigarettenwährung“ eine wesentliche Rolle spielte. Schwerpunkt unserer Ernährung waren Kartoffeln und Mais. Brot nur aus „schwarzem (Roggen-)Mehl“. Weißbrot lernte ich das erste Mal Ende 1945 kennen, durch die englische ...
weiterlesenFamiliengeschichten Steiermark 22. April 2025
1. Erlebnisse in den letzten Kriegswochen
Illi-1
Auszuge aus der Geschichte meiner Familie, die ich als Zeitzeuge (geboren 1933) für meine Kinder und Enkel geschrieben habe, um die Lebensumstände in früheren Zeiten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. 1. Teil.
1933 geboren verbrachte ich die Kriegs- und Nachkriegszeit zusammen mit meiner ältere Schwester und meinem dreijähriger Bruder bei meinen Eltern, in einer Mietwohnung in Leoben wohnend. Wenn ich an diese frühe Zeit zurückdenke, dann fallen mir vor allem die häufigen Fliegeralarme ein, die viele Zeit, die wir im Luftschutzkeller verbrachte. Auf Leoben fielen aber keine Bomben, wohl aber hörten wir oft die auf Graz zufliegenden Flugzeuge. Der heute bei Feueralarm gegebene Sirenenton, der den Fliegeralarm einleitete, berührt mich heute noch unangenehm. Ich war nicht begeistert, immer wieder nachts aus dem warmen Bett geholt zu werden, aber man nahm es als selbstverständlich hin, wir Kinder kannten es nicht anders. Rückblickend zeigt es mir, dass sich der Mensch an von ihm nicht zu beeinflussende Umstände gewöhnen kann. So hatte ich auch keine Angst, dass etwas Schreckliches passieren könnte. Das Schicksal, ausgebombt zu werden oder wie es vielen anderen damals erging,...
weiterlesenFamiliengeschichten Steiermark 22. April 2025
Jeden Heiligabend Vaters Kriegsgeschichten
Hr. Zöch, Jahrgang 1952
Als Jugendlicher wunderte sich Hr. Zöch darüber, dass sein Vater am Heiligen Abend immer wieder Geschichten aus dem Krieg erzählte. Der Grund dafür wurde ihm klar, als er erfuhr, dass sein Vater am Heiligen Abend 1948 aus der sowjetischen Kriegs-gefangenschaft zurückgekehrt war. Damals kam der Vater in einem alten russischen Soldatenmantel und mit Bart und langen Haaren zurück. Er wollte sich beim Friseur herrichten lassen, aber die Leute erkannten ihn nicht und hatten Angst vor ihm, bis er beruhigte: I bin's, da Ludwig!
weiterlesenFamiliengeschichten Niederösterreich 22. April 2025
Vater, der Fleischhauermeister, wusste Bescheid
Hr. Zöch, Jahrgang 1952
Mein Vater, also Adoptivvater, war Fleischhauer, später dann Landwirt. Er war im Krieg kein Widerstandsheld, aber auch kein Nazi - eher ein Typ Soldat Schwejk: man wurschtelt sich durch und will überleben. Und weil er Fleischhauermeister war, war er bei einer Einheit, die ganz vorne an der Ostfront die russischen Kolchosen, sagen wir mal, ausgeraubert haben. Weil die Wehrmacht brauchte ja Fleisch, um die Soldaten zu ernähren. Also der hat ziemlich genau gewusst, wie es dort zugegangen ist. Wenn die Rede gekommen ist auf das 1945er Jahr und wie es bei uns war, hat der immer nur einen Satz dazu gesagt: Ja arg, aber wenn die Russen, die Sowjets, dasselbe gemacht hätten wie wir im Osten, dann wär's hier noch zehnmal ärger gewesen. Das hat mich schon irgendwie beeindruckt, das ist hängen geblieben. Ich weiß mittlerweile natürlich auch aus verschiedenen Dokumentationen, was da alles abging im Osten.
weiterlesenFamiliengeschichten Niederösterreich 22. April 2025
Acht Geschwister auf Kinderverschickung
Brigitte Lohinger, Jahrgang 1945
Schon im Alter von sechs Wochen erkrankte Brigitte Lohinger an der Ruhr, die dank der Hilfe eines jüdischen Arztes behandelt werden konnte. In den folgenden Jahren wuchs die Wiener Familie auf 8 Kinder an, und 1950 erkrankte der jüngste Bruder an einer Lungenentzündung. Die Familie hat Penicillin erhalten, was damals bemerkenswert war. Um die acht Kinder der Familie aufzupäppeln, wurden sie ins Ausland verschickt. Brigitte Lohinger selbst kam im Alter von fünf Jahren nach Südtirol, später in die Schweiz und schließlich nach Dänemark zu einer alleinstehenden Frau, die sich liebevoll um die Kinder kümmerte. Meistens wurde Brigitte Lohinger zusammen mit einem Geschwisterteil verschickt. Die Eltern wussten nicht, wo genau ihre Kinder untergebracht wurden. Wie konnten sie das aushalten? Dennoch schien es die einzige Möglichkeit zu sein, die Kinder zu versorgen. Brigitte Lohinger selbst hatte als Mädchen keine Schwierigkeiten mit der Situation, im Gegensatz zu einem jüngeren Brüde...
weiterlesenFamiliengeschichten Wien 22. April 2025
"Sie Znaimer Gurkn!", "Sie foaste Nudel!"
