Ex-ÖIAG-Chef: "Nichts schuldig geblieben"

Markus Beyrer verlässt die Staatsholding ÖIAG nach knapp einem Jahr und geht nach Brüssel. Der Einstieg des neuen Großinvestors Carlos Slim bei der Telekom ist für Beyrer ein schöner Schlussstein seiner Amtszeit, sagte er im Mittagsjournal-Interview.

Mittagsjournal, 15.6.2012

Der scheidende ÖIAG-Chef Markus Beyrer im Gespräch mit Barbara Krommer.

"Nicht glücklos"

Beyrers Zeit als ÖIAG-Chef war von der Korruptionsäffäre bei der Telekom überschattet. Reformen bei der ÖIAG habe die Politik verhindert. Als glücklos würde er sich trotzdem nicht bezeichnen: "Glücklosigkeit hat man noch allen ÖIAG-Chefs vorgeworfen."

Beyrer sagt, er habe sich während seiner einjährigen Amtszeit mit sehr großen Herausforderungen auseinandersetzen müssen. Mit vereinten Kräften sei es gelungen, alle zu bewältigen. Man habe die Vergangenheit der Telekom Austria "konsequent" aufgearbeitet und das Vertrauen der Aktionäre zurückgewonnen.

Die Situation bei der OMV sei stabil und mit dem neuen "starken und guten strategischen Partner" werde das auch bei der Telekom Austria gelingen, sagte Beyrer. "Das ist ein sehr schöner Schlussstein eines sehr anspruchsvollen Jahres."

Carlos Slim als Abschiedsgeschenk

Zum Einstieg von America Movil SAB, die unter der Kontrolle des Mexikaners Carlos Slim steht, meinte Beyrer im Gespräch mit Barbara Krommer, das Unternehmen sei ein guter Partner für die Telekom Austria und den Wirtschaftsstandort Österreich.

America Movil habe sich als einer von wenigen Interessenten zu einer langfristigen Partnerschaft mit der Telekom Austria bekannt.

"Zu wenige Schnittmengen mit Politik"

Es sei nicht er gewesen, der bei seinem Amtsantritt neue Konzepte ankündigte, sagte Beyrer, sondern die Politik. Demnach sei er auch nichts schuldig geblieben. "Ich habe einen ganzen Berg von Strategien und wenn es nur ein Mindestmaß an politischer Übereinstimmung über Möglichkeiten gäbe, kann ich eine Strategie innerhalb von zwei Stunden fertig schreiben. Was ich aber nicht getan habe und nicht tun werde, ist ein Konzept vorzulegen, nur um von verschiedenen Leuten gesagt zu bekommen, dass das nicht das Richtige ist."

Es habe in verschiedenen Fragen zu wenige Schnittmengen mit den politischen Akteuren gegeben, rechtfertigte sich Beyrer.

Überzeugung für Europa Grund für Abgang

Die mangelnde Übereinstimmung mit der Politik sei aber nicht der Grund, warum er jetzt nach Brüssel zu Business Europe wechselt, sagt BEeyrer.

Er sei überzeugter Europäer und als solcher müsse er sich der Herausforderung als Generaldirektor von Business Europe stellen, "in einer für Europa so entscheidenden Phase, an so entscheidender Stelle" agieren zu können.

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