Gesundheitswesen: Korruption kostet Milliarden

Beim EU-Health-Forum in Gastein diskutieren rund 600 Experten aus Politik, Wissenschaft und Gesundheitspraxis über die Auswirkungen von knappen Budgets im Gesundheitswesen. Der Präsident des Forums, Günther Leiner, ruft dazu auf, Korruption zu stoppen und das Gesundheitssystem in den EU-Ländern rasch zu reformieren.

Mittagsjournal, 3.10.2012

Facettenreiche Korruption

Korruption sei die Folge von wirtschaftsbestimmten Gesundheitssystemen, die weniger auf die Patientenversorgung und mehr auf das wirtschaftliche Kalkül zentriert seien, kritisiert Günther Leiner. Bei der Anschaffung von teuren Untersuchungsgeräten zum Beispiel werde viel Geld über den Tisch gereicht. Wohin wie viel Geld fließe, könne nicht kontrolliert werden. Leiner: "Ich will jetzt niemandem etwas unterstellen. Aber wir wissen, dass Operationen vorgezogen werden, dass Leute länger im Krankenhaus liegen, dass man hier eine Quasi-Versorgung noch länger tätigt. Ich halte es auch für eine Korruption, wenn man die Menschen hinsichtlich von Krankheiten noch lang in der Ordination hält. Ich halte es auch für Korruption, wenn man alle Apparate in der Ordination wahrnimmt, obwohl es nicht notwendig ist."

Personalabbau ist der falsche Weg

In Summe gehen pro Jahr 56 Milliarden Euro auf das Konto von Korruption und Betrug im Gesundheitswesen der EU Staaten. Das hat das European Healthcare Fraud and Corruption Network, ein Netzwerk von Gesundheitsexperten aus 13 europäischen Ländern, ausgerechnet. Auch Österreich werde da "mit ein paar Millionen dabei sein", sagt Günther Leiner, ehemaliger ÖVP-Gesundheitssprecher. Er sei überzeugt, dass auch hier entsprechende Sparmaßnahmen ergriffen werden müssten.

Das Geld müsse dort eingesetzt werden, wo es benötigt wird, sagt der EU-Health-Forum-Präsident. Dazu müssten die Gesundheitssysteme allerdings umstrukturiert werden. Viele Krankenhäuser kürzen beim Personal, um einzusparen. Das aber gefährde langfristig die Versorgung, sagt Leiner. Man müsse an die Zukunft denken, und mit weniger Personal würden die Patienten schlechter versorgt, sie würden früher entlassen, "das ist kein Weg in die Zukunft".

Service

European Healthcare Fraud and Corruption Network