Bundesheer: Gebäude verkommen

Kein Geld für Sprit und Reparaturen, verfallende Gebäude, beeinträchtigte Katastrophenhilfe - der Zustand des Heeres ist besorgniserregend. Zu dieser Erkenntnis dürften inzwischen auch die verantwortlichen Politiker kommen. Anfang Oktober will Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) Notfall-Maßnahmen vorlegen - nach der Regierungsklausur Ende September.

Mit diesem ungeliebten Thema will man sich bei der Klausur tunlichst nicht beschäftigen. Natürlich spüren auch Grundwehrdiener, dass das Geld hinten und vorne fehlt. Beispiele von der Garde, einem Verband, der jährlich über 1.500 Rekruten ausbildet.

Morgenjournal, 20.9.2014

"Stehen im eigenen Urin"

Man kennt das ja: bei Staatsbesuchen repräsentieren Garde-Soldaten die Republik. Überall, wo der Staat etwas zu feiern hat, ist dieser Verband nicht weit. Die Garde besteht aus 200 Kadersoldaten und über 1.500 Grundwehrdienern jährlich. Sie sind alle auch ausgebildete Infanteristen. Untergebracht sind sie in der Maria Theresia Kaserne in Wien, die Ausbildung findet in Horn statt. Vom miserablen Zustand der Gebäude kann Gardekommandant Stefan Kirchebner ein Lied singen. Ein Drittel in seinem Verantwortungsbereich sei saniert, zwei Drittel nicht.

Und was das heißt, schildert der ehemalige Grundwehrdiener Victor Kalbskopf recht anschaulich: unter aller Kritik. Der 24jährige Kalbskopf hat Ende August abgerüstet und war in seiner Bundesheerzeit Soldatensprecher. Die Kacheln sind gebrochen, die Soldaten bekommen Fußpilz. Die Pissoirs sind nicht an den Abfluss angeschlossen, man stehe im Urin und Fäkalien.

Sieht man einmal von der Musterkaserne Güssing ab, dürften die beschriebenen Zustände in Kasernen kein Einzelfall sein. Das hat auch die Bundesheerkommission wiederholt festgestellt. Soldatenvertreter Kalbskopf wollte die Desolaten Waschräume Verteidigungsminister Klug bei einem Kasernenbesuch auch live vor Augen, worauf sich dieser aber nicht eingelassen habe, erzählt der Ex-Rekrut. Auch ein nachfolgender offizieller Beschwerdebrief endete im Nichts.

Kaputte Fahrzeuge, kein Transport

Lob kommt vom Ex-Grundwehrdiener für die Ausbildung selbst. Die neuen Module - etwa Sport, Sprache, Katastrophenhilfe - funktionierten gut, sagt er. Dass die Ausbildung selbst vom Sparkurs noch nicht betroffen ist, bestätigt auch Gardechef Kirchebner. Wohl aber anderes: bei möglichen Einsätzen habe es vor einem halben Jahr eine Transportkapazität von über 500 Soldaten gegeben, jetzt sind es 150.

Viele Autos, Lkw und Busse sind einfach kaputt, Geld für Reparaturen gibt es nicht. Solche Klagen hört man ja aus vielen Verbänden im Land. Und noch etwas hört man - in diesem Fall aus Kreisen des Generalstabs: Die vielen Grundwehrdiener, jährlich 22.000, bräuchte man derzeit gar nicht, 14.000 - 15.000 würden genügen. Aber die Wehrpflicht ist ja in Stein gemeißelt und ihre Ausbildung kostet eben Geld.

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