Frauenquote: Aufholbedarf in Österreich
Das EU-Parlament stimmt heute über eine Frauenquote in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen ab. Bis 2020 soll ein Anteil von 40 Prozent erreicht sein, lautet der Vorschlag. In Österreich ist man von diesem Anteil noch weit entfernt.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 20.11.2013
Wenig verändert in Österreich
Frauen sind in den Aufsichtsräten von börsennotierten Unternehmen hierzulande noch immer selten zu finden. Ihr Anteil liegt bei rund zehn Prozent. Zuletzt gab es die Hoffnung, dass sich heuer in dieser Hinsicht etwas bewegen könnte. Denn es sind einige Posten in den Aufsichtsräten neu besetzt worden. Doch diese Hoffnung hat sich nicht erfüllt, sagt Kleinanlegervertreter Wilhelm Rasinger. Er beobachtet den Frauenanteil in den Aufsichtsräten schon seit längerer Zeit und meint, es habe sich nicht viel geändert, aber sehr viele Unternehmen beschäftigten sich ernsthaft mit diesem Thema. In den nächsten Jahren sollte es sichtbare Ergebnisse geben. Aber wenn sich weiterhin nichts bewegt, müsse man auch in Österreich eine Quote einführen, sagt Rasinger.
Kein Koalitionsthema?
Ob eine Frauenquote ernsthaft in den Koalitionsverhandlungen thematisiert wird, war von den zuständigen Verhandlern von SPÖ und ÖVP nicht zu erfahren. Bisher waren hier die Rollen klar verteilt: in der SPÖ sprechen sich viele für eine Quote aus, zuletzt auch Sozialminister Rudolf Hundstorfer.
In der ÖVP ist die Meinung vorherrschend, dass man privaten Unternehmen nicht vorschreiben soll, welches Personal sie einstellen. Auch der zuständige ÖVP-Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner betont immer wieder, dass er hier auf Freiwilligkeit setzt. Wobei auch er zuletzt eingestanden hat, dass in der Privatwirtschaft kaum Fortschritte auf diesem Gebiet zu beobachten sind. Immerhin gebe es aber schon in den staatsnahen Unternehmen eine Quote. Diese betrifft 55 Unternehmen, an denen der Staat mit mehr als der Hälfte beteiligt ist. Bis zum Jahr 2018 will die Regierung dort eine Quote von 35 Prozent erreichen, was mit einem aktuellen Stand von 33 Prozent schon fast geschafft ist.
Quoten anderswo
Europaweit gibt es bereits zahlreiche Länder, die eine Quote für private Unternehmen schon eingeführt haben. Neben dem Vorreiter Norwegen sind das Frankreich, Spanien, Belgien, die Niederlande und Italien. Die Quoten betreffen dabei nicht nur die Aufsichtsräte, sondern zum Teil auch die Vorstände, also das Top-Management. Beispiel Frankreich: Dort sollen bis zum Jahr 2017 40 Prozent der Vorstandsmitglieder weiblich sein. Und auch in Deutschland hat man sich in den Koalitionsverhandlungen diese Woche auf eine Frauenquote geeinigt.