Besatzungszeit in Baden und Abzug der Russen 1955

Brigitte Scharinger

Arbeit bekamen nur Mitglieder der kommunistischen Partei; bei den Wahlen wagte niemand, in die Wahlkabine zu gehen, weil der Betriebsrat klar machte, was er von einer geheimen Wahl hielt. Der Abzug der letzten Soldaten verlief völlig unspektakulär.

Baden war, als ich mit 5 Jahren 1947 dorthin kam, von den Russen besetzt und es befand sich dort das Hauptquartier der russischen Besatzungsmacht. Die Menschen hatten Angst vor den Besatzern und diese Angst war auch für so ein kleines Kind für mich einfach spürbar. Viele der schönen, alten Villen, waren von Russen besetzt und die ursprünglichen Bewohner hatten Glück, wenn sie in 1 Zimmer bleiben konnten und nicht einfach rausgeschmissen wurden. Mein kindliches Verständnis der Welt war einfach: „Es gibt Russen und Österreicher und die Österreicher müssen tun, was die Russen wollen.“ Die Angst vor den Russen war immer da – vor Kindern wurde über Politik nicht gesprochen, zu groß waren die Ängste, dass man sie in der Schule ausfragen konnte. Arbeit gab es nur, wenn man Mitglied in der kommunistischen Partei war. Dann musste man auch die Zeitung „Volksstimme“ abonnieren. Zum Kassieren der Abo-Gebühr wurde ein Parteimitglied verpflichtet und man konnte nie wissen, ob dieser Kass...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Niederösterreich 25. April 2025

Flüchtlingseinquartierung und Ressentiments

Erna Putz, Jahrgang 1946

Mein Großvater wurde 1945 Bürgermeister von Ohlsdorf bei Gmunden. Er blieb das dann zehn Jahre lang. Als Bürgermeister musste er das mit den vielen Vertriebenen managen. Aber man hat sich auch selbst geholfen, man hat zum Beispiel einen Stier nach Wolfsegg getrieben. Dort hat man dann dafür einen Waggon Kohle bekommen für die Menschen. Entscheidend war, ob man genug zu essen hatte. Aber ich glaube, in Bauernhöfen hat man nicht gehungert. Auch wenn es kaum Zucker oder Schuhe zu kaufen gab, hatten sie dann wenigstens was zum Eintauschen. Schon im März 1945 waren in Ohlsdorf Vertriebene und Flüchtlinge da. Danach kam noch einmal eine große Gruppe aus der Bukowina hierher. Da musste dann jede Bauernfamilie eine Familie sogar in die Stube aufnehmen, also direkt in den gemeinsamen Wohnraum. Aber die Verbindungen sind Jahrzehnte lebendig geblieben von den Einquartierten und den dann wieder auf die Beine Gekommenen. In den 1950er Jahren, da war ich so sieben, acht, da hat ein Mann i...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Oberösterreich 19. April 2025

Späterer ÖVP-Vizekanzler Withalm Flüchtling am Hof

Erna Putz, Jahrgang 1946

Da sieht man wie wichtig es war, dass genug zu essen da war. Die Familie meiner Mutter war in einer guten Situation: ein Bauernhof, eine Fleischhauerei, ein Lebensmittelgeschäft. Es war eine ausgebombte Familie, eine Wienerin mit 2 kleinen Kindern einquartiert und zwei Akademiker, Juristen, auch aus Wien, vom März 1945 bis in den Herbst. Auf dem Hof wohnten drei junge Mädchen - meine Mutter und ihre zwei Schwestern. Alle haben mitgearbeitet in der Landwirtschaft. Es muss auch sehr nett und lustig gewesen sein. Der eine, der Dr. Zöberl, ist dann nach Argentinien emigriert, kam nach ein paar Jahren zurück und hat gemeint, meine Tante hätte auf ihn gewartet... gut, meine Mutti war ja schon verlobt. Der andere Wiener war der Dr. Hermann Withalm. Der ist dann im Herbst zurück nach Wien und hat gesagt, er geht in den Staatsdienst. Meine Mutti hat gefragt: Ah, spitzen Sie auf einen Ministerposten? Na ja, er wurde dann Vizekanzler. Die Verbindung dieser Menschen, sowohl der Familie...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Oberösterreich 19. April 2025

Retour aus Exil für antifaschistisches Österreich

Susanne Pollak, Jahrgang 1942

Vom Nationalsozialismus verfolgter Vater kehrt aus dem Exil in Frankreich zu Fuß über die Alpen zurück, um im Auftrag der Kommunistischen Partei ein antifaschistisches Österreich aufzubauen: Ich bin geboren im Exil meiner Eltern in Frankreich. Sie mussten, weil sie Juden waren, fliehen. Mein Vater aus Wien und meine Mutter schon 1933 aus Berlin. Mein Vater war in Frankreich im Widerstand und in der Kommunistischen Partei. Er ist im 1945 im Auftrag der Partei nach Wien zurückgekehrt, um ein antifaschistisches Österreich aufzubauen. Er ist im Mai 1945 zu Fuß von Toulouse über den großen und kleinen Sankt Bernhard, über die Alpen bis nach Jugoslawien, wo er als feindlicher Ausländer für einige Tage festgenommen wurde, bevor er in Wien ankam. Meine Mutter und ich sind dann Anfang Dezember 45 mit einem der ersten Arlbergexpress nach Wien zurückgekommen. Mein Vater war Arzt und er hat gleich eine Ordination im Gemeindebau bekommen, in Kaisermühlen im 22. Bezirk. Und ich kann mich ...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wallis 18. April 2025

