Lehrergewerkschaft contra Koalition

Widerstand gegen mehr Unterricht

Die Regierung verhandelt wieder mit der Lehrergewerkschaft über ein neues Lehrerdienstrecht: Neue Lehrer sollen für mehr Unterrichtsstunden verpflichtet werden. Die Gewerkschaft hat bereits ihren Widerstand dagegen angekündigt.

Morgenjournal, 19.3.2012

Koalition einig

Man hat sie noch im Ohr, die Debatte im Jahr 2009, als Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zwei Unterrichtsstunden mehr für alle Lehrer forderte und damit nicht nur bei Lehrervertretern, sondern auch beim Koalitionspartner abblitzte. Dieses Mal geht es um neue Dienstzeiten nur für neu eintretende Lehrerinnen und Lehrer. Sie sollen mehr Zeit als bisher in der Schule verbringen und unterrichten. Das bestätigt dieses Mal auch ÖVP-Chef Michael Spindelegger vergangene Woche.

Gewerkschaft dagegen

Doch auch wenn die Regierungsparteien nun Seite an Seite kämpfen, einfach wird das auch dieses Mal nicht. Die Lehrergewerkschaft hält nämlich von mehr Unterrichtsstunden wenig. Die Lehrer seien jetzt schon voll ausgelastet, sagt etwa AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin: "Mehr Arbeitszeit bei gleichbleibendem Lohn - dazu kann eine Gewerkschaft nur Nein sagen." Ähnlich auch der oberste Pflichtschullehrervertreter Paul Kimberger: Die Lehrer seien an der Belastungsgrenze oder teilweise darüber. Daher müsse man fragen, wie viel Qualität man im Schulsystem haben wolle.

Zusatzleistungen nur gegen Geld

Und Vorschläge wie der von Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) vom November, wonach Junglehrer um sechs Stunden mehr arbeiten sollen, aber nur vier davon abgegolten bekommen, sind für Kimberger sowieso indiskutabel: "Wenn man zusätzliche Leistungen haben will, dann wird man diese bezahlen müssen."

Auch das Argument der Regierung, dass durch den geplanten Ausbau der Nachmittagsbetreuung und der Ganztagsschulen eine längere Anwesenheit der Lehrer an Schulen notwendig ist, lässt AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin nicht gelten. Lehrer unterrichteten jetzt schon zum Teil am Nachmittag, für die Freizeit- und Lernstunden dazwischen brauche es keine Lehrer: Das sei eine Tätigkeit, die von Erzieherinnen und Erziehern, auch von der Bezahlung her, ausgeübt werde, so Quin.

Abschluss "bis zum Sommer"

Bei den Verhandlungen geht es aber nicht nur um mehr Unterrichtsstunden. Der Lehrberuf soll durch ein neues Gehaltsschema attraktiver werden. Bis 2025 geht die Hälfte der knapp 120.000 Lehrer in Pension. Lehrer werden also gesucht. Dazu sollen die Einstiegsgehälter von derzeit ungefähr 2.000 Euro angehoben werden, die Gehälter dafür später weniger stark steigen. Die Verhandlungen für ein neues Dienst- und Besoldungsrecht sollen dieser Tage starten. Bis zum Sommer wollen die drei Ministerinnen Schmied, Heinisch-Hosek und Fekter die Verhandlungen abschließen. Doch die Lehrergewerkschafter wollen sich da nicht unter Druck setzen lassen: "Mit fehlt da die Jahreszahl. Vorm Sommer ist es sicher fertig, fragt sich nur, vor welchem", sagt AHS-Lehrergewerkschafter Eckehard Quin, wohl auch mit Blick auf die zahlreichen Verhandlungen in den vergangenen Jahren, die allesamt gescheitert sind.