Gaddafi noch immer im Untergrund

Rebellenregierung in Tripolis

Der libysche nationale Übergangsrat wird heute komplett von Bengasi nach Tripolis übersiedeln. Die UNO hat eingefrorenes Auslandsvermögen Gaddafis in der Höhe von einer Milliarde Euro freigegeben. Einstweilen wird in Tripolis in einigen Stadtvierteln um jeden Häuserblock gekämpft. Gaddafi bleibt im Untergrund.

Mittagsjournal, 26.8.2011

Gertrude Roten

Acht Ratsmitglieder eingetroffen

Der Vizepräsident des Exekutivkomitees, Ali Tarhuni, gab am Donnerstag bekannt, dass der Nationale Übergangsrat in der libyschen Hauptstadt seine Arbeit aufgenommen habe. Zuvor waren acht Ratsmitglieder in Tripolis eingetroffen, darunter die Verantwortlichen für Gesundheit, Kommunikation, Inneres, Justiz und Verteidigung.

Ratspräsident Mustafa Abdel Dschalil zufolge sollten am Freitag sechs weitere Mitglieder dort eintreffen. Dschalil selbst sollte laut Tarhuni folgen, wenn die Sicherheitslage es zulasse.

Wiederaufbau wird Jahre dauern

Die libyschen Rebellen hatten ihren Übergangsrat kurz nach dem Beginn der Revolte am 27. Februar in der östlichen Stadt Bengasi gegründet.

Der Wiederaufbau der Infrastruktur in Libyen wird laut einem Vertreter des Übergangsrates mindestens zehn Jahre dauern. Schon vorher sei die Versorgung wegen "grober Vernachlässigung" in schlechtem Zustand gewesen, sagte der Chef des für Stabilisierung zuständigen Teams im Übergangsrat, Ahmed Dschehani, am Freitag in einem Interview mit dem Sender BBC.

"Keine Rache"

Der Vizechef und Finanzminister der Übergangsregierung, Ali al-Tahuni, sagte: "Ich verkünde den Beginn und die Wiederaufnahme der Arbeit der Übergangsregierung aus einem freien Tripolis." Die Anhänger Gaddafis ruft er dazu auf, sich zu ergeben, Es werde keine Rache geben, so Tahuni.

UNO will bald Wahlen

In der Nacht hat die UNO einen Teil des eingefrorenen Vermögens von Gaddafi freigegeben. 1,5 Mrd. Dollar sollen für den Aufbau von Institutionen verwendet werden, sagt ein UNO-Vertreter. Man könne beim Aufbau einer Regierung und einer Verwaltung helfen, auch bei der Aussöhnung. Ganz oben auf der Liste der UNO steht aber die Abhaltung von Wahlen.