Blutvergießen in Syrien - Augenzeugen berichten

Seit drei Jahren tobt in Syrien der Bürgerkrieg. Täglich hört man von neuen Gräueltaten die von dem Assad-Regime ebenso wie von den Rebellen verübt werden. Millionen Syrer sind auf der Flucht, haben ihr Land verlassen. Nur selten gibt es Gelegenheit, die menschlichen Schicksale zu erfahren, die sich hinter diesen Zahlen verstecken. Das Ö1-Mittagsjournal hat eine genützt und bei einem Treffen in Österreich mit syrischen Oppositionellen gesprochen.

Mittagsjournal, 11.3.2014

Versuch normalen Alltag zu leben

Dara, in dieser Stadt hat die syrische Krise ihren Ursprung. Dort haben vor drei Jahren Proteste gegen die Regierung von Bashar-Al Assad begonnen. Tausende Menschen gingen damals auf die Straße, auch die Linksaktivistin Basima Chaled. "Sie haben damals bei den Protesten auf uns geschossen und später haben sie mich, meine Töchter, meine Neffen verhaftet, weil wir protestiert haben. Sie haben meinen Bruder getötet, aber ich bin trotzdem in Dara geblieben", sagte Chaled im Ö1-Mittagsjournal.

Die Menschen in Dara hätten Hilfe gebraucht, deswegen sei sie geblieben. "Wir haben zwei Schulen aufgebaut mit dem Geld von Freunden von uns, die im Ausland leben", so Chaled. Jetzt soll noch eine dritte Schule eröffnet werden. 200 Schüler gingen in jede dieser Schulen. "Sie haben schreckliches durchgemacht und wir versuchen ihnen einen normalen Alltag zu bieten und unterstützen sie psychologisch" sagte Chaled.

Zu wenige Ärzte für zu viele Opfer

Laut einem Bericht des UNO-Kinderhilfswerkes UNICEF bräuchten rund zwei Millionen Kinder in Syrien psychologische Hilfe, weil sie seit drei Jahren nichts anderes erleben als Krieg. 10.000 Kinder sind bisher im Syrien-Konflikt getötet worden, es mangelt an Ärzten. In der umkämpften Stadt Aleppo würden laut der Hilfsorganisation „Save the children“ 2.500 Mediziner gebraucht, doch nur 36 praktizieren dort zurzeit.

"Die Medizinische Versorgungslage ist wirklich tragisch, vor allem in letzter Zeit, weil soviel zerstört wird", sagte Abdulmanem Harah, der seit zwei Jahren als Arzt in Aleppo praktiziert. Das Regime greife die Zivilbevölkerung mit allen möglichen Waffen an, aber am schlimmsten seien die Fassbomben. "Wir haben nicht genug medizinische Instrumente um die Splitter der Fassbomben aus den Wunden der Verletzten zu entfernen", betonte Harah.

K.o.-Schlag statt Narkose

"Save the children" berichtet, dass Patienten K.o. geschlagen würden, weil es einfach keine Narkosemittel mehr gibt. Kindern würden Gliedmaßen amputiert, weil ihre Verletzungen nicht anders behandelt werden können. Aleppo wird seit November wieder verstärkt von der Armee von Baschir al Assad angegriffen. Die Stadt sei leblos, sagte der Arzt Abdulamen. Hunderttausende Einwohner seien geflohen weil es kaum einen Ort gebe, an dem man sicher ist.

"In den Teilen der Stadt, die vom Assad-Regime kontrolliert werden ist es gefährlich für mich, weil ich von Regierungsanhängern verhaftet werden könnte, und in den befreiten Teilen der Stadt laufe ich Gefahr, entweder von Anhängern des Regimes oder von islamistischen Gruppen verhaftet zu werden", so Abdulamen.

Zweifel an UNO-Friedensgesprächen

Dennoch hofft Abdulamen auf eine bessere Zukunft für Syrien. Dass die UNO-Friedensgespräche in Genf eine Lösung bringen könnten, glauben weder Abdulamen noch der langjährige syrische Friedensaktivist Fateh Jamous. "Die Friedensgespräche in Genf sind doch nur Zeitverschwendung", sagte Jamous. Die Opposition die dort vertreten ist - die Syrische Nationale Koalition - vertrete nur einen ganz kleinen Teil der syrischen Opposition.

Die syrische Zivilbevölkerung hat viele Gesichter, viele Stimmen, und sie wollen nach drei Jahren Krieg endlich gehört werden.

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