Wir Kinder haben die Erdäpfel am Acker gestohlen

Manfred Golda, Jg. 1941

Ich mich noch gut erinnern, wie es die ersten Lebensmittelkarten gab. Bei uns war weit und breit kein Geschäft, da mussten wir ziemlich weit laufen, bis man dann nach St. Peter, einem Vorort von Klagenfurt-Ost gekommen ist. Dort habe ich dann eingekauft, was man halt so gekriegt hat auf Lebensmittelkarten. Große Äcker hat die Firma Fischl gehabt, die spätere Kärntner Hefe- und Spiritusfabrik, die hat eine ziemlich große Landwirtschaft gehabt bei unserer Siedlung. Dort haben die auch Kartoffeln angepflanzt. Wir Kinder sind oft tagsüber auf den Kartoffelacker gegangen und haben die Erdäpfel gestohlen und dann geschaut, dass wir wieder heimkommen, ohne dass das wer bemerkt. Es ist auch immer ein Aufseher herumgegangen, der aufgepasst hat, dass nichts gestohlen wird. Wenn dann abgeerntet war, dann durfte man auch offiziell nach übriggebliebenen Kartoffeln suchen. Da haben dann auch andere Leute aus der Nachbarschaft den Acker abgesucht.

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Versorgung Kärnten 31. Mai 2025

Hamstern in der Nachkriegszeit

Frau Liegl, Jg. 1937

Es waren hauptsächlich Mütter, die damals Essen auftrieben. Sie packten Hausrat in Rucksäcke und zogen alleine oder zu zweit los. Viele Männer waren noch nicht vom Krieg zurück oder hatten keine Arbeit und es gab nur Essen mit Lebensmittelkarten. Sie versuchten ihr Glück bei Bauern, um eventuell etwas Fleisch oder Obst für die Kinder heim zu bringen. Manchmal waren eine Bekannte und meine Mutter auch länger aus und halfen bei den Bauern mit für Kost und Quartier. Es gab kein Telefon, also musste meine Großmutter auf uns aufpassen und aus fast nichts Essen machen, bis endlich der Rucksack am Küchentisch landete. 1946 bekam ich als unterernährte Schulkind von der Volkshilfe einen Erholungsurlaub in der Steiermark. Meine Pflegeeltern hatten ein Gasthaus. Dorthin wanderte meine Mutter auch immer tagelang und blieb für einige Tage. Ich war dort zwei Monate und besuchte die dritte Klasse Volksschule, obwohl der Aufenthalt über die Volkshilfe nur sechs Wochen galt. Die Pflegeeltern bes...

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Versorgung Niederösterreich 22. Mai 2025

Ein Kilo Zucker zu viel

Herr König, Jg. 1938

Wie das aus war, ist von der Gemeinde eine Gruppe gekommen, paritätisch zusammengesetzt aus den drei Parteien, und haben geschaut, ob wir Lebensmittel gehortet haben. Meine Mutter hat drei oder vier Kilo Zucker gehabt und da waren zwei da und der eine hat gesagt: „Das ist ja viel zu viel, was sie da haben“. Also eine Familie mit 5 Personen. Und hat darauf bestanden, dass ihr ein Kilo Zucker weggenommen wird. Und ein Zweiter, das war der Kommunist interessanterweise, sagt: „Geh lass doch der Frau den Zucker.“ Ich weiß die Namen auch, aber die sage ich lieber nicht. Meine Mutter hat sich vor dem niedergekniet und hat ihn angefleht, den Kilo Zucker zu lassen. Und der hat darauf bestanden, dass er weggenommen wird. Und ich habe mir damals vorgenommen, den bring ich um. Das ist bis heute bei mir noch drinnen. Er ist dann von selber gestorben. Die Sache war also überflüssig.