Helmut Friedrichsmeier, Jahrgang 1944
Wortgefechte mit den Einquartierten Die Amerikaner waren die ersten Einquartierten bei uns in der Bad Ischler Sommervilla meines verstorbenen Großvaters. Ich hab das spannend gefunden, diese Soldaten in Uniform bei uns zu haben. Meine junge Mutter war auch interessiert am Kontakt. Und das hat meine Großmutter verurteilt: Was werden die Leute sagen! Bald darauf mussten wir eine Flüchtlingsfamilie aus der Brünner Gegend in unserer Villa aufnehmen. Das war natürlich nicht das, was meine Großmutter wollte; die Amerikaner hatten noch einen gewissen Status verliehen. Mich hat es gefreut, weil ich als einen Spielkameraden hatte, während meine Großmutter sich bald mit der Frau dieser Flüchtlingsfamilie verfeindet hat. Meine Großmutter hat immer gesagt: Sie Znaimer Gurkn! Znaim war ja eine Gemüsezucht Gegend. Und die Frau aus Südmähren hat gesagt: Sie foaste Nudel! Meine Großmutter war ja nicht ganz schlank. An solche Wortgefechte kann ich mich erinnern. Die sind dann auch nach einei...
weiterlesenFamiliengeschichten Oberösterreich 21. April 2025
Überlebt in Berlin
Ulrike Drescher
Eine liebe Freundin hat den Brief meines Vaters (damals 23 Jahre) an seine Eltern in Kindberg aus dem Kurrent ins Reine geschrieben. Endlich kann ich ihn lesen.
Berlin, den 28.11.1943 Sonntag 17:20 Meine lieben Eltern! Eine Woche wüsten Geschehens liegt hinter uns, ich weiß nicht, wann Euch dieser Brief erreichen wird, aber es wird wohl einmal der Fall sein. Ich will versuchen, Euch jene Gedanken zu schildern, die mich bewegten. Am Montag (22.11) hatte ich Dienst in der Akademie. Abends kam dann jener Grossangriff, der von uns aus, also von Wittenau gesehen nicht schlimm aussah. Ich wurde erst stutzig, als ich keine Nachricht von Traudl bekam und da am nächsten Morgen kein Verkehrsmittel zu erreichen war, machte ich mich um 5 h früh auf den Marsch. Es war furchtbar u. ist kaum zu schildern. Mein Weg führte durch rauchige Strassen, an zerstörten u. brennenden Häusern vorbei, bis ich endlich immer näher an die Luitpoldstrasse herankam. Ich war verzweifelt, als ich die Zerstörungen zunehmen sah u. war natürlich vollkommen erschüttert, denn die Ruinen u. der Bombentrichter vor Haus 31 sagten mir deutlich genug, hier ist niemand mehr ...
weiterlesenFamiliengeschichten Steiermark 21. April 2025
Eierspeise mit weinendem russischen Soldaten
Gertrud Grinschgl, Jahrgang 1936
Meine Mutter war eine junge Witwe mit uns drei Kindern. Wir mussten flüchten zu meinem Großvater nach Stambach. Und einen Tag später, da waren die Russen in diesem Gebiet. Da haben sie eine Flak aufgestellt beim Haus vom Großvater. Und da wurde hin- und hergeschossen mit den Amerikanern, die in Lafnitz waren. Das ist auch ein Dorf, fünf Kilometer von Grafendorf weg. Am nächsten Tag, wo ich mich sehr gut erinnern kann, sind von Schloss Reitenau Soldaten übern Bach herübergekommen, mit Stiefeln und Kübeln in der Hand. Da hatten sie aufgeschlagene Eier drinnen. Mein Großvater musste den Ofen einheizen, und da haben sie Eierspeise daraus gemacht. Und ich kann mich gut erinnern, uns Kinder hatten sie auch mit am Tisch und haben uns auch Eierspeise zum Essen gegeben. Mein kleiner Bruder war damals vier, fünf Jahre alt, und da hat ein junger russischer Soldat meinen Bruder in den Arm genommen und hat zu weinen angefangen. Wir haben das dann so verstanden, er hat zu Hause auch so einen ...
weiterlesenFamiliengeschichten Steiermark 20. April 2025
Familiengeschichten Niederösterreich 19. April 2025
Familiengeschichten Niederösterreich 19. April 2025
Das schreckliche Bratöl
Herbert Izbicki
Rauch und beißender Qualm beim Braten in der Küche
weiterlesenFamiliengeschichten Niederösterreich 19. April 2025