Bundesmuseen ohne Geld für Essl-Ankauf
Der angebotene Verkauf der Sammlung Essl an den Bund wirft nun auch bei anderen Museen Fragen auf. Seit Jahren beklagen nämlich die Direktoren der Bundesmuseen, dass sie über keine ausreichenden Sammlungsbudgets verfügen. Warum soll also plötzlich das Geld für einen derart großen Ankauf vorhanden sein? Außerdem würden sich Direktoren Kunstwerke lieber selbst aussuchen, anstatt nun womöglich zwangsbeglückt zu werden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 26.3.2014
Das MAK hat im Vorjahr Schenkungen im Wert von € 480.000,- erhalten, konnte Ankäufe aber nur im Wert von € 120.000,- tätigen. Diese Ankäufe machten nur 1 Prozent des Gesamtbudgets aus und werden zum Großteil aus den Mitteln der Galerienförderung finanziert, die alle Bundesmuseen vom Kulturminister erhalten, wenn sie einer Galerie Kunstwerke abkaufen.
In anderen Museen war im Vorjahr das Ankaufsbudget noch geringer: So wurde etwa in der Albertina nur um 54.000,- Euro Kunst angekauft. Dafür gab es aber 1,7 Mio. an Schenkungen - ein besonders fettes Jahr für die Albertina, weil der US-amerikanische Künstler Alex Katz ein ganzes Konvolut an Arbeiten der weltgrößten grafischen Sammlung überließ.
Wenn ein Künstler solche Donationen macht, erwartet er sich im Gegengeschäft, dass seine Arbeiten in Ausstellungen gezeigt werden, um seinen Ruhm zu vermehren. Das ist eine durchaus gängige Praxis im Museumsbetrieb: Auch als kürzlich Eric Fischl, der in den 1980er Jahren ein Star der New Yorker Kunstszene war, oder Gunter Damisch, der in den 1980ern mit den "Neuen Wilden" einer der wichtigsten Vertreter österreichischer Gegenwartskunst war, in der Albertina ausstellten, schenkten sie dem Museum Kunstwerke. Das heißt, die Ausstellungstätigkeit ist für die Bundesmuseen ein wichtiger Hebel, um neue Kunstwerke in die Sammlungen zu bekommen.
Außerdem machen die Eintrittsgelder in vielen Häusern einen bedeutenden Teil der Einnahmen aus. In der Albertina etwa ist das der größte Anteil der Einnahmen, der noch vor Einkünften aus Vermietungen und vor dem Sponsoring rangiert. In anderen Museen, die ein weniger populäres Programm fahren als die Albertina, sind die Eintritte kaum nennenswert. Trotzdem rentiert sich die Investition in Ausstellungen - abgesehen vom künstlerischen und wissenschaftlichen Erkenntniswert - auf dem Umweg über Schenkungen. Das heißt, manche Museen wie die Albertina, leben regelrecht von den Schenkungen der Künstler. Und weil die Museen im Bundesbesitz sind, vermehren diese Schenkungen letztlich das Staatsvermögen. Nach dem Motto "eine Hand wäscht die andere" wäre das ein Argument, warum der Staat sich nun bei den heimischen Künstlern erkenntlich zeigen und die Sammlung Essl kaufen könnte.
Unabhängig davon fordert Edelbert Köb, der von 2001 bis 2010 das MUMOK geleitet hat, dass die Museen in Zukunft verpflichtet werden sollen, einen ganz bestimmten Anteil ihres Gesamtbudgets in Ankäufe zu stecken, um ein zielgerichteteres Sammeln zu garantieren. Damit fordert Edelbert Köb - in genauer Kenntnis der engen budgetären Situation der Museen - eine kulturpolitische Weichenstellung von Kulturminister Josef Ostermayer: ein klares Bekenntnis zum Sammeln; und endlich die Klärung, wer was sammeln soll. Denn letztlich sind die in der Vergangenheit zusammengetragenen Kunstschätze jetzt der Reichtum der Kulturnation Österreich.