Im Gespräch

"Das Lesen verwandelt Traum in Leben und Leben in Traum". Michael Kerbler spricht mit Mario Vargas Llosa, Schriftsteller

"Die Vorstellung des Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur, das Bewusstsein der Umweltzerstörung durch die Industriegesellschaft und die moderne Technologie, die Aufwertung des Wissens des Primitiven, der gezwungen ist, seinen Lebensraum zu respektieren, wenn er nicht untergehen will, ist eine Anschauung, die in jenen Jahren zwar noch keine intellektuelle Mode darstellte, aber doch schon allenthalben, selbst in Peru, Wurzeln zu schlagen begann." Diese Feststellung stammt vom Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa.

Er nimmt mit dieser Aussage auf einen seiner Romane Bezug, der im Jahr 1987 erschienen ist. Im "Geschichtenerzähler" - er spielt Mitte der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts - wird etwas offenbar, worüber wir nach wie vor beunruhigt sein sollten: die Zerstörung von Natur, Identität und Tradition durch den Wachstumsfetischismus der Industriegesellschaft.

"Der Geschichtenerzähler" wurde im Oktober in Wien zum zehnten Jubiläum der Aktion "Eine Stadt. Ein Buch" als Gratisbuch verteilt. Mario Vargas Llosa besuchte deshalb Wien. Eine gute Gelegenheit, um mit dem Schriftsteller, der sich vom Befürworter politisch linker Positionen zum Anwalt liberaler, ja neoliberaler Politik wandelte, über die politische Lage in Lateinamerika, aber auch in seiner neuen Heimat Spanien zu sprechen, wo sich die "Juventud sin futuro", die "Jugend ohne Zukunft", formiert hat, die den etablierten Parteien in den zurückliegenden Monaten immer wieder in Sprechchören den Grund für ihre Empörung kundtat: "No nos representan!" - Sie vertreten uns nicht!

Michael Kerbler hat mit dem Literaturnobelpreisträger 2010 über das Schreiben in Zeiten der Krise gesprochen.

Service

Mario Vargas Llosa: Der Traum des Kelten. Angelica Ammar (Übersetzer) (Buch Suhrkamp Verlag)
Mario Vargas Llosa: Der Geschichtenerzähler. Elke Wehr (Übersetzer) (Buch Suhrkamp Verlag)

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