Vater mit 6 Jahren kennengelernt, er blieb fremd

Frau Six

Meinen Vater habe ich eigentlich erst mit 6 Jahren richtig kennen gelernt, weil ich bin 38 geboren und er ist 38 eingerückt. Und dann ist er nur immer so zwischendurch auf zwei Tage heimgekommen, da hab ich ihn nicht richtig kennengelernt, ich hab mich eigentlich gefürchtet vor ihm, weil das ein unbekannter Mann war für mich. Da hat er sich gleich in der Holzhütte ausgezogen, weil er voll war mit Flöhen. Und dann hab ich ihn erst so ein bissl kennengelernt. Aber es hat einen anderen Mann in unserem Haus gegeben, der war wie ein Vater zu mir, zu dem hab ich „Tati“ gesagt. Also mein Vater war mir eigentlich fremd, und das ist eigentlich immer geblieben, also bin ich mit ihm nie so richtig warm geworden.

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Heimkehrer Steiermark 27. Juni 2025

Traurige erste Weihnachten mit dem Vater

Frau Ertö, Jg. 1939

Er hat nichts erzählt. Ich war noch zu jung, dass ich gefragt hab, aber wir haben zu Haus gesprochen, er hat nichts erzählt. Der wollte vom Krieg, glaube ich, nicht reden. Er hat zwei Brüder verloren. Die waren nicht einmal 25 Jahre, im Krieg eingerückt. Aber vor seinen Erlebnissen hat er nichts erzählt, das war wahrscheinlich so arg. Ich weiß es nicht. Die ersten Weihnachten waren auch so traurig, man hat ja nichts gehabt. Äpfel haben wir aufgehängt am Baum mit Holzstäbchen angebunden, am Abend hat´s eine Eierspeis gegeben, das war schon war schon was Großes, das waren die ersten Weihnachten halt, wie er heimgekommen ist, aber wir waren beieinander, und das war wichtig.

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Heimkehrer Steiermark 27. Juni 2025

Die wiedergefundenen Möbelstücke

Inge Reinisch

Also meine Familie. Das war meine jüngere Schwester.und meine Mutter, mein Vater. Wir sind nach Kriegsende wieder zurück nach Wien. Unter abenteuerlichen Umständen sind wir dann wieder in Wien gelandet. In Döbling in unserem Haus. Und haben da unsere Wohnung im ersten Stock fast leer vorgefunden. Die schönen Möbelstücke, die alten antiken waren alle weg. Wir mussten am Boden schlafen. Für uns Kinder war das lustig, für meine Eltern weniger lustig. Und wir haben dann sehr bald von den Nachbarn gehört, dass immer wieder Lastwagen von den Amerikanern vorgefahren sind. Das Haus war "Open House". Auch die Mieter waren nicht da, und die Soldaten haben immer wieder Möbelstücke verladen und sind weggedüst. Jetzt war folgendes: Mein Vater wollte diese Möbel immer unbedingt wieder auffinden. Er war kein Nazi, das hat er immer wieder betont. Also er hat ein Recht auf seine Möbel. Und meine Mutter. Und das ist das Schöne an der Geschichte hat wunderbar gezeichnet und gemalt. Ordentliches Zei...

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Heimkehrer Wien 26. Juni 2025

Eine schwere Zeit

Frau Ertö, Jg. 1939

Ich war in Graz St. Peter, hab eineinhalb Stunden in die Schule gehabt. Wir haben schlechtes Schuhwerk gehabt, die Mädchen haben damals noch keine langen Hosen gehabt, man hat viel Kälte gelitten. Und in der Gasse oder Straße, in der ich war, war kein Schneepflug und nix und im Winter war man schon arm als Kind. Und mein Vater ist erst nach dem Krieg im Herbst heimgekommen. Der ist im 38er Jahr eingerückt und ist erst dann heimgekommen. Er war einmal dazwischen zu Hause und ist mit Uniform gekommen. Aber da habe ich als Kind, ich war Einzelkind, habe Angst vor der Uniform gehabt anscheinend. Ich hab ihn geliebt, er war schon ein super Mensch. Und es ist halt so, dass wenn immer die Heimkehrer heim gekommen sind nach Graz am Bahnhof, da sind die Frauen angeschrieben worden. Da haben sie eine Verständigung gekriegt, dass ihre Männer heimkommen und meine Mutter ist mit mir immer am Bahnhof fahren mit dem Fahrrad und der Vati war halt nie dabei, sie hat auch keine Verständigung geha...

