Pflanzenwelt & Urbanes Gärtnern

"Das Spektrum des Programms ist so bunt wie die Pflanzenwelt selbst", hieß es in der Ankündigung zum Ö1 Hörsaal am 12. Juni 2015. Und tatsächlich wartete die ganztägige Veranstaltung an der Universität Salzburg mit höchst vielfältigen Informations- und Kommunikationsangeboten auf.

Der inhaltliche Bogen spannte sich dabei von alten Sorten und wiederentdecktem Kräuterwissen über aktuelle ökologische Herausforderungen und urbanes Gärtnern bis hin zur künftigen Entwicklung von Natur und Pflanzen.

Eingeladen dazu hat die "NaWi", die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg, die gleich zwei Gewinnerprojekte im Ö1 Hörsaal vor den Vorhang holte: "Das Pflanzenwissen der einfachen Leut‘" von Eunike Grahofer aus Niederösterreich und die "Essbaren Gemeinden und Firmengärten" von Sandra Peham aus der Steiermark, die auch die neue Onlineplattform "Einfach Essbar" betreibt.

"Mitmachen, Ausprobieren, Informieren und Diskutieren" lautete die Devise des Events. In einer Reihe von Vorlesungen und an verschiedenen Wissenspoints gewährten die Ideengeberinnen, Forscher/innen der NaWi und Initiativen Einblicke in die Theorie und Praxis des "Gartelns" am Land und in der Stadt. Außerdem gab es einen Pflanzenmarkt, Workshops für Kinder und Jugendliche, Führungen durch den Botanischen Garten sowie eine Podiumsdiskussion über Urban Gardening mit Salzburger Politiker/innen.

  • Messebesucher

    Beim Ö1 Hörsaal "Pflanzenwelt & Urbanes Gärtnern" konnte sich das Publikum an verschiedenen Wissenspoints schlau machen.

    Beate Firlinger

  • Romana Hasenöhrl

    Die Autorin Romana Hasenöhrl gab Tipps zum platzsparenden Pflanzen und stellte ihr Buch "Der Garten in der Tasche" vor.

    Beate Firlinger

  • Erdling

    Der Verein Erdling Verein betreibt gemeinschaftliche Landwirtschaft in der Stadt Salzburg und Umgebung.

    BEATE FIRLINGER

  • Von links: Eunike Grahofer, Johnny und Sandra Peham, Karl Ploberger

    Von links: Eunike Grahofer, Johnny und Sandra Peham, Karl Ploberger.

    Beate Firlinger

  • Preisverleihung durch Rektor Heinrich Schmidinger an Eunike Grahofer und Sandra Peham. Links: Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler. Rechts: Karin Raab-Oertel vom Büro für Forschungsmarketing & Fundraising der Uni Salzburg

    Preisverleihung durch Rektor Heinrich Schmidinger an Eunike Grahofer und Sandra Peham. Links: Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler. Rechts: Karin Raab-Oertel vom Büro für Forschungsmarketing & Fundraising der Uni Salzburg

    Beate Firlinger

  • Sandra Peham

    Sandra Peham engagiert sich für eine "essbare" Welt und freut sich über den Gewinn beim Ö1 Hörsaal.

    Beate Firlinger

  • Die Molekularbiologin Fatima Ferreira-Briza ist Vizerektorin für Forschung, Karin Raab-Oertel (stehend) hat den Ö1 Hörsaal an der Universität Salzburg organisiert.

    Die Molekularbiologin Fatima Ferreira-Briza ist Vizerektorin für Forschung, Karin Raab-Oertel (stehend) hat den Ö1 Hörsaal an der Universität Salzburg organisiert.

    Beate Firlinger

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Exzellentes Bürgerwissen

"Große Themen brauchen viele Köpfe", sagt Karin Raab-Oertel vom Büro für Forschungsmarketing & Fundraising. Sie hat mit ihrem Team diesen 1. Citizen Science-Tag an der Universität Salzburg organisiert. Es ist ein neues öffentliches Format, das einerseits dem Austausch zwischen internen und externen Expert/innen und andererseits dem Gespräch mit der Bevölkerung dienen soll.