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Versorgung Niederösterreich 20. Mai 2025

Braunschweiger Wurstradlmomente

Horst Stadler, Jg. 1945

Ich bin im Februar 45 geboren und ab 1955 im Almtal in die Schule gegangen und hab vom Krieg natürlich nichts mehr mitbekommen. Was ich aber mitbekommen habe, ist folgendes: Wir sind in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen. Ich bin aber jeden Tag satt geworden, weil wir haben einen Bauernhof in der Nähe gehabt, wir haben im Bauernhof gewohnt, also, ich hab genug Wasser gehabt und zum Essen, aber: wir haben natürlich ein ganzes Woche kein Fleisch bekommen. Und am Sonntag hat´s ein altes Hendl gegeben, das hat´s am nächsten Sonntag noch einmal gegeben, weil das hat länger gehalten, und am Samstag am Abend hat es etwas gegeben, was einmalig war und zwar hat´s am Abend für uns Kinder a Braunschweiger gegeben, und zwar aufgeschnitten in dünne Radln und die haben wir aufs Brot gelegt. Und da weiß ich heut noch, wie ich damals als kleiner Bub mit der Zunge allweil die Braunschweiger Radln vor mich hingeschoben hab übers Brot, und ganz zum Schluss, wenn das Brot fertig war, hab ich dann di...

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Versorgung Oberösterreich 20. Mai 2025

Mein Buch über die Nachkriegszeit

Othmar Nestroy, Jg. 1933

Episoden aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in Wien

Othmar Nestroy: Es rissen alle Stricke – doch wir überlebten. Episoden aus der Kriegs- und Nachkriegszeit in Wien in einer nicht streng chronologischen Abfolge, Graz 2015. ISBN 978-3-85125-424-2 (Archiv und Bibliothek der TU Graz, Band 5) Auch als E-Book kostenfrei online lesbar auf der Website des Verlags der Technischen Universität Graz:

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Versorgung Wien 20. Mai 2025

Käse wie im Schlaraffenland

Renate Smola, Jg. 1934

In der letzten Kriegswoche hat man sich eine Woche in den Keller verfügt, in Liesing war das, im Brauhauskeller haben wir die Bombenangriffe überstanden und dort auch gewohnt eine Woche lang. Zur selben Zeit war schon das Kriegsende mit den diversen Umbrüchen. Da haben auch schon Plünderungen stattgefunden, darunter auch Aufbewahrungsstätten von Lebensmitteln. Meine Mutter hat mir im Keller gekochte Nudeln im Keller serviert, da sind Käfer rumgeschwommen. Auf einmal kommt ein riesengroßer, mannshoher Käselaib reingerollt. Der wurde geplündert. Ich habe immer gesagt, das war das Schlaraffenland, und danach ist die Hungersnot gekommen. Wir haben uns abschneiden können wie im Schlaraffenland, so viel wir wollten. Danach war nicht genug da, um die Bevölkerung in der ersten Zeit zu versorgen. Was auch symptomatisch war: man hat dann Lieferungen bekommen von anderen Ländern und wir sind unter der russischen Besatzungsmacht gewesen, die haben ja selber nichts gehabt. Die haben uns beliefer...

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Versorgung Wien 20. Mai 2025

Ungeliebter Slowenischunterricht in Kärnten

Frau Keller

Minderheitenkonflikt in der Besatzungszeit

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Versorgung Kärnten 14. Mai 2025

Die Zitterpartie über den Semmering

Frau Keller

Ein Zug, die Angst, die russische Kontrolle am Semmering

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Versorgung Wien 14. Mai 2025

Meine Tante rettet meine Gesundheit

Frau Furtner

Frau Furtner und die Unterernährung

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Versorgung Wien 14. Mai 2025

Der "Picknickkorb" der Russen

Erika Nigl

Erika Nigl erinnert sich an Hilfe von den Russen 1945

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Versorgung Wien 14. Mai 2025

Der hungrige Bruder

Erika Nigl

Erika Nigl erinnert sich an den Hunger 1945

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Versorgung Wien 14. Mai 2025

Futter für die Löwen und die Tierkinder

Frau Gruber

Frau Gruber erinnert sich an Kamele und die kaiserliche Kuh

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Versorgung Wien 13. Mai 2025

Zucker für die Kinder

Frau Sengstschmidt

Russische Besatzungssoldaten teilen ihre Rationen

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Versorgung Niederösterreich 9. Mai 2025

Wasser für die erschöpften deutschen Soldaten

Frau Sengstschmidt

Frau Sengstschmidts Mutter vollbringt eine gute Tat

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Versorgung Niederösterreich 9. Mai 2025

Die Grenze in Linz

Barbara Riccabona

Der "Devisenhändler" an der Donaubrücke

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Versorgung Oberösterreich 9. Mai 2025