Mit Otto v. Habsburg auf illegaler Fahrt

Marlene Poscher, Jahrgang 1941

1948 hat mich meine Mutter aus Bregenz, wo ich Verwandte hatte, abgeholt. Sie musste mit mir nach Innsbruck fahren, sodass ich rechtzeitig in die Schule komme. Damals war es noch schwierig, weil die Bahn nicht so regelmäßig gefahren ist. Meine Mutter ist dann zu Gebrüder Weiß Transporte gegangen und hat gefragt, ob es eine Mitfahrgelegenheit gäbe. Wir durften dann mit diesem riesigen Lastwagen mitfahren. Bei der Hinauffahrt auf den Arlberg ist der Lastwagen zusammengebrochen. Jetzt ist meine Mutter mit dem kleinen Kind da gestanden, und es hat ja kaum Personenverkehr gegeben. Und sie hat gesagt, sie probiert halt Autostopp zu machen, und dann kommt von irgendwo ein Auto daher. Es war ein weinroter Personenkraftwagen mit zwei Herren drinnen. Der hat glatt gestoppt, und der Chauffeur hat seinen Beifahrer gebeten, dass er sich nach hinten setzt. Meine Mutter konnte vorne einsteigen und ich bin hinten bei dem anderen Herren gesessen. Zu dieser Zeit damals konnte ich kaum im Auto mit...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Tirol 18. April 2025

Der Weg in die Normalität

Herbert Grünwald

Herbert Grünwalds Jugendnach dem Krieg

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wien 15. April 2025

Neue Vergnügungen, mehr Wohlstand

Franz Schindl

Franz Schindl wird zum Partytiger

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wien 15. April 2025

Neue Verwendung der Nazi-Appellhallen

Franz Schindl

Franz Schindl wird DJ und lernt zu feiern

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wien 15. April 2025

17.11.1945 Sammelgegenstände vernichtet

Gerald Blaich

Schullehrmittel wurden bei Kampfhandlungen vernichtet

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Niederösterreich 10. April 2025

1946 Erkenntnis lt. Verbotsgesetz

Gerald Blaich

Der Senat für NÖ stellt fest, dass mein Opa als "minderbelastet" gilt

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Niederösterreich 10. April 2025

25.9.1946 Politisches Gutachten

Gerald Blaich

Die drei Parteien der Gemeinde Manhartsbrunn (KPÖ, SPÖ und ÖVP) bestätigen Schuldlosigkeit

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Niederösterreich 10. April 2025

12.6.1946, Erkenntnis, Seite 2 von 2

Gerald Blaich

Sonderkommission I. Instanz erkennt...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Niederösterreich 10. April 2025

23.3.1946, Ladung nach dem Verbotsgesetz

Gerald Blaich

Mein Großvater Johann Linzbauer wurde zur mündlichen Verhandlung vor die Sonderkommission I. Instanz beim Landeschulrat im Zuge der Entnazifizierungsgesetze geladen.

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Niederösterreich 10. April 2025

13.8.1945, Dienstenthebung Manhartsbrunn

Gerald Blaich

Mein Großvater Johann Linzbauer wurde wegen Mitgliedschaft bei der NSDAP seines Postens als Oberlehrer in Manhartsbrunn im Weinviertel enthoben. Nun folgen mehrere Dokumente, welche den amtlichen Verlauf bis zu seiner Rehabilitierung nachvollziehen.

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Niederösterreich 10. April 2025

Sonderkommission d. Post- und Telegraphendirektion

Gerhard Walter

Entnazifizierung: Die Sonderkommission bei der Post- und Telegraphendirektion entscheidet nach dem Verbotsgesetz über eine Wiedereinstellung meines Großvaters Roland Rosmanith.

Erkenntnis: Die Sonderkommission bei der Post- und Telegraphendirektion für Wien, Niederösterreich und Burgenland in Wien hat am 14. 6. 1946 unter Vorsitz des Dr. Hönel und im Beisein von Rosa Kammerer und Franz Klein als Mitglieder der Sonderkommission nach Anhörung des Dr. Friedrich Mandler als Vertreter der Dienstbehörde (des Liquidators der Einrichtungen des Deutschen Reiches in der Republik Österreich, Post- und Telegraphenverwaltung) gemäß §18/1/2-4 und § 19 der 3. Durchführungsverordnung zum Verbotsgesetz, St.G.Bl. Nr. 131/45 bei der Beurteilung des Technischen Telegrapheninspektors Roland Rosmanith in XVI., Wilhelminenstr. 106 im Sinne des § 21 des Verfassungsgesetzes vom 8. 5. 1945 über das Verbot der NSDAP (Verbotsgesetz), StGB1. 13/45 nach durchgeführter mündlicher Verhandlung festgestellt: Technischer Telegrapheninspektor Roland Rosmanith bietet nach seinem bisherigen Verhalten keine Gewähr dafür, daß er jederzeit rückhaltlos für die unabhängige Republik Österr...

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Wiederaufbau und Staatsvertrag Wien 25. März 2025