Abgang des letzten Professors

Tourismusforschung

In einem Fremdenverkehrsland wie Österreich sollte Tourismusforschung eine Selbstverständlichkeit sein. Nun geht an der Wirtschaftsuniversität der letzte Professor für Tourismus und Freizeitwirtschaft in Pension, und das Fach wird nicht nachbesetzt.

Fremdenverkehr und alles was dazugehört wird im Sport-, Spiel- und Freizeitland Österreich allenthalben unterrichtet: In höheren Tourismusschulen, Fachhochschulstudiengängen und der Privatuniversität Modul.

Überall dort steht aber der praktische Aspekt im Vordergrund. Den Hinterbau, die Tourismusforschung deckten bisher Wissenschaftler wie Josef Mazanec ab. Der Vorstand des Instituts für Tourismus und Freizeitwirtschaft der Wiener Wirtschaftsuniversität erforscht seit Jahrzehnten mit seinem Team Reiseströme und Tourismusverhalten.

Dass mit Mazanecs Pensionierung nun auch der Lehrstuhl im Bereich Service-Marketing ausgeschrieben wird und die Bezeichnung Tourismus somit von öffentlichem Universitätsboden komplett verschwunden ist irritiert viele Beobachter. Der scheidende Professor selbst sieht das etwas entspannter.

"Tourismusforschung ist keine Disziplin in dem Sinn wie Volkswirtschaftlehre, sondern ein Anwendungsgebiet. Und wir haben eben die unterschiedlichsten Disziplinen, die sich mit diesem Ausschnitt aus der Realität Tourismus beschäftigen. Daher wird dieses Gebiet nie aus- oder absterben, wir werden immer Soziologen, Anthropologen, Nationalökonomen, Freizeitpädagogen, Compterscientists und viele andere haben, die sich aus ihrer Sicht mit dem Phänomen Tourismus befassen."

Trotzdem, wenn das Institut verschwindet, wird die österreichische Tourismusforschung international nicht mehr wahrgenommen, so sich nicht ein Bewerber für die Professur findet, der aus Eigeninitiative mit Unterstützung der Privatwirtschaft Tourismusforschung betreibt. Kein Ruhmesblatt für das Urlauberland Österreich.