"Handwerkerbonus" gegen Schwarzarbeit

Einer der Punkte, auf die sich SPÖ und ÖVP in ihrem neuen Regierungsprogramm geeinigt haben, betrifft die Schwarzarbeit: Mit dem "Handwerkerbonus" soll man einen Teil der Kosten für Handwerker von der Steuer absetzen können. Diese Forderung kommt schon seit Jahren von der Wirtschaftskammer und von der Baugewerkschaft - nun steht sie im Programm. Allerdings sind Details noch unklar.

Morgenjournal, 18.12.2013

"Gewaltiger Effekt"

Der Handwerkerbonus kommt laut Regierungsprogramm nur "mit Vorbehalt", also wenn es sich finanzpolitisch ausgeht. Die Beteiligten sind aber recht zuversichtlich, dass es sich ausgeht. Denn das Finanzministerium würde dadurch sogar mehr einnehmen als ausgeben.

Der Linzer Volkswirtschaftsprofessor Friedrich Schneider fordert das Bonus-System seit längerem. Laut seinen Berechnungen hat die Schwarzarbeit oder Schattenwirtschaft in Österreich ein Volumen von 19 Milliarden Euro jährlich. Wenn etwa Bodenleger, Elektriker oder Tischler die Arbeit nicht mehr im Pfusch machen, zahle sich das aus. Sollte jeder Haushalt Handwerkerrechnungen über 2.000 Euro pro Jahr steuerlich absetzen können, würde das die Schattenwirtschaft um ein Zehntel oder 1,8 Milliarden Euro reduzieren, rechnet Schneider. "Das wäre ein gewaltiger Effekt", so Schneider.

Modell Deutschland

Wie das System konkret ausschaut, ist noch nicht restlos geklärt. Als Vorbild wird jedenfalls Deutschland genannt. Dort kann man seit 2006 Handwerksleistungen bis zu einer Grenze von 6.000 Euro steuerlich geltend machen. 20 Prozent davon, also maximal 1.200 Euro, werden dann von der Einkommenssteuer abgezogen. Ein Problem bei der Finanzierung in Österreich sieht Friedrich Schneider nicht: "Es entsteht nicht einmal eine Finanzierungslücke, dass der Finanzminister etwas vorfinanzieren muss und später zurückkriegt. Sondern es ist umgekehrt: Die offizielle Rechnung wird beglichen, dann kann ich sie steuerlich absetzen."

In den Regierungsverhandlungen hat Bau-Holz-Gewerkschafter Josef Muchitsch für die SPÖ beim Bonus mitverhandelt. Auch wenn man in Sachen Budget vorsichtig war, rechnet er damit, dass der Bonus umgesetzt wird: "Weil es eine Maßnahme ist, die Sozialbetrug ausschließt und sich für den Staatshaushalt und für den Finanzminister rechnen wird."

Programmierter Erfolg?

Realistisch sei eine Umsetzung mit Beginn des Jahres 2015. Vielleicht geht sich Mitte 2014 aus, hofft man bei der Bundesinnung Bau in der Wirtschaftskammer. Dass der Bonus angenommen wird, steht für Obmann Hans-Werner Frömmel außer Frage: "Warum sollen sie es nicht nutzen. Wenn man jetzt immer sagt, ich nehme ein Kavaliersdelikt in Kauf, indem ich versuche, eine Rechnung ohne Mehrwertsteuer zu bekommen, dann macht das Sinn, wenn die 1.200 Euro von der Steuer absetzen kann. Damit habe ich eine effektive Verbilligung um 20 Prozent."

Im Kampf gegen die Schwarzarbeit hätten Strafen bisher wenig gebracht, sagt Volkswirtschaftsprofessor Schneider. Anreize seien besser - und da würde der Handwerksbonus weiterhelfen und "sofort wirken, weil jeder Österreicher die Einstellung hat: Wenn ich vom Staat etwas bekomme, dann nütze ich das auch."