Umweltschützer: Zu wenig Überflutungsraum

Das Hochwasser in Österreich sei großteils mensch-gemacht, sagt die Naturschutzorganisation WWF. Die Flüsse würden Städte, Dörfer und Straßen überfluten, weil ihnen in den letzten Jahren zu viel Raum weg genommen wurde. Es gebe kaum noch natürliche Überschwemmungsflächen. Die Flüsse müssten daher aus ihrem Zwangskorsett aus Beton und Stein befreit werden, so der WWF.

Morgenjournal, 5.6.2013

"Großflächiges Bundesprogramm" gefordert

Der Dauerregen der letzten Tage ist nur der Auslöser der Katastrophe, die Ursache liegt wo anders, sagt der WWF. In den vergangen Jahrzehnten seien Flüsse begradigt, die Ufer verbaut worden. Damit muss Schluss sein, man müsse den Flüssen wieder ihren Raum zurück geben, fordert Christoph Walder, Flussexperte des WWF: "Das sind zum Teil einfache Wiesen und Felder, die überschwemmt werden, wenn es notwendig ist. Aber es gibt auch Flussräume, die man so nutzt, dass man den Fluss breiter macht und dadurch einem Hochwasser mehr Platz gibt." Derartige Schritte wären nicht nur punktuell zu setzen, wie es schon geschehe, "sondern großflächig als Bundesprogramm".

Eine Milliarde für Hochwasserschutz

84.000 Hektar Land - das ist eine Fläche, die doppelt so groß ist wie das Stadtgebiet von Wien - wären nötig für ein funktionierendes Hochwasser-Management, so Walder. Dieses unverbaute Land entlang der großen Flüsse sei vorhanden, wenn die Grundbesitzer es zur Verfügung stellen würden. "Wir können mit dem Hochwasser nicht verhandeln, sondern nur mit den Grundbesitzern, der Bundesregierung."

Schon 2006 hat der WWF - gemeinsam mit der Wirtschaftskammer eine Milliarde Euro für ein bundesweites Hochwasserschutzprogramm gefordert. Und einiges sei durchaus passiert, etwa in Oberösterreich und in Tirol, aber das sei noch zu wenig, so Walder. Und so liegt die Forderung des WWF nach der Hochwasserschutz-Milliarde erneut am Tisch, mit der Hoffnung einen Teil dieses Geld jenen Grundbesitzern geben zu können, die künftig vielleicht ihren Grund und Boden als Überschwemmungsgebiet zur Verfügung stellen. Zusätzlich seien gute Hochwasserprognosen und Einsatzpläne nötig, aber vor allem brauche es einen "funktionierenden Fluss", und den müsse man nötigenfalls herstellen, sagt Christoph Walder von der Umweltschutzorganisation WWF.