Gustav-Klimt-Stiftung mit Raubkunstfall

Die Gustav-Klimt-Privatstiftung sorgt weiter für Schlagzeilen. Nachdem sich schon im Vorjahr der Künstlerische Leiter der Stiftung, Tobias Natter, auch aufgrund "heikler" Raubkunstfragen zurückgezogen hatte, wurde heute der erste tatsächliche Fall von Raubkunst in der Stiftung bekannt.

Bildnis Gertrud Loew (Bildausschnitt)

Bildnis Gertrud Loew (Bildausschnitt)

(c) KLIMT FOUNDATION

Mittagsjournal, 10.9.2014

Das "Bildnis Getrud Loew" von Gustav Klimt aus dem Jahr 1902 ist nach Ansicht einer Expertenkommission der Klimt-Privatstiftung Raubkunst. Clemens Jabloner, früher Präsident des Verwaltungsgerichtshofs, hat mit zwei weiteren Experten festgestellt, dass das Gemälde noch während der NS-Herrschaft unrechtmäßig erworben wurde, und zwar von Gustav Ucicky, einem unehelichen Sohn Gustav Klimts - dem früheren Ehemann der Stiftungsgründerin Ursula Ucicky.

Es handle sich um ein "nichtiges Geschäft im Sinne einer Rückstellung", so Jabloner. Zur rechtlichen Lage meint er. "Wenn heute ein Kunstwerk im Eigentum des Bundes steht und etwa durch ein nichtiges Rechtsgeschäft in diesem Sinn während der nationalsozialistischen Zeit erworben wurde, dann gibt das der Bund freiwillig zurück. Diese Rechtsgrundlage wird nun analog auf das Bild angewendet, das der Ucicky-Stiftung gehört."

Die Klimt-Privatstiftung strebe nun eine "faire und gerechte Lösung" mit den Erben nach Gertrud Felsövanyi im Sinne des Washingtoner Abkommens an. In diesem Abkommen aus dem Jahr 1998 verpflichteten sich 44 Staaten für das Auffinden und die Rückgabe von Raubkunst zu sorgen. Obwohl die Klimt-Privatstiftung an diesen Rechtsakt nicht gebunden wäre, werde sie sich daran halten, so die offiziellen Aussagen. Die Rechtskommission der Stiftung beurteilte die Ergebnisse einer Gruppe von Historikerinnen, die von beiden Seiten beschickt wurde.

Dazu der Anwalt der Erben Ernst Ploil: "Unsere Seite und die der Stiftung stellen eine Provenienzforscherin bei. Die beiden Damen sollten eruieren, was eruiert werden kann, und diese Ergebnisse sind dann diesem Dreierschiedsgericht vorgelegt worden zur juristischen Beurteilung."

Die angestrebte Lösung könnte so aussehen, dass der Erlös einer möglichen Auktion aufgeteilt wird oder das "Bildnis Gertrud Loew" von der Stiftung selbst angekauft wird. Das Auktionshaus Christies schätzte den Wert des Bildes auf bis zu 19 Millionen Euro. Dafür habe man Geld zurückgestellt, so Stiftungs-Anwalt Andreas Nödl gegenüber der APA.

Mitte Dezember wird das Bild mit fünf weiteren Klimt-Zeichnungen aus dem Erbe Felsövanyi in der Ausstellung "Wege der Moderne. Josef Hoffmann, Adolf Loos und die Folgen" im Wiener Museum für Angewandte Kunst ausgestellt werden. Von der Gustav-Klimt-Privatstiftung war heute Vormittag niemand erreichbar.