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Heimkehrer Steiermark 26. Juni 2025

Fenster mit Packpapier und der heimgekehrte Vater

Helga Wöber

Ich bin Jahrgang 1940, und wir waren als Kinder entweder bei der einen Großmutter in Liesing oder bei den anderen Großeltern in Langenlois, mein jüngerer Bruder und ich. Und ich kann mich erinnern, dass hinter einer Türe immer eine Tasche gestanden ist mit der nötigsten Sachen. Wenn die der Fliegeralarm kam, dann mussten wir mit dieser Tasche in irgendeinen Keller. An den Keller kann ich mich in Langenlois nicht mehr erinnern. Und wir haben also jeden Tag zu den Sternen geguckt und gehofft, dass unser Vater aus dem Krieg wieder zurückkommt. Aber wie ich fünf war nach dem Krieg im Herbst hat meine Mutter mich nach Wien geholt und hat mir die Wohnung gezeigt, die ich ja nicht in Erinnerung oder überhaupt nicht kannte. Und da war alles so finster, weil die Fenster alle noch mit Packpapier und Kartons verklebt waren. Und da habe ich mich richtig gefürchtet. Und von diesen verklebten Fenstern habe ich eigentlich in all diesen Geschichten nichts gehört. Mitgedacht. Das muss ich erzählen, ...

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Heimkehrer Niederösterreich 26. Juni 2025

Bei Gesprächen über den Krieg ging mein Vater

Ludwig Blamberger, Jg. 1943

Ich kann mich nur an eines erinnern, dass viele Männer, wenn wir einen Ausflug gemacht haben, dann immer irgendetwas über den Krieg erzählt haben. Und dass mein Vater dann immer aufgestanden und gegangen ist. Also das sind die Eindrücke. Zu Hause hat er nie drüber geredet. Und auch alle Gespräche mit anderen über den Krieg hat er gemieden, wenn die meisten über Kriegserlebnisse, wo sie Helden waren, erzählt haben. Ich habe nur eine Erinnerung, dass er in Kiew war, in der Ukraine und irgendwo am Rande mit diesen Erschießungen zu tun hatte. Ja, ich bin ein absoluter Pazifist. Ich habe das einfach erlebt, was da war und der Verlust. Und ich sehe diese vielen Leute, die gestorben sind. Also für mich war das eine Geschichte, die unvorstellbar ist und ich fühle mich auch in dieser Zeit hier nicht wohl, wo ein Schritt zurück passiert in die Vergangenheit und man sich wieder gegenseitig über Kontinente hinweg anbrüllt, und das ist einfach eine fürchterliche Geschichte.

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Heimkehrer Oberösterreich 25. Juni 2025

Der wild aussehende Mann war mein Vater

Otto Schöffel

Mein Vater ist dann irgendwann zurückgekommen. Da war ich dann schon sieben Jahre alt von der Kriegsgefangenschaft, und die haben wenig erzählt. Wenn man gefragt hat, hat man nicht sonderlich viel Antwort bekommen. Für mich tragisch war das Zurückkommen. Ich habe im Mühlbach, der bei so einer Mühle dabei ist, gebadet und. Und plötzlich kommt da ein wild aussehender Mann auf mich zu, nimmt mich und hält mich fest im Arm. Ich habe zu schreien begonnen. Ich hab ihn ja nicht erkannt. Es war immerhin meine erste bewusste Begegnung mit meinem Vater. Ich bin davongelaufen zur Mama und habe geschrien, Mama, Mama, da ist ein fremder Mann, der will mir was tun. Also mein erster Kontakt mit dem Vater ist so abgelaufen, a Katastrophen. Es war schwer für mich und hat lange gedauert, ein Verhältnis zum Papa aufzubauen. Der war immer nett zu mir und immer freundlich. Ich bin nur leider dann mit zehn Jahren schon in ein Klosterinternat gekommen, weil ich ja was studieren sollte und mein Bruder w...

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Heimkehrer Niederösterreich 25. Juni 2025

Mein Vater, der fremde Mann

Manfred Golda, Jg. 1941

Mein Vater kam erst 1948 aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Da stand plötzlich ein fremder Mann in der Tür. Meine Mutter hat sich umgedreht und geschaut, was denn da los ist und hat einen Freudenschrei ausgestoßen. Die zwei sind sich da im Arm gelegen - und ich bin daneben gestanden und hab nicht gewusst, was los ist. Und dann hat sie gesagt, das ist dein Papa! Oder: dein Vater. Ha! Bis ich mich daran gewöhnt habe, dass da jetzt noch ein männliches Wesen im Haus ist, das hat eine Weile gedauert.

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Heimkehrer Kärnten 31. Mai 2025

Die Rückkehr meines Vaters

Herr Mariacher

Der totgeglaubte Vater kehrt aus britischer Gefangenschaft zurück

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Heimkehrer Tirol 15. Mai 2025

Als mein Vater fast erschossen wurde

Elfriede Jira

Elfriede Jiras 17jähriger Vater als Deserteur

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Heimkehrer Oberösterreich 13. Mai 2025

Codes in der Feldpost

Franz Weismeier

Franz Weismeiers Vater schreibt Briefe aus Bremen

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Heimkehrer Oberösterreich 13. Mai 2025

