Jeden Heiligabend Vaters Kriegsgeschichten

Hr. Zöch, Jahrgang 1952

Als Jugendlicher wunderte sich Hr. Zöch darüber, dass sein Vater am Heiligen Abend immer wieder Geschichten aus dem Krieg erzählte. Der Grund dafür wurde ihm klar, als er erfuhr, dass sein Vater am Heiligen Abend 1948 aus der sowjetischen Kriegs-gefangenschaft zurückgekehrt war. Damals kam der Vater in einem alten russischen Soldatenmantel und mit Bart und langen Haaren zurück. Er wollte sich beim Friseur herrichten lassen, aber die Leute erkannten ihn nicht und hatten Angst vor ihm, bis er beruhigte: I bin's, da Ludwig!

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 22. April 2025

Vater, der Fleischhauermeister, wusste Bescheid

Hr. Zöch, Jahrgang 1952

Mein Vater, also Adoptivvater, war Fleischhauer, später dann Landwirt. Er war im Krieg kein Widerstandsheld, aber auch kein Nazi - eher ein Typ Soldat Schwejk: man wurschtelt sich durch und will überleben. Und weil er Fleischhauermeister war, war er bei einer Einheit, die ganz vorne an der Ostfront die russischen Kolchosen, sagen wir mal, ausgeraubert haben. Weil die Wehrmacht brauchte ja Fleisch, um die Soldaten zu ernähren. Also der hat ziemlich genau gewusst, wie es dort zugegangen ist. Wenn die Rede gekommen ist auf das 1945er Jahr und wie es bei uns war, hat der immer nur einen Satz dazu gesagt: Ja arg, aber wenn die Russen, die Sowjets, dasselbe gemacht hätten wie wir im Osten, dann wär's hier noch zehnmal ärger gewesen. Das hat mich schon irgendwie beeindruckt, das ist hängen geblieben. Ich weiß mittlerweile natürlich auch aus verschiedenen Dokumentationen, was da alles abging im Osten.

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 22. April 2025

Der Weg zur Matura

Herbert Izbicki

Nach der Befreiung aus dem Lager und der Heimkehr

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 19. April 2025

Retour aus Exil für antifaschistisches Österreich

Susanne Pollak, Jahrgang 1942

Vom Nationalsozialismus verfolgter Vater kehrt aus dem Exil in Frankreich zu Fuß über die Alpen zurück, um im Auftrag der Kommunistischen Partei ein antifaschistisches Österreich aufzubauen: Ich bin geboren im Exil meiner Eltern in Frankreich. Sie mussten, weil sie Juden waren, fliehen. Mein Vater aus Wien und meine Mutter schon 1933 aus Berlin. Mein Vater war in Frankreich im Widerstand und in der Kommunistischen Partei. Er ist im 1945 im Auftrag der Partei nach Wien zurückgekehrt, um ein antifaschistisches Österreich aufzubauen. Er ist im Mai 1945 zu Fuß von Toulouse über den großen und kleinen Sankt Bernhard, über die Alpen bis nach Jugoslawien, wo er als feindlicher Ausländer für einige Tage festgenommen wurde, bevor er in Wien ankam. Meine Mutter und ich sind dann Anfang Dezember 45 mit einem der ersten Arlbergexpress nach Wien zurückgekommen. Mein Vater war Arzt und er hat gleich eine Ordination im Gemeindebau bekommen, in Kaisermühlen im 22. Bezirk. Und ich kann mich ...

weiterlesen

Heimkehrer Wallis 18. April 2025

Vater ließ die Leute fürs Mehl anschreiben

Maria Peham, Jahrgang 1968

Mein Vater ist mit 17 zur Ausbildung als Soldat nach Frankreich geschickt worden und war dann in russischer Gefangenschaft. Die Ereignisse haben ihn lebenslang geprägt. Eine Depression, die sich im Alter zu einem schweren Verlauf entwickelt hat. Nach dem Krieg hat er, wie vorgesehen, die Mühle in Oberösterreich übernommen, im Tal der sieben Mühlen, wo ich auch aufgewachsen bin. (..) Und nach dem Krieg, hat er dann immer erzählt, waren viele Leute sehr hungrig und konnten nicht zahlen, wenn sie Mehl geholt haben in der Mühle. Er hat sie nie weggeschickt, sondern hat sie anschreiben lassen. Und vieles wurde auch dann nicht bezahlt. Und die Anekdote dazu war, als in den 70er Jahren mein Bruder ein Mofa hatte, hat ihn mein Vater losgeschickt und gemeint, es gibt noch Leute, die ihm Geld schulden, und wenn er das eintreiben mag, kann er es behalten. Mein Bruder war sehr geschäftstüchtig und hat das dann gemacht. Meine Oma, die ich nie gekannt habe, ist kurz nach dem Krieg 1948 ge...

