Hohe Ausgaben, viel Bürokratie

OECD-Bildungsstudie über Österreich

Österreich gibt vergleichsweise viel Geld für das Bildungssystem aus, die Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer ist hoch, aber mit viel Bürokratie überfrachtet - zulasten der Unterrichtszeit. Das sind Ergebnisse aus der aktuellen OECD-Bildungsstudie "Bildung auf einen Blick".

Mittagsjournal, 13.9.2011

Martin Haidinger

Lehrer: Viel Verwaltungsarbeit

Die Studie wurde heute präsentiert. Zwar sind in Österreich die Klassenschülerzahlen mittlerweile besser als im OECD-Schnitt: Es kommen weniger Schüler auf eine Lehrkraft als früher, nämlich je nach Schultyp 19 bis 23, dafür sind die Lehrerinnen und Lehrer mit Verwaltungskram aufgehalten, ihre Verweildauer beim reinen Unterricht ist kürzer als anderswo in den OECD-Ländern.

Schulen ohne Sekretariat

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ): "Das ist für mich schon ein klarer Hinweis, dass wir in Österreich die Lehrerinnen und Lehrer vor allem von den administrativen Tätigkeiten entlasten müssen. Größere Hauptschulen und Volksschulen haben oft nicht einmal eine Sekretärin."

Das alles ist mit vergleichsweise hohen Kosten verbunden.

Weiter niedrige Akademikerquote

Um einen Prozentpunkt gestiegen, aber mit 19 Prozent immer noch niedrig ist die erweiterte Akademikerquote inklusive Fachhochschulen und Kollegs - zum Vergleich: Deutschland hat hier 26 Prozent, das OECD-Mittel ist 30 Prozent.

Österreich drohe noch weiter hinter andere OECD-Länder zurückfallen, so die Einschätzung der Bildungsexperten.

"Studierende zum Studieren bringen"

Für Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle (ÖVP) ist klar: "Wir brauchen nicht mehr Studienanfänger, sondern mehr Absolventen." Viele Studenten würden nicht ausreichend studieren, keine Prüfungen absolvieren.

"Das Allerwichtigste, was wir tun müssen, um höhere Abschlusszahlen zu erreichen, ist, diese Studierenden zum Studieren zu bringen. Dafür brauchen wir eine erhöhte Verbindlichkeit der Studien." Die Mittel zu diesem Zweck seien Zugangsregelungen und Studienbeiträge, so Töchterle.

Nummer eins bei BHS und Co.

Nummer eins in der gesamten OECD ist Österreich bei der beruflichen höheren Bildung: 77 Prozent besuchen bzw. absolvieren eine BHS, BMS oder eine Lehre, was wiederum gut für Wirtschaft und Beschäftigung ist.

"Bildung keine Priorität"

Die Lehrerinnen und Lehrer verdienen insgesamt etwas mehr als im OECD-Schnitt, jedoch nur auf das Lebenseinkommen bezogen, so Claudia Schmied.

Insgesamt, so bemängelt die OECD, räume Österreich der Bildung offenbar keine Priorität ein. Seit 1995 sind die Bildungsausgaben im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gesunken.