Abzug der Russen und Traumatisierte Männer

Eva Steininger

In meiner Schulzeit gab es zwei Klassenzüge. Ein Zug war von 8 bis 12 Uhr und ich war im zweiten Klassenzug von 1 bis 4 Uhr Nachmittag. Es waren über 50 Kinder in der Schule in der Klasse. Es wurde ausgesprochen autoritär unterrichtet. Ich hab vom Unterricht ganz wenig mitbekommen, bin ganz hinten gesessen in den letzten Reihen. I Und dann 55 sind die Russen abgezogen. Das war wie ein Volksfest in Zwettl. Die Blasmusik ist gefahren, die Russen sind abgezogen, teilweise wurde gewunken und sind Freundschaften entstanden zu den Einheimischen. Aber man war sehr froh. Generell war man sehr froh, dass sie abgezogen sind. Ich habe in Erinnerung, es waren alle traumatisiert. Also ich glaube, alle Männer, die vom Krieg heimgekommen sind, waren verrückt oder hätten in ein Irrenhaus gehört. Aber die Situation war natürlich damals so, dass da erst diese Traumatisierungen noch gar nichts gewusst hat. Dann war große Not. Und für solche Einrichtungen gab es natürlich kein Geld. Man konnte ja nic...

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Heimkehrer Niederösterreich 9. Mai 2025

Leben mit Russen im besetzten Haus

Eva Steininger

Im mühsam erbauten Haus der Großmutter war russische Besatzung einquartiert. Mein Vater und meine Mutter waren im Erdgeschoss auf die Wohnküche und auf ein Kabinett zusammengedrängt. Sie waren jung verheiratet, meine Mutter war schwanger. Die Schwiegermutter hat bei ihnen in diesem kleinen Kabinett geschlafen. Dann wurde ich geboren. Es gab in dieser Zeit eine Ausgangssperre, und die Wehen bei meiner Mutter setzten ein, so ab Mitternacht . Ein russischer Soldat, der bei uns im Haus gewohnt hat, ist mit ins Krankenhaus gegangen und links und rechts haben sie meine Mutter gestützt. Am 4. Mai 1947 wurde ich geboren. Wie meine Mutter dann mit mir nach Hause kam als neugeborenes Baby, war in dieser Wohnküche und in diesem kleinen Kabinett mein Vater, seine Mutter, meine Mutter und ich als Baby. Ich muss da noch weiter ausholen. Mein Vater wurde als letztes Kriegsfutter mit 16 Jahren eingezogen und wurde sofort an die russische Front geschickt und war zwei Jahre in einem sibirischen Gefa...

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Heimkehrer Niederösterreich 9. Mai 2025

Harte schicksalshafte Zeiten waren das

Manfred Lagler-regall

Mein Vater erzählt aus seinen Kindheitserinnerungen

Harte schicksalshafte Zeiten waren das (Ende des 2. Weltkrieges und danach) Von ihm, also einem starken Mann, will ich nun erzählen. Es war einmal ein junger Mann, der hatte 4 ältere Brüder und kam kurz also ein Jahr vor dem Ende des Großen 2. Weltkrieges auf die Welt. Es ist dies mein leiblicher Vater. Als Kind verbrannte er sich die Hände mit heißem Wasser, und in der Kriegszeit und danach war es schwer für die Familie, in der er aufwuchs, wo sie sich über Orangen oder Mandarinen, die ihnen die Oma aus Wien im Winter schickte, sehr freuten, weil wenig zu essen da war, und die Besatzungsmacht-Soldaten, die Russen, vieles für sich selbst beanspruchten, wie z. Bsp. Kühe und anderes. Als die letzte Kuh aus ihrem Stall von den Russen beschlagnahmt wurde, das war einer der schlimmsten Momente für die Herkunftsfamilie meines Vaters, und er erzählte mir einige Male davon, woran er sich aber nicht gerne erinnere, weil das eine große Enttäuschung war. Und wenn dann beim Milchholen die M...

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Heimkehrer Niederösterreich 8. Mai 2025

Mein Papa - der "letzte Heimkehrer"

Josef Broger

Mein Papa - der "letzte Heimkehrer

Zweite Republik Erinnerungen Mein Papa, Josef Broger, (geb. 31.8.1923) kam um Jahr 1955 als „letzter Heimkehrer“ aus der Gefangenschaft in Sibirien aus dem 2. Weltkrieg zurück. Er wurde in den letzten Kriegsjahren als junger Mann eingezogen und war als Kraftfahrer in Lettland stationiert. 1945 bekam er den Befehl, alle Kameraden sofort zum Hafen zu fahren, da der Krieg beendet sei und das letzte Schiff dort alle „Deutschen“ nach Hause bringen würde. Da auf seinem LKW nicht für alle Kameraden Platz war, fuhr er schnellstmöglich zum Hafen und versprachen den zurückgelassenen Kameraden verlässlich wieder zu Kommen um auch sie abzuholen. Das Versprechen hielt er auch ein und als sie zum Hafen kamen, sahen sie das Schiff, das auf sie warten sollte und sie sicher in die Heimat zurückbringen sollte, gerade am Horizont verschwinden. Nun war guter Rat teuer. Zurückgelassen nach Kriegsende im „Feindesland“….. Die einheimischen Letten nahmen die „Fremden“ bei sich auf und mein Papa und sei...

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Heimkehrer Vorarlberg 29. April 2025