"Alle Beteiligten können ihr Wissen auf gleicher Augenhöhe teilen. Diese Wertschätzung ist wesentlich und da produziert sich sehr viel aus dem Gleichgesinnten heraus."

Die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Salzburg hat sich für den Ö1 Hörsaal zwei Projekte aus der Welt der Pflanzen ausgesucht. Sinn und Zweck der Sache ist es, exzellentes Bürgerwissen mit der universitären Forschung zu vernetzen, so Karin Raab-Oertel.

Die Vernetzung mit Gleichgesinnten ist auch ein zentrales Anliegen der Projektpreisträgerin Sandra Peham. Sie lebt gemeinsam mit ihrem Mann, dem Permakulturpraktiker und Wildnisberater Johnny Peham, im steirischen Übelbach. Auf ihre Initiative verwandelte sich der kleine Markt in der Nähe von Graz zur "1. Essbaren Gemeinde Österreichs".

Ausgehend von diesen Erfahrungen unterstützt die Pädagogin nun andere Gemeinden, Firmen, Vereine und Privatpersonen dabei, auf öffentlichen Flächen Gemeinschafts- und Selbsterntegärten anzulegen. Sie hat dazu auch das Onlineportal einfachessbar.org ins Leben gerufen, auf dem sich essbare Projekte aller Art präsentieren und voneinander lernen können.

"Einfach Essbar – Kostbares gemeinsam genießen!" ist das Motto der Aktivitäten von Sandra Peham. Sie hat beim Ö1 Hörsaal mitgemacht, um mit Wissenschafter/innen in Kontakt zu kommen und die Bewegung für essbare Gemeinden und öffentliche Selbsterntegärten weiter voranzutreiben.

Altes Pflanzenwissen

Die Projektpreisträgerin Eunike Grahofer lebt und arbeitet im Waldviertel. Dort widmet sie sich der Dokumentation des volkskundlichen Pflanzenwissens. Zu diesem Zwecke fährt sie in kleine Ortschaften und erkundigt sich bei den "einfachen", älteren Leuten nach Familienüberlieferungen, Krankheitsgeschichten und Rezepturen, die sich um die Verwendung von Wegesrandpflanzen und Wiesenkräutern drehen.

Sie nimmt diese Gespräche auf, überträgt sie dann in elektronische Form und wertet die Anwendungen etwa in Relation zu den Inhaltsstoffen der Pflanzen aus. So bewahrt die Kräuterpädagogin und Naturheiltherapeutin "Überlebenswissen" aus einer Zeit, in der die heimische Pflanzenwelt die einzig verfügbare "Apotheke" war.

Eunike Grahofer sammelt das Pflanzenwissen der einfachen Leut’ und gibt ihre Erkenntnisse in Vorträgen und Büchern weiter. Vom Ö1 Hörsaal erhofft sich die Waldviertlerin, ihr Projekt fachkundig ausweiten zu können.

Zu den Vortragenden beim Salzburger Ö1 Hörsaal zählte auch Karl Ploberger, der seinen "Garten für intelligente Faule" vorstellte. Der Journalist und Sachbuchautor hat sich als "Biogärtner der Nation" einen Namen gemacht. Bei seinen Vorträgen besucht er auch "die kleinsten Nester", erzählt er. "Da komme ich dann zum Beispiel mit Bäuerinnen ins Gespräch und ich lerne bei jedem Vortrag etwas dazu. Das ist ein Praxiswissen, das du nur erfährst, wenn du mit den Leuten redest."

Der Gartenbuch-Autor Karl Ploberger bestreitet pro Jahr etwa 100 Vorträge. Die Vorlesung in einem Uni-Hörsaal war für ihn aber eine Premiere.

Text und Audios: Beate Firlinger