Zittern vor nächster Hilfstranche
Papandreous Canossagang nach Berlin
Vor dem Hintergrund der Euro-Schuldenkrise führt die deutsche Kanzlerin Merkel in Berlin Gespräche mit dem griechischen Ministerpräsident Papandreou. Das hoch verschuldete Griechenland wartet derzeit auf die nächste Überweisung aus dem internationalen Hilfsprogramm. Dazu braucht es grünes Licht von EU, EZB und IWF.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 27.09.2011
In dieser Woche geht es wieder um viel für Griechenland. Das Land braucht dringend Geld, um nicht Pleite zu gehen. Aber auch für die deutsche Kanzlerin Angela Merkel wird es in dieser Woche spannend. Am Donnerstag wird im deutschen Bundestag über den erweiterten Euro-Rettungsschirm abgestimmt. Vor diesem Hintergrund ist heute der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou nach Berlin gekommen, um dort mit Angela Merkel zu sprechen - am Abend. Schon jetzt am Vormittag haben beide vor der deutschen Industrie gesprochen.
Klare Worte Papandreous
Es ist der Tag der Industrie. Jede Menge Unternehmer sind nach Berlin gekommen, um sich auszutauschen bzw. zuzuhören. Und sie sind heute sehr aufmerksam, denn es spricht einer, dessen Land gerade wirtschaftlich einige Probleme hat. Und was die deutschen Unternehmer zu hören bekommen, sind klare Worte.
Der griechische Ministerpräsident Giorgos Papandreou redet nicht schön. Ja, Griechenland steckt in einer Krise und das hat die griechische Regierung den Europäischen Freunden auch ehrlich gesagt: "Wir haben politische und wirtschaftliche Fehler gemacht, die uns in diese Krise geführt haben".
"Erwarten uns Respekt"
Griechenland sei kein armes Land, es war ein falsch geführtes Land, sagt Papandreou aber jetzt sei ein neuer Weg eingeschlagen worden, für viele Griechen ein schmerzhafter Weg. Griechenland habe so allein 2010 sein Defizit gewaltig reduziert. Zum Vergleich: Deutschland hätte dafür 125 Milliarden Euro sparen müssen, sagt Papandreou.
Für diese gewaltigen Einsparungen erwarte man sich keinen Applaus, sagt der griechische Ministerpräsident, aber Respekt für die gesetzten Taten: "Wir müssen damit aufhören, uns ständig wegen unserer Schwäche gegenseitig zu beschuldigen, wir müssen uns mit unseren verschiedenen Stärken vereinen".
Aufruf zu Investitionen
Den Euro-Partnern dankt Papandreou für die Solidarität und die finanziellen Hilfe, die sich, seiner Meinung nach, letztendlich lohnen werde: "Das ist ein Investment nicht in vergangene Fehler, sondern in einen zukünftigen Erfolg - unseren gemeinsamen Erfolg.
Damit es dazu kommt, garantiert Papandreou, dass Griechenland all seine Verpflichtungen erfüllen werde. Gleichzeitig müssten aber auch Unternehmen aus ganz Europa wieder mehr in Griechenland investieren.
"Yes, we can"
Kann es Griechenland wirklich schaffen: Papandreou antwortet im Stil des Barack Obama: "Ja, wir können. Griechenland hat das Potential, Europa hat das Potential und wenn wir zusammenarbeiten können wir aus der Krise in eine Chance machen". Dies gelte nur, wenn sich Europa nicht auseinanderdividieren lasse: "Mit dem Fall der Berliner Mauer ist auch das geteilte Europa zu Ende gegangen. Jetzt ist nicht die Zeit neue Mauern aufzubauen."
Europa müsse weiter voran gehen - letztendlich werde ein gemeinsames stärkeres Europa dastehen, ist Papandreou überzeugt - ob auch die deutschen Unternehmer von Griechenland überzeugt sind, bleibt offen.