weiterlesen

Heimkehrer Oberösterreich 18. April 2025

Mein Großvater, Bergungsleiche 194

Christine Schwarz, Jg. 1954

Am 12. März 1945 ist mein Großvater, Beamter im Unterrichtsministerium, verschüttet worden, da bei der Bombardierung der Oper auch der Philipphof neben der Albertina bombardiert worden ist. Mein Vater war an der Front in der Steiermark. Aufgrund der Nachricht vom Tod seines Vaters hat er sogar Urlaub bekommen. Er hat eine Nummer erhalten, der Großvater war Bergungsleiche 194. Hinten am Zentralfriedhof, an der Mauer, sind die Toten in Papiersäcken in provisorische Gräber gelegt worden. Als mein Vater eine oder 2 Wochen nach dem Tod seines Vaters in Wien angekommen ist, hat er den Papiersack aufgemacht. An den Haaren hat er seinen Vater erkannt. Jedes Mal, wenn wir bei der Albertina vorbeigegangen sind, hat uns unser Vater diese Geschichte erzählt. Ich hab unseren Großvater natürlich nicht gekannt, ich bin ja erst neun Jahre später zur Welt gekommen. Aber du hast einfach gespürt... Mein Vater hat immer gesagt, im Grunde hat ihm der Tod seines Vaters das Leben gerettet, weil die Einhei...

weiterlesen

Heimkehrer Wien 6. April 2025

Heldenmythos war vorbei

Erna Putz, Jg. 1946

Mai 1945, die Kriegsrückkehrer sind traumatisiert: Der Vater konnte abhauen, hat noch eine Woche im Untergrund gelebt und war zurück. Er und seine Altersgenossen haben viel über den Krieg geredet, auch über die anderen, die in Gefangenschaft waren. Was ich jetzt noch weiß ist, dass das Heldenthema vorbei war. Sie haben immer wieder gesagt, es ist kein Wunder, dass der Franz nichts zu Wege bringt, das alles an seiner Frau hängt. Der hat zweimal das Eiserne Kreuz bekommen, der hat elf Panzer abgeschossen. Der ist mit den Nerven fertig.

weiterlesen

Heimkehrer Oberösterreich 5. April 2025

Das letzte Aufgebot; Kapitel 6 - Heimkehr

Franz Holzmann

Die Geschichte der Heimkehr meines Großvaters Franz Holzmann, welcher als 17-jähriger kurz vor Kriegsende noch eingezogen wurde und dann die russische Gefangenschaft überlebte.

Die Geschichte meines Großvaters wurde von meinem Onkel Hermann Holzmann in den 90er Jahren anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Republik niedergeschrieben. Ich darf mit seiner Erlaubnis den Text des letzten Kapitels hier teilen und wollte auch selbst ein paar Worte zu meinem Opa schreiben. Kapitel 6: Heimkehr Im Oktober 1945 wurde ich dann eines Tages einem Transport zugeteilt. Zunächst vermutete ich, ich sollte in ein anderes Lager verlegt werden. Ich durfte aber heimkehren! Im Rückblick betrachtet, wollten die Russen mit dieser Aktion sicher auch ihre Sympathiewerte bei der österreichischen Bevölkerung anheben und der KPÖ Wahlkampfhilfe leisten. Tatsächlich wurden ja in Österreich Kommunisten bei den Sowjetbehörden vorstellig, um eine möglichst rasche Entlassung österreichischer Kriegsgefangener zu erreichen. So traf beispielsweise der erste Transport noch vor den Wahlen vom 25. November ein. Unser Rücktransport erfolgte nicht über Lemberg, sondern durch Südrussland ...

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 4. April 2025

Ö 1945-55: arm, aber reich an Bildung

Franz Albert Pichler

Darstellung der Armut, der politischen Widersprüche, aber auch der vielen Bildungsmöglichkeiten trotz Bombenruinen in Wien.

