Österreich als Energie autarkes Land

Anti-Atom-Gipfel in Wien

Bei einem Anti-Atom-Gipfel in Wien geht es um die viel zitierte Energiewende. Die Ziele der Regierung sind ehrgeizig: Österreich will keinen Atomstrom mehr importieren und der gesamte Energiebedarf soll im Inland gedeckt werden, das wurde bei der letzten Klausur beschlossen. Die Regierung will darüber jetzt mit Umweltorganisationen und Spitzen der heimischen Energiewirtschaft reden.

Morgenjournal, 01.07.2011

Astrid Petermann

Ausstiegs-Zeitplan angestrebt

Wenn sich heute Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) und Vizekanzler Michael Spindelegger (ÖVP) mit NGOs und Spitzen der heimischen E-Wirtschaft trifft, erwartet sich Umweltminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) einen rot-weiß-roten Schulterschluss.

Auf konkrete Ergebnisse will sich Berlakovich zwar nicht festlegen, ein fixer Zeitplan was bis 2015 genau passieren soll, wäre für ihn aber wünschenswert.

Grüne: Ausstieg schon jetzt

Den Grünen ist das zu wenig. Sie werfen der Regierung und ihrer Anti-Atom-Politik Scheinheiligkeit vor. Einerseits fordere Österreich seine Nachbarstaaten dazu auf, Atomkraftwerke abzuschalten, andererseits würden heimische Energieversorger mit Atomstrom handeln. Bundessprecherin Eva Glawischnig meint, aus dem Atomstromhandel könne man unverzüglich aussteigen.

Vom Anti-Atom-Gipfel erwarten sich sie Grünen ein klares JA zu ihren Forderungen, ansonsten sei der Gipfel Placebo. Der Kanzler sei mittlerweile zum Ankündigungskanzler in der Anti-Atom-Politik mutiert. Glawischnig fordert noch vor dem Sommer ernsthafte Konsequenzen.

Umweltorganisationen für erneuerbare Energien

Als Schritt in die richtige Richtung wertet die Umweltorganisation Global 2000 den heute stattfindenden Anti-Atom-Gipfel. Österreich sei nicht auf Atomstrom-Importe angewiesen. Einer Umsetzung der Regierungs-Ziele stehe also nichts im Wege, sagt Reinhard Uhrig von Global 2000.

Dass die Stromkunden dafür tiefer in die Tasche greifen müssten, liege allein an der Profitgier der Energieversorger, so Uhrig. Würden diese ihre Kosten ohne Aufschläge weitergeben, könnten sich die Österreicher erneuerbare Energien auch leisten.

Anzengruber: Europaweite Energiewende

Verbundchef Wolfgang Anzengruber warnt vor einer überhasteten Vorgangsweise, die erneuerbaren Energien müssten rechtzeitig ausgebaut werden, sagt er im Morgenjournal-Interview. Autarkie sei nicht sinnvoll, Österreich sollte aber seinen Beitrag zur europaweiten Energiewende beitragen. Atomstrom-Frei könne Österreich nur dann sein, wenn es auch ganz Europa ist, sagt Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber.

Morgenjournal, 01.07.2011

Verbund-Chef Anzengruber im Gespräch mit Astrid Petermann