Wir waren Hunde arm. Kriegsbedingte Binnenflüchtlinge. Anfangs lebte ich als kleines Kind in einem Dorf an der oberen Donau, in Engelhartszell. Auf der einen Seite der schmalen Donau war eine Kaserne der US- Soldaten, die meisten waren Afro- Amerikaner. Am anderen Ufer war ein russisches Lager. Auf einem schmalen Streifen entlang der amerikanischen Seite der Donau war ein Flüchtlingslager: es waren Banater, Deutschsprachige aus Rumänien und Südosteuropa, die vor den sowjetischen Truppen flüchteten. Mit den Flüchtlingskindern spielte ich am liebsten. Mit den Nazikindern im Ort hatte ich keinen Kontakt. Mir zuliebe zog dann die Familie im Sommer 1949 nach Wien, damit ich statt in einer in zwei Klassen geteilten Volksschule eine gute Schule besuchen konnte. Bildung war für uns wichtig: am Donau Ufer hatte ich bereits die Großbuchstaben gelernt, die ich unter Anleitung meines Vaters mit einem Stecken in den feuchten Sand malte. Vor allem in Wien war- trotz der Bombenruinen - Bildung...

weiterlesen

Heimkehrer Wien 2. April 2025

Vater kam krank aus dem Ural und Griechenland heim

Wolfgang Grassl

Er hat erzählt: "Wir hatten mit drei Sachen zu kämpfen: mit Schnee, mit Wölfen und mit Partisanen."

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 31. März 2025

Zerlumpter Russe

Wolfgang Grassl, Jg. 1937

Noch vor Weihnachten 1945 taucht der Vater überraschend auf der Terrasse in Theresienfeld auf. Als einer der ersten kehrt er schwerkrank aus der Kriegsgefangenschaft hinterm Ural zurück.

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 31. März 2025

Jetzt bin i dahoam

Stefan Ebner

Es heißt, der Bruder des ehemaligen Vizekanzlers Alois Mock sagte während seiner Heimkehr an den verschiedenen Stationen, jedes Mal, wenn er näher an zu Hause kam: "Jetzt bin i dahoam", bis er tatsächlich bei seiner Mutter im Haus in Euratsfeld stand.

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 30. März 2025

Junge Soldaten schlugen sich durch

Reinhard Sitz

Junge Soldaten versuchten in letzten Kriegstagen heimzukommen, manche wurden von den Vorgesetzten heimgeschickt. Deserteure wurden aber erschossen.

weiterlesen

Heimkehrer Niederösterreich 30. März 2025

Glückliche Heimkehr aus dem Krieg

Dr. Silvia Zenta

Heimkehr

Im Frühjahr 1945 kehrte mein Vater aus dem Krieg zurück. Teils zu Fuß schlug er sich von Griechenland über den Balkan nach Kärnten durch und wurde von den Engländern interniert. Er bekam das Angebot, sollte er in der englichen Besatzungszone einen Arbeitsplatz erhalten, so käme er aus der englischen Gefangenschaft frei. Bereits vor seiner Einberufung zur Feldeisenbahn hatte mein Vater als Ingenieur bei der Deutschen Reichsbahn in St. Pölten gearbeitet und daher versuchte er die Berufslaufbahn bei den zukünftigen Österr. Bundesbahnen fortzusetzen. So kam mein Vater nach Knittelfeld und half die zerstörte Infrastruktur wieder aufzubauen. Knittelfeld war bei Bombenangriffen im Februar 1945 fast zur Hälfte zerstört worden.

weiterlesen

Heimkehrer Steiermark 27. März 2025

Zurück in die alte Heimat

Renate Scherr

Aus den Aufzeichnungen meiner Mutter Renate Scherr, née Wagner, 1927-2021. Nach der Flucht aus einem kath. Erziehungsheim bei Laupheim und die Rückkehr in die "Heimat".

-- Kriegsende -- Eines Tages wurden wir Österreicher zusammen-getrommelt und ab nach Hause geschickt. Ich hatte den Eindruck, in einem Viehwaggon zu sitzen. Es war so ein komisches, bläulich gleißendes Licht. Ich weiß nicht mehr, wie man das nannte. Wir Österreicher wurden zusammengetrommelt und mit dem Zug nach Hause geschickt. Wie ich mich darüber freute! In der Heimat angekommen, gab es keine Begrüßung für mich, nur Enttäuschungen am laufenden Band. Zu Hause in Knappenberg hat mich meine Stiefmutter erst einmal fragend angeschaut und sagte dann: „Was willst Du hier? Das ist nicht mehr Dein Zuhause! Ich bin von Deinem Vater geschieden. Du kannst eine Nacht hier schlafen, aber morgen musst du verschwinden!“ Ich wusste nicht, wie und was mit mir geschah. Ich ging am nächsten Tag zum Bahnhof nach Hüttenberg und kaufte mir eine Fahrkarte nach Unzmarkt. Koffer und Habseligkeiten hatte ich mit. Vor Unzmarkt löste ich vor Verzweiflung die Sicherheitsstange am Ausstieg und ließ mi...

weiterlesen

Heimkehrer Kärnten 